Für Autofahrer über 80 Jahre steigt das Unfallrisiko stark an

Forscher der Universität Zürich schlagen deshalb vor, nicht wie heute üblich bereits die 70-Jährigen zu einem obligatorischen Fahreignungstest zu schicken. Geeigneter wäre ein Fahrtraining, denn die Fahrsicherheit lässt sich auch im hohen Alter wieder auffrischen.

Junglenker gelten oft als Raser und ältere Autofahrer leiden unter dem Ruf, bei komplexen Verkehrssituationen unsichere und gefährliche Verkehrsteilnehmer zu sein. Jüngere Personen erhalten darum den Führerausweis nur auf Probe und Senioren ab 70 Jahren müssen sich alle zwei Jahre einer Fahreignungskontrolle unterziehen.

Ob diese beiden Altersgruppen tatsächlich unsere Strassen unsicher machen, wollten Forscher der UZH genauer wissen. Gianclaudio Casutt, Prof. Mike Martin und Prof. Lutz Jäncke vom Psychologischen Institut der Universität Zürich haben die Unfallrate von Autofahrern unterschiedlicher Altersgruppen unter Berücksichtigung des Unfallschweregrads und der Unfallbeteiligung berechnet und miteinander verglichen. Sie haben dabei auch die jährliche Fahrleistung pro Altersgruppe berücksichtigt.

18- bis 24-Jährige nicht die risikoreichste Gruppe
Die Ergebnisse zeigen, dass Autofahrer zwischen 70-75 Jahren kein erhöhtes Unfallrisiko aufweisen. «Die Altersgrenze von 70 Jahren für eine Fahreignungskontrolle scheint deshalb nicht zwingend notwendig zu sein», folgert Casutt. Wenn überhaupt, dann müsste die Altersgrenze bei 75 Jahren oder älter angesetzt werden. Das höchste Unfallrisiko pro gefahrenen Kilometer weisen die über 80-Jährigen auf, gefolgt von den 75- bis 80-Jährigen. Erst an dritter Stelle kommen die Junglenker im Alter zwischen 18 und 24 Jahren.

Dieses erhöhte Unfallrisiko bei den über 75-jährigen Autofahrern bezieht sich auf Unfallverursacher, die selber unverletzt blieben. Zudem verdoppelt sich das Risiko der Altersgruppe der 75- bis 80-Jährigen, bei einem selbstverschuldeten Unfall schwer verletzt zu werden. Bei den über 80-Jährigen vervierfacht sich dieses Risiko. Das Sterberisiko ist sogar acht Mal höher.

«Uns hat erstaunt, dass die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen nicht mehr die risikoreichste Gruppe hinsichtlich des Unfallrisikos darstellt», erklärt Casutt. Die älteren Autofahrerinnen und Autofahrer haben im Gegensatz zu den jungen Neulenkern, die eine Zweiphasenausbildung absolvieren mussten, keine Fahrtrainings geniessen dürfen. «So ist es durchaus denkbar, dass ältere Lenker bei entsprechendem Training und unter Ausnutzung der bekannten Plastizität des Gehirns ihre Fahrsicherheit steigern könnten», sagt Jäncke.

Literatur:
Gianclaudio Casutt, Mike Martin und Lutz Jäncke. Alterseffekte auf die Fahrsicherheit bei Schweizer Kraftfahrern im 2010. Zeitschrift für Verkehrssicherheit 59 (2013). Nr. 2, S. 84.

Kontakt:
Prof. Lutz Jäncke
Psychologisches Institut, Abteilung Neuropsychologie
Universität Zürich
Tel: +41 44 635 74 01
E-Mail: l.jaencke@psychologie.uzh.ch
lic. phil. Gianclaudio Casutt
Psychologisches Institut, Abteilung Neuropsychologie
Universität Zürich
Tel: +41 44 635 74 51
E-Mail: g.casutt@psychologie.uzh.ch

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Nathalie Huber Universität Zürich

Weitere Informationen:

http://www.uzh.ch/

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