Chemieindustrie: Kreditkrise bremst Konsolidierung

Die weltweite Kreditkrise hat das Konsolidierungstempo in der Chemieindustrie deutlich gebremst. Im ersten Quartal 2008 sank der Gesamtwert der weltweit angekündigten Zusammenschlüsse und Übernahmen (Mergers and Acquisitions, M&A) auf 11 Milliarden US-Dollar.

Zu diesem Ergebnis kommt die vierteljährlich erscheinende Marktanalyse „Chemical Compounds“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC). Im Rekordjahr 2007 hatte das M&A-Volumen im Quartalsdurchschnitt 28 Milliarden US-Dollar erreicht. Insgesamt war das Transaktionsvolumen von 55 Milliarden US-Dollar im Jahr 2006 auf 112 Milliarden US-Dollar gestiegen.

„Die Zahlen des ersten Quartals lassen sich zwar nicht ohne Einschränkungen auf das Gesamtjahr hochrechnen, dennoch ist für 2008 mit einem deutlich niedrigeren M&A-Volumen als im Vorjahr zu rechnen.

Bei größeren Deals dürften vor allem strategische Käufer zum Zuge kommen, während sich große Private-Equity-Fonds mit wenigen Ausnahmen aufgrund der Auswirkungen der Kreditkrise zumindest vorübergehend zurückhalten werden“, prognostiziert Dr. Volker Fitzner, global verantwortlicher Partner für den Bereich Chemicals bei PwC Advisory weltweit.

Von Januar bis März 2008 wurden 154 Deals verzeichnet, in 69 Fällen wurde das Transaktionsvolumen veröffentlicht. Nur 20 Übernahmen hatten ein Volumen von mehr als 50 Millionen US-Dollar. Im ersten Quartal wurden vier so genannte Mega-Deals mit einem Wert über einer Milliarde US-Dollar abgeschlossen. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2007 gab es 19 Fusionen und Übernahmen dieser Größenordnung, jeweils drei Transaktionen in 2007 hatten Volumina von mehr als fünf bzw. über zehn Milliarden US-Dollar.

Bedeutung strategischer Käufer steigt

Die Auswirkungen der Kreditkrise zeigten sich in der Chemiebranche mit Hinblick auf die M&A-Aktivitäten erst zu Jahresbeginn 2008: Auf Private-Equity-Fonds und andere Finanzinvestoren entfiel im ersten Quartal nur noch rund zehn Prozent des Transaktionsvolumens, während ihr Anteil in den Jahren 2006 und 2007 jeweils deutlich über 20 Prozent lag. „Allerdings spiegeln diese Zahlen die Bedeutung der Finanzinvestoren nicht vollständig wider. So zählen einige Chemieunternehmen als strategische Käufer, obwohl sie selbst in Private-Equity-Besitz sind“, erläutert Dr. Volker Fitzner.

Bei Übernahmen mit vergleichsweise geringen Transaktionsvolumina sind Finanzinvestoren weiterhin stark engagiert. Insgesamt beteiligten sich Private-Equity-Gesellschaften im ersten Quartal an 37 Transaktionen, von denen 20 ein Volumen unter 50 Millionen US-Dollar hatten.

Region Asien-Pazifik bei den größten Transaktionen führend

Bei drei der vier größten Transaktionen des ersten Quartals 2008 traten Investoren aus der Region Asien-Pazifik als Käufer in Erscheinung. Während es sich bei der Übernahme der chinesischen Qinghai Salt Lake durch die Qinghai Digital Net sowie der australi-schen Dyno Nobel durch Incitec Pivot um Zusammenschlüsse auf natio-naler Ebene handelte, war die Übernahme des US-Konzerns General Chemical durch die indische Tata Chemicals der einzige internationa-le Mega-Deal. Die größte Transaktion des ersten Quartals gab es in Ägypten: Hier übernahm der Düngemittelhersteller OCI den Chemiebereich der Beteiligungsgesellschaft Abraaj Capital für knapp 3,4 Milliarden US-Dollar.

Insgesamt entfielen im ersten Quartal dieses Jahres 50 Prozent des Transaktionsvolumens auf Käufer aus der Region Asien-Pazifik, gefolgt von Investoren aus dem Mittleren Osten (31 Prozent), Westeuropa (11 Prozent) und Nordamerika (7 Prozent).

Konsolidierung in der Chemiebranche belebt sich wieder

Mittlerweile gibt es erste Anzeichen dafür, dass die Konsolidierung der Chemiebranche wieder an Tempo gewinnt. So gab der Düsseldorfer Henkel-Konzern zu Beginn des zweiten Quartals die Übernahme der Geschäftsbereiche Klebstoffe und Elektronikchemikalien von National Starch für rund 3,7 Milliarden Euro (gut 5,5 Milliarden US-Dollar) bekannt.

Das Übernahmegeschehen dürfte sich weiter beleben, sobald die Finanzmärkte die Auswirkungen der Kreditkrise verarbeitet haben. „Viele Private-Equity-Fonds verfügen noch über Kapital von Anlegern, das sie wegen der unsicheren Lage bislang nicht investiert haben.

Zudem ist der Trend zur Restrukturierung in der globalen Chemieindustrie intakt. Die Unternehmen setzen weiterhin auf die Fokussierung ihrer Kompetenzen und stoßen bevorzugt zyklische und nicht zum Kerngeschäft zählende Geschäftsfelder ab“, erläutert Dr.

Volker Fitzner.

Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in Deutschland mit 8.390 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund 1,35 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung (Advisory).

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