Transaktionen deutscher Unternehmen reduzieren regelmäßig Shareholder Value

Bei der Mehrheit der Transaktionen deutscher Unternehmen (59 Prozent) wird der Shareholder Value regelmäßig reduziert. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Unternehmen als Erwerber oder als Zielunternehmen auftritt. In weiteren drei Prozent der Fälle kommt es zu keiner wesentlichen zusätzlichen Wertschöpfung, und nur 38 Prozent der untersuchten Transaktionen führen zu deutlichen Wertsteigerungen. Das ist das wichtigste Ergebnis einer Studie von KPMG, bei der 154 Transaktionen im Zeitraum von 1998 bis 2001 mit einem Volumen von mindestens 150 Mio. Euro untersucht wurden.

Von den untersuchten Transaktionen lagen drei von vier (78 Prozent) im Bereich zwischen 150 Millionen und 1,6 Milliarden Euro, 75% waren international („cross-border“), 88% wurden innerhalb derselben Branche durchgeführt und 81% führten zu einer Mehrheitsbeteiligung.

Die höchsten Erfolgsquoten waren in der Versorgungs- (44%), der Rohstoffwirtschaft (53%) und in der Autoindustrie (60%) zu verzeichnen. Hier scheinen infolge des ausgereiften Marktumfeldes und standardisierter Prozessabläufe die Integration und Umsetzung von Synergien besonders begünstigt worden zu sein.

Transaktionen, bei denen die Beteiligung am Zielunternehmen unter 25 Prozent lag, waren in Bezug auf den Shareholder Value ebenfalls überdurchschnittlich erfolgreich. Der Markt scheint strategische Allianzen und Business-Netzwerke zu begünstigen gegenüber Transaktionen, die auf vollständige Kontrolle mit dem damit verbundenen hohen Risiko der Integration ausgerichtet sind. Die Erfolgsquote von Transaktionen stieg im umgekehrten Verhältnis zum übernommenen Kapitalanteil.

Under-Performance des Erwerbers im Vorfeld der Transaktion wirkte sich positiv auf die Erfolgsquote aus (73%). Bei vorheriger Over-Performance des Erwerbers hingegen führte eine Transaktion zu einem wesentlichen Verlust an Shareholder Value (81%). Der Markt geht bei Under-Performance offensichtlich davon aus, dass der Erwerber mit der Transaktion einen Turnaround anstrebt, während bei vorheriger Over-Performance ein möglicher Verlust des strategischen Fokus durch die Transaktion unterstellt wird. Vorherige Shareholder Value Entwicklung des übernommenen Unternehmens zeigt einen ähnlichen Trend: 56% der Transaktionen, bei denen das übernommene Unternehmen ein Under-Performer war, erzielten eine wesentliche Wertsteigerung gegenüber lediglich 37% der Transaktionen, bei denen der Übernahmekandidat vor der Transaktion Over-Performer war. Der Markt scheint Transaktionen mit einem Over-Performer als potenziell überteuert und als politisch oder emotional motiviert anzusehen, während Transaktionen mit einem Under-Performer wirtschaftlich interessante Turnaround-Perspektiven eröffnen.

Faktoren, die sich als unwesentlich erwiesen, waren Transaktionsvolumen und Art der Transaktion – branchenintern oder branchenübergreifend, inländisch oder international. Es scheint hier aus Sicht des Marktes ein Trade-off zu bestehen zwischen den größeren Synergiepotentialen einerseits und den erhöhten Risiken andererseits bei cross-border und cross-industry Transaktionen.

Dr. Dieter Lohse, Partner bei KPMG Financial Advisory Services: „Verglichen mit organischem Wachstum und evolutionärem Wandel tendieren Transaktionen dazu, den strategischen Kurs und die Struktur eines Unternehmens – zum Guten oder zum Schlechten- aufgrund eines einzigen Deals rasch und drastisch zu ändern. Einer herausragenden Chance zur sprunghaften Wertsteigerung steht hier das gleich große Risiko einer wesentlichen Wertzerstörung gegenüber.“ Lohse weist des weiteren darauf hin, dass das Erlernen der Erfolgsregeln bei Transaktionen leichter und weniger kostspielig mit kleinen oder mittelgroßen als mit großen Deals erfolgen kann.

Lohse: „Eine transparente Deal-Struktur, fundierte Due-Diligence, rationale Verhandlungen und die frühzeitige Berücksichtigung von Integrationsthemen tragen viel dazu bei, das Wertsteigerungspotential einer Transaktion auszuschöpfen. Intensives Screening, die Beschaffung qualifizierter, hochwertiger Informationen über das Zielunternehmen, die Auffassung einer Transaktion als Prozess und – last but not least – ein Gespür dafür, wann man auf einen Deal besser verzichtet, sind kritische Erfolgsfaktoren zur Realisierung von Wertsteigerungen durch Transaktionen.“

Die englischsprachige Studie „Transactions in Germany – Success or failure?“ kann bestellt werden bei research@kpmg.com, Tel.: (030) 2068-4181, Fax: (030) 2068-4142

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Marita Reuter Pressemitteilung

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