Public Private Partnership-Projekte bieten Wachstumschancen für den Mittelstand

Mittelständische Betriebe (KMU) sind überproportional stark als (Haupt-)Auftragnehmer an kleineren PPP-Projekten beteiligt. Bei größeren Projekten sind sie vor allem als Nachunternehmer „in der zweiten Reihe“ einbezogen. Auf der zweiten und folgenden Ebene übernehmen sie durchschnittlich 70 bis 80 Prozent der Arbeiten. Deutlich mehr als die Hälfte der durch diese Projekte erzielten Wertschöpfung bleibt in der jeweiligen Region.

Dies sind die Kernergebnisse der neuen Untersuchung „PPP und Mittelstand“, die das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) in Kooperation mit dem Institut für Site und Facility Management GmbH (ISFM) erarbeitete. Die Forscher untersuchten dabei vor allem, ob PPP-Projekte so ausgestaltet sind, dass sie gleiche Beteiligungschancen für den Mittelstand eröffnen und in welchem Umfang der Mittelstand bisher an bereits laufenden PPP-Projekten beteiligt ist.

Im Rahmen dieser von der PPP Task Force im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie der PPP-Task Force im Finanzministerium des Landes Nordrhein-Westfalen in Auftrag gegebenen Studie wurden im ersten Halbjahr 2007 30 ausgewählte PPP-Hochbauprojekte in Deutschland untersucht.

Die Studie verbindet zwei Themen von hoher Aktualität: Die wachsende Bedeutung von Public Private Partnership-Projekten sowie das politische Ziel der „Förderung von mittelständischen Unternehmen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen einerseits, dass die These der „Mittelstandsfeindlichkeit“ von PPP nicht aufrechterhalten werden kann, dass andererseits durchaus Verbesserungspotenziale in der mittelstandsgerechten Ausgestaltung der PPP-Projekte bestehen.

Die immer wieder geäußerte Vermutung, dass es einen Zusammenhang zwischen Projektvolumen und Mittelstandsbeteiligung gäbe, konnte trotz der vergleichsweise kleinen Zahl untersuchter Projekte statistisch eindrucksvoll bestätigt werden. In großen Projekten finden sich praktisch keine KMU als Hauptauftragnehmer, auch nicht als Partner in Konsortien. Dafür sind mittelständische Betriebe als (Haupt-)Auftragnehmer an kleineren PPP-Projekten überproportional stark beteiligt. Der (weiche) Schwellenwert, bis zu dem die Projekte mittelstandsgeeignet erscheinen, liegt nach der Studie jedoch nicht bei den vielfach in Fachliteratur und Praxis genannten zehn Millionen, sondern bei etwa 15 Millionen Euro. Die Hälfte aller untersuchten Projekte weist ein geringeres Investitionsvolumen als 15 Millionen Euro auf. Das entspricht etwa dem bundesweiten Durchschnitt. Gleichzeitig sind damit auch in 47 Prozent der Projekte KMU als Hauptauftragnehmer zum Zuge gekommen, entweder als Beteiligte an den Bieterkonsortien oder (in sechs Fällen) als alleiniger PPP-Auftragnehmer.

Nimmt man die Investitionsvolumina der Projekte zum Maßstab, ergibt sich ein anderes Bild. Etwa 81 Prozent der PPP-Investitionsvolumina der dreißig untersuchten Projekte wurden danach in Projekten realisiert, in denen auf der ersten Ebene keine KMU einbezogen sind. Auch dieses Ergebnis folgt aus der Affinität mittelständischer Unternehmen für kleinere Projektvolumina.

Zwar hat sich das Investitionsvolumen in der Studie als das wesentliche „Erklärungsmerkmal“ für die Beteiligungswahrscheinlichkeit von KMU als Hauptauftragnehmer herausgestellt. Dennoch weisen die Ergebnisse der Untersuchung auch auf erhebliche Optimierungspotenziale im Hinblick auf die mittelstandsgerechte Ausgestaltung von PPP-Projekten hin: zum Beispiel im Hinblick auf die Bereitstellung von Informationen im Vorfeld einer Ausschreibung oder die Verlängerung der Ausschreibungsfristen.

Ein erfreuliches Ergebnis der Studie ist schließlich, dass die Zusammenarbeit in den PPP-Projekten nach Einschätzung sowohl der öffentlichen Auftraggeber als auch der privaten Auftragnehmer weitgehend positiv und partnerschaftlich verläuft. Auch wenn die Zufriedenheit insgesamt relativ hoch ist, werden aus Sicht der öffentlichen Auftraggeber die Leistungen der großen Unternehmen tendenziell besser beurteilt. Dies ist ein Hinweis darauf, dass KMU als Auftragnehmer von PPP teilweise noch professioneller agieren müssten.

Die ausführlichen Ergebnisse sind als Sonderveröffentlichung erschienen (als Printfassung für 12,90 Euro und zum Download kostenfrei).

Die Untersuchung im Internet:

PPP und Mittelstand. Untersuchung von 30 ausgewählten PPP-Hochbauprojekten in Deutschland http://www.difu.de/publikationen/liste.phtml?kategorie=Sonderveröffentlichungen Bibliographische Angaben http://edoc.difu.de/edoc.php?id=L5I7GWKT Download der Veröffentlichung http://www.difu.de/publikationen/difu-berichte/4_07/08.phtml Hintergrundtext http://www.difu.de/presse/220108-chart.jpg Grafik

Weitere Informationen:
Dr. rer. pol. Busso Grabow, Deutsches Institut für Urbanistik, Telefon: 030/39001-248, E-Mail: grabow@difu.de

Der Text ist selbstverständlich frei zum Abdruck – über ein Belegexemplar bzw. einen Beleglink an die Difu-Pressestelle würden wir uns sehr freuen!

Kurzinfo: Deutsches Institut für Urbanistik Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu), Berlin, ist als größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-, Fortbildungs- und Informationseinrichtung für Städte, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften. Ob Stadt- und Regionalentwicklung, Wirtschaftspolitik, Städtebau, Soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht, Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete unabhängige Institut bearbeitet ein umfangreiches Themenspektrum und beschäftigt sich auf wissenschaftlicher Ebene mit allen Aufgaben- und Problemstellungen, die die Kommunen heute und in Zukunft zu bewältigen haben. Rechtsträger ist der Verein für Kommunalwissenschaften e.V., der zur Sicherung und Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung durch Förderung der Kommunalwissenschaften gegründet wurde.

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