Potenzial von RFID in deutschen Unternehmen weitgehend ungenutzt

Die Studie mit dem Titel „RFID – Spielwiese für Technologiebegeisterte oder Schlüsseltechnologie zur Effizienzsteigerung von Geschäftsprozessen?“ besteht zum einen aus einer Unternehmensbefragung und zum anderen aus einem technischen Vergleich.

An der Unternehmensbefragung haben sich rund 100 Unternehmen, unter anderem aus den Bereichen Logistik, Maschinenbau, Automobilbau, Luft- und Raumfahrt sowie Elektrotechnik aktiv beteiligt. Dabei machten sie detaillierte Angaben zu ihren Erfahrungen und Erwartungen bei der Einführung von RFID.

In dem technischen Vergleich wurden verschiedene RFID-Systeme in einer den realen Industriebedingungen entsprechenden Laborumgebung auf ihre Leistungsfähigkeit untersucht. So zeigt die Studie sowohl die Erfahrungen der befragten Unternehmen als den Nutzen der Technologie und die Produktreife der Systeme auf.

Die Studie belegt, dass Unternehmen das Potenzial von RFID bisher kaum ausschöpfen: Etwa 80 Prozent der Befragten bezeichnen die Erwartungen und Erfahrungen mit RFID als negativ. „Die große Unzufriedenheit ist frappierend, aufgrund unserer Erfahrung aber nicht unerwartet“, kommentiert Dr.-Ing. Michael Rübartsch, Geschäftsführer bei P3.

„Es wird offensichtlich viel Geld in Pilotprojekte investiert, doch diese bringen dann nicht den erhofften Nutzen.“ Welche Faktoren dafür verantwortlich sind, zeigt die Studie sehr deutlich: Bei den meisten RFID-Einführungen mangelt es an der Integration von Prozessen, detaillierten Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und technischem Know-how.

Mangelnde Konsequenz bei der Automatisierung komplexer Prozesse

Obwohl 72 Prozent der befragten Unternehmen angaben, dass die Prozessoptimierung das vorrangige Ziel der RFID-Einführung war, sind wertschöpfende Unternehmensbereiche nur selten involviert. Bisherige Projekte gehen kaum über einfache logistische Anwendungen hinaus. Die Unternehmen sind häufig inkonsequent bei der Automatisierung gesamter Prozessketten. 66 Prozent nutzen die Chancen der Technologie nicht zur Integration unternehmensübergreifender Prozesse.

Ein besonders auffälliges Ergebnis der Studie ist, dass sich fast ein Viertel der teilnehmenden Unternehmen für RFID entschied, ohne vorher die Wirtschaftlichkeit systematisch zu prüfen. Gerade diejenigen, die RFID aus wirtschaftlichen Gründen einführten, sahen daher ihre Ziele oft nicht erfüllt. „Der eigentliche Sinn von RFID – Prozesse zu beschleunigen, die Fehleranfälligkeit zu reduzieren und dadurch Kosten zu senken – wurde häufig verfehlt“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt vom Fraunhofer IPT.

Technische Schwierigkeiten müssen zukünftig überwunden werden

Auch die technischen Anforderungen der RFID-Technologie wurden von den Unternehmen oftmals unterschätzt: So ergab die Befragung, dass 30 Prozent der Unternehmen im Vorfeld von RFID-Projekten keine technische Machbarkeitsstudie durchgeführt haben, obwohl es RFID heute auch bei Standardanwendungen noch nicht „von der Stange“ gibt. Die technische Vergleichsstudie zeigt, dass die Leistung einzelner RFID-Komponenten von verschiedenen Parametern abhängig ist, so führen die Inkompatibilität existierender Standards sowie der Aufbau und die Ausrichtung von Systemkomponenten häufig zu Schwierigkeiten.

Während beispielsweise Ultra-Hochfrequenz-Systeme deutlich höhere Reichweiten erzielen als Hochfrequenz-Systeme, treten aufgrund der Ausbreitungscharakteristik der Wellen Interferenzen auf, die das Auslesen von Daten verhindern. Daher sind robuste RFID-Anwendungen heute immer noch eher einfach aufgebaut.

RFID-Projekte werden in Zukunft noch komplexer

Nach Ansicht der Experten zeigen die Ergebnisse der Studie, dass RFID tatsächlich noch eine Beschäftigung für Technologiebegeisterte ist. Damit sich RFID zur Schlüsseltechnologie zur Effizienzsteigerung von Geschäftsprozessen wandelt, müssen zukünftige Anwendungen die automatische Datenerfassung mit lokalisierenden und historischen Produktdaten sowie Geldflüssen kombinieren und die Wertschöpfungskette vollständig abbilden.

Als Folge werden RFID-Projekte immer komplexer. Unternehmen benötigen mehr als nur die technischen RFID-Komponenten. Hier kommen Dienstleister ins Spiel, die die Einführung von der Prozessanalyse über den Business Case bis hin zum Change Management begleiten, technisches Fachwissen und Erfahrung mitbringen und darüber hinaus auch den Betrieb ganzheitlicher Lösungen unterstützen.

Das Fraunhofer IPT und P3 beschäftigen sich bereits seit langem in Forschung und Praxis mit der Transparenz in der Wertschöpfungskette und RFID. Das Fraunhofer IPT untersucht in seiner Abteilung für Produktionsqualität und Messtechnik von Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionsprozesse. Die P3 Ingenieurgesellschaft mbH ist ein Spin-Off-Unternehmen des Fraunhofer IPT und unterstützt heute mit knapp 800 Beraterinnen und Beratern Industrieunternehmen in den Gebieten Qualitäts-, Prozess- und Projektmanagement.

Die vollständige Studie ist zu einem Preis von 199 Euro über Mario Isermann (Fraunhofer IPT) zu beziehen. Belegexemplar bei Abdruck erbeten.

Ihre Ansprechpartner:

Dr.-Ing. Ulf Glaser
P3 Ingenieurgesellschaft mbH
Dennewartstraße 25 – 27
52068 Aachen
Telefon: +49 (0) 1 63 8 86 94 06
ulf.glaser@p3-group.com
Dipl.-Ing. Mario Isermann
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT
Steinbachstraße 17
52074 Aachen
Telefon: +49 (0) 2 41 89 04 1 45
mario.isermann@ipt.fraunhofer.de

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Susanne Krause Fraunhofer Gesellschaft

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