Medienbranche: Old Business vor New Business

Die Schwellenländer werden für die globale Medien- und Unterhaltungsindustrie zum wichtigsten Impulsgeber der kommenden Jahre. Bis 2012 wird der Branchenumsatz weltweit um jährlich 6,6 Prozent auf annähernd 2,2 Billionen US-Dollar (1,43 Billionen Euro) zulegen.

Das erwartet die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) in ihrem „Global Entertainment and Media Outlook: 2008 – 2012“. Deutlich schneller wachsen die Erlöse in den so genannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China). Hier ist eine jährliche Steigerungsrate von 13,6 Prozent auf einen Gesamtumsatz von nahezu 250 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012 zu erwarten.

„Während die Medienindustrie in den Schwellenländern von steigenden Einkommen und dem hohen Anteil junger, medienaffiner Konsumenten profitiert, eröffnen sich in den reifen Märkten der westlichen Industriestaaten durch Digitalisierung und Internet-Vertrieb weiterhin neue Absatz- und Werbemöglichkeiten“, erläutert Frank Mackenroth, Partner und Leiter der Branchengruppe Entertainment & Media bei PwC.

Rückgrat der Branche bleibt allerdings das Geschäft jenseits des Internet. So dürften Fernsehwerbung, Anzeigen- und Verkaufserlöse der Printmedien, Verkauf und Verleih von DVDs sowie andere traditionelle Erlösquellen im Jahr 2012 rund 761,4 Milliarden US-Dollar zum Gesamtumsatz beisteuern. Auf die korrespondierenden digitalen Umsatzträger wie Online-Werbung, E-Books und -Magazine oder auch Video-on-Demand entfallen 2012 voraussichtlich Erlöse von knapp 234,2 Milliarden US-Dollar.

Deutscher Markt fällt zurück

Die westlichen Industriestaaten bleiben ungeachtet der vergleichsweise niedrigen Wachstumsraten mit Abstand die wichtigsten Medienmärkte. So steigt der Branchenumsatz in den USA bis 2012 um voraussichtlich 4,8 Prozent pro Jahr auf 758,9 Milliarden US-Dollar, in Westeuropa um 5,4 Prozent auf 632,8 Milliarden US-Dollar und in Japan um 3,6 Prozent auf 166,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012.

Für die Region Asien-Pazifik erwarten die Experten in den nächsten fünf Jahren ein Wachstum von durchschnittlich 8,8 Prozent auf rund 508,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012, wobei der Zuwachs ohne den reifen japanischen Medienmarkt sogar bei 12 Prozent pro Jahr liegt.

In der Region Ost- und Zentraleuropa wird der Branchenumsatz voraussichtlich um jährlich 11,2 Prozent auf 90,1 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012 steigen.

Deutschland verzeichnet mit einem jährlichen Plus von lediglich 3,9 Prozent die europaweit geringsten Zuwächse bis 2012, bleibt aber mit einem Erlös von voraussichtlich 123,9 Milliarden US-Dollar der zweitgrößte Medienmarkt Europas hinter dem Vereinigten Königreich (152 Milliarden US-Dollar).

Internet wird mobil

Ein Internetanschluss ist in den meisten Haushalten der Industriestaaten mittlerweile selbstverständlich. Während in China im Jahr 2007 erst knapp 21 Prozent und in Indien sogar nur 6,1 Prozent der Haushalte über einen eigenen Internetzugang verfügten, waren es in Westeuropa knapp 63 Prozent, in den USA gut 81 Prozent und in Japan sogar über 90 Prozent. „Dennoch ist der Internetmarkt auch in den Industrieländern nicht gesättigt. So wächst der Anteil der Breitband-Kunden weiterhin, und immer mehr Konsumenten wollen auch unterwegs per Handy oder Laptop ins Internet gehen können. Davon profitieren in erster Linie die Netzbetreiber, indirekt aber auch Inhalte-Anbieter“, kommentiert Mackenroth.

Bis 2012 steigen die weltweiten Erlöse aus Internet-Zugangsentgelten via Telefon- und Breitbandanschluss voraussichtlich um durchschnittlich 9,3 Prozent auf rund 223,5 Milliarden US-Dollar. Noch dynamischer verläuft die Entwicklung im mobilen Internet. Hier wächst der Umsatz in den kommenden fünf Jahren um durchschnittlich 18,9 Prozent auf rund 117,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012.

Fernsehen bleibt bei Werbung führend

Die Werbeerlöse der Medienbranche steigen von 2008 bis 2012 voraussichtlich um 6,1 Prozent jährlich auf rund 634 Milliarden US-Dollar. Dabei verzeichnet die Online-Werbung mit einem durchschnittlichen Zuwachs von 19,5 Prozent zwar die höchsten Steigerungsraten, das gesamte Umsatzvolumen dürfte 2012 mit knapp

120,4 Milliarden US-Dollar aber weiterhin niedriger sein als der Werbeumsatz der Zeitungen (knapp 136,8 Milliarden US-Dollar). Mit Abstand wichtigstes Werbemedium bleibt das Fernsehen, das seine Umsatzerlöse um jährlich 5,9 Prozent auf gut 215,8 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012 steigern dürfte.

Für Deutschland zeichnet sich jedoch ein umgekehrtes Bild ab. Hierzulande wächst der TV-Werbeumsatz voraussichtlich unterdurchschnittlich um 3,2 Prozent pro Jahr auf gut 6,8 Milliarden US-Dollar 2012. Demgegenüber klettert der Umsatz mit Online-Werbung um 17,6 Prozent auf annähernd 7,7 Milliarden US-Dollar.

Ähnlich ist das Verhältnis bei den Gebühreneinnahmen der Fernsehsender. Während die Ausgaben der Endverbraucher in den kommenden fünf Jahren weltweit um durchschnittlich 10,1 Prozent auf knapp 280,8 Milliarden US-Dollar steigen werden, prognostizieren die PwC-Experten für Deutschland einen Zuwachs von lediglich 5,5 Prozent. Damit geben die Konsumenten 2012 voraussichtlich 14,9 Milliarden US-Dollar für ihr Fernsehprogramm aus und damit weniger als für den (mobilen und den Festnetz-) Internet-Zugang (2012: 17,5 Milliarden US-Dollar). Ohne die Zugangsentgelte für das mobile Internet (gut 5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012) bleiben die Ausgaben für den Fernsehempfang aber nach wie vor höher.

Filmbranche erholt sich

Für die Filmindustrie prognostizieren die PwC-Experten eine deutliche Erholung. Nachdem die Umsätze in den vergangenen zwei Jahren nur um weniger als drei Prozent zulegen konnten und 2005 sogar rückläufig waren, ist für den Zeitraum von 2008 bis 2012 mit einem jährlichen Zuwachs von 5,3 Prozent auf rund 111,2 Milliarden US-Dollar zu rechnen. „Treiber dieser Entwicklung sind die technische Aufrüstung der Kinos mit digitalen 3-D-Projektoren, das Ende des Formatstreits bei den hochauflösenden DVDs und attraktive Angebote für Video-on-Demand“, erläutert Mackenroth. Allein der Umsatz der Online-Videotheken dürfte bis 2012 um jährlich 32,4 Prozent auf über 10,8 Milliarden US-Dollar steigen, bleibt aber der kleinste Umsatzposten (weniger als 10 Prozent des Gesamtumsatzes der Filmbranche).

Musikindustrie schrumpft

Die Musikindustrie ist die einzige Mediensparte mit rückläufigen Erlösen. In den kommenden fünf Jahren wird der Umsatz voraussichtlich um durchschnittlich 0,6 Prozent auf knapp 32,5 Milliarden US-Dollar sinken. „Zwar wächst der Markt für Musik-Downloads deutlich zweistellig, diese Entwicklung kann den Umsatzeinbruch im Tonträgerverkauf jedoch zumindest in den kommenden zwei bis drei Jahren nicht ausgleichen“, kommentiert Mackenroth. So steigt der Umsatz aus dem digitalen Musikvertrieb über Internet und Mobilfunk bis 2012 jährlich um 20,8 Prozent auf gut 18,8 Milliarden US-Dollar.

Gleichzeitig werden die Erlöse aus dem Verkauf von CDs und Musik-DVDs voraussichtlich um drastische 12,2 Prozent pro Jahr auf gut 13,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012 schrumpfen. Im Jahr 2011 dürfte der digitale Musikumsatz erstmals höher sein als der Umsatz mit herkömmlichen Tonträgern.

Verlage profitieren von Digitalisierung

Der Umsatz der Zeitschriften-, Magazin- und Buchverlage wird demgegenüber dank der fortschreitenden digitalen Vermarktung stabil wachsen. Anzeigen in Print- und Online-Medien sowie Vertriebserlöse lassen den Gesamtumsatz der Verlagsbranche von rund 548,4 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr auf voraussichtlich rund 630,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012 ansteigen.

Ein rasantes Wachstum prognostiziert die Studie für E-Books. Der Umsatz mit digitaler Literatur und Lehrbüchern wird von 2008 bis 2012 um durchschnittlich 38,2 Prozent auf knapp 6,8 Milliarden US-Dollar zulegen. Mit gut 123 Milliarden US-Dollar werden die Buchverlage allerdings auch in fünf Jahren den Löwenanteil ihrer Erlöse mit gedruckten Titeln erwirtschaften.

Zusätzliche Informationen zum „Global Entertainment and Media
Outlook: 2008-2012″ finden Sie unter: www.pwc.de.

Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in Deutschland mit 8.390 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund 1,35 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung (Advisory).

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