Hormone in den Wechseljahren als kurzfristige Therapie nicht als Prävention geeignet

Prof. Hans Georg Bender, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG), empfiehlt Patientinnen „eine individuelle Hormonersatztherapie bei kurzfristiger Anwendung als ein wirkungsvolles Mittel gegen starke Wechseljahresbeschwerden wie z.B. Schlaflosigkeit, Hitzewallungen oder Depressionen. Die auf die Beschwerden abgestimmte Einnahme von Hormonen kann unter regelmäßiger Kontrolle fortgesetzt werden. Für eine langfristige Anwendung als Prävention von Herz-Erkrankungen bietet die Hormonersatztherapie nach den jetzt vorliegenden Untersuchungergebnissen nicht die erwarteten Vorteile.“

Bender reagierte damit auf die bereits in der vergangenen Woche online veröffentlichte Großstudie der Women’s Health Initiative in den USA zur Hormonersatztherapie (JAMA S. 321-333). Die Studie sollte ursprünglich bis 2005 laufen und die vorbeugende Wirkung einer Kombination von Östrogen und Progestin auf Herzinfarkte und Schlaganfälle erweisen. Tatsächlich stellte sich das Gegenteil heraus. Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 5,2 Jahren waren Schlaganfälle um 41 Prozent gestiegen, Herzattacken um 29 Prozent und auch die Zahl der Brustkrebserkrankungen um 26 Prozent. Die Studie wurde vorzeitig abgebrochen und den Probandinnen nahegelegt, die Hormone sofort abzusetzen. Für die kurzfristige Einnahme von Hormonen wurde kein erhöhtes Risiko festgestellt.

„Die Ergebnisse der Studie sind von großer Bedeutung für die Bewertung der Hormonersatztherapie, für die es bisher sehr widersprüchliche Aussagen gab,“ betont Bender. Die Studie gilt in ihrem Untersuchungsergebnis auch für Europa und Deutschland, trotz einiger systematischer Mängel der Studie wie das hohe Eintrittsalter der teilnehmenden Frauen, die mangelnde Berücksichtigung von Vorbehandlungen oder Risikofaktoren wie z.B. die familiäre Veranlagung. „Langfristig wirkt die Hormonersatztherapie zwar vorbeugend gegen Osteoporose und Darmkrebs, aber das Risiko für Herzerkrankungen oder Brustkrebs gibt Grund zur Vorsicht,“ so Bender abschließend.

Prof. Bender steht für Telefoninterviews zur Verfügung (Tel 0211/ 811-7500).

Media Contact

Isa Berndt idw

Weitere Informationen:

http://www.dggg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer