Zuchtlachs: Parasiten töten Wildbestände

Wildlachsbestände geraten an der Westküste Kanadas immer stärker unter Druck: Der Grund dafür sind Zuchtlachse in Aquakulturen, die Parasiten in die Gewässer bringen. Wenn innerhalb der kommenden zehn Jahre nicht drastische Maßnahmen erfolgen, ist der Wilde Rosa Lachs um den Broughton Archipel – nördlich von Vancouver – verschwunden, berichtet das Wissenschaftsmagazin Science in seiner jüngsten Ausgabe.

Die Studienergebnisse der Wissenschaftler um Martin Krkosek von der University of Alberta in Edmonton warnen vor der globalen Ausbreitung der Aquakulturen und ihren Folgen für die Wildarten. Es war bekannt, dass so genannte Seeläuse aus den Zuchten für wilde Tiere eine Bedrohung wären, allerdings nicht, in welchen Ausmaß, schreibt Krkosek, der Bestandsdaten in den Flüssen um die Central Coast des Bundesstaates British Columbia erhoben hat. Verglichen wurden Zahlen der Bestände von 1970 mit denen von heute. Untersucht wurde vor allem die Auswirkung von Aquafarmen auf die Wildpopulationen. „Das Ergebnis ist alarmierend: Die Wahrscheinlichkeit einer Ausrottung liegt bei 100 Prozent. Die einzige Frage ist, wie lange es dauern wird“, so Krkosek gegenüber BBC.

Kommerzielle Aquafarmen mit offenen Netzen sind ein Paradies für Seeläuse, die über die Haut in die Muskeln der Fische dringen. Adulte Tiere sind den Angriffen der Parasiten gewappnet. Jungtiere sind hingegen stark bedroht. Die Lachse kommen auf ihrem Weg von den Laichgründen ins Meer mit den Parasiten in Kontakt. „Lachsfarmen brechen ein natürliches Gesetz“, erklärt Studien-Co-Autorin Alexandra Morton, Direktorin der Salmon Coast Field Station am Broughton Archipel. „In der freien Wildbahn sind die Jungtiere Seeläusen einfach nie ausgesetzt, weil die adulten Fische, die die Parasiten in sich tragen, im Meer leben.“ Die Fischfarmen verursachen hier praktisch eine Kollision zwischen den Parasiten und den Jungfischen. „Die jungen Fische sind diesen Angriffen gegenüber nicht gewappnet und fallen den Seeläusen daher zum Opfer“, erklärt die Forscherin.

Nach Angaben der Forscher könnte man das Problem allerdings lösen: Einerseits müsste die Fischzucht von den natürlichen Gewässern separiert betrieben werden, sodass kein Berührungspunkt zwischen den freilebenden Tieren und den gezüchteten möglich sei. Das gelte grundsätzlich auch während der Laichzeit. Zum anderen schlagen die Experten vor, Zuchtfarmen nicht an Flüssen zu errichten, die von wilden Lachsen frequentiert werden.

In Kanada besitze das Problem der Lachse allerdings einen anderen Stellenwert, denn die Wildlachse werden als nationaler Schatz gesehen, erklärt Krkosek. „In den vergangenen Jahren hat allerdings die wirtschaftliche Bedeutung der Aquakulturen stetig zugenommen.“ Das gelte insbesondere für Regionen, in denen andere Betriebsansiedlungen ohnehin problematisch wären. „Es gibt definitiv wirtschaftliche Überlegungen für die Notwendigkeit solcher Fischfarmen, aber wenn sie so betrieben werden wie jetzt zerstören sie die Umwelt.“

Der Artikel im Wissenschaftsmagazin hat aber auch für andere „Lachsnationen“ wie etwa Norwegen und Schottland Auswirkungen. In Schottland gebe es das Problem in dieser Art allerdings nicht mehr. „Fischfarmer, Umweltschützer und die schottische Regierung arbeiten seit vielen Jahren an einem lokalen Management-Plan zusammen, der beiden Interessen vorteile bringen soll“, so Sid Patten, CEO der Scottish Salmon Producers.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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