Mein Auto und ich – Neue Studie der Hochschule Niederrhein zur weiblichen Autokultur

Zwanzig Studenten des Marketing-Seminars hatten im Auftrag des Kompetenzzentrums „Frau und Auto“ 81 Fahrerinnen aller Alters- und Berufsklassen zu ihrem ersten Auto, ihrem derzeitigen Wagen und ihrer Traumkarosse befragt.

Und nicht nur das: Sie schauten in alte Fotoalben und ließen sich von den Frauen unvergessliche Erlebnisse mit ihrem Auto schildern. Die Studie zeigt: Das Verhältnis von Frauen zu ihren Autos ist eine Geschichte voller Emotionen und zugleich ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik.

Für fast alle befragten Frauen war es wichtig, den Führerschein zu besitzen. Vor allem für ältere waren Unabhängigkeit, Freiheit und das Gefühl, nicht auf andere angewiesen zu sein, die Triebfedern für den Erwerb. „Erst ab dem Geburtsjahrgang 1966 verweisen die Frauen auf berufliche Gründe für den Einstieg in die automobile Beweglichkeit“, berichtet Prof. Dr. Doris Kortus-Schultes, die Leiterin des interdisziplinären Kompetenzzentrums. In noch jüngeren Jahrgängen wird sogar „Gruppenzwang“ als Motiv für den Führerscheinerwerb angeführt. Die überwiegende Mehrheit (86 Prozent) hat den Führerschein im Alter zwischen 17 und 21 Jahren erworben.

Bemerkenswert: Frauen von 40 und älter erinnern sich mit sehr viel mehr Emotionen und lustigen Erlebnissen an ihren ersten Wagen als jüngere. Sie machten mit Mitte 20 den Führerschein und übernahmen häufig das alte Auto des Vaters. Fahren geübt wurde mit Papa und Mama auf dem Parkplatz oder dem Hof anstatt wie heute auf dem Verkehrsübungsplatz. Und so manche erinnert sich noch sehr gut daran, wie sie mit ihrem alten Käfer auf der Landstraße liegen geblieben ist und auf Hilfe hoffte. Als Mitte der sechziger Jahre die Anti-Baby-Pille erfunden wurde, wurden Frauen auch im Verhältnis zum Auto selbständiger. Mit 18 durfte der Führerschein erworben werden, aber erst mit 21 wurde man volljährig. Ans Lenkrad gelassen wurden viele trotzdem nur sonntags, wenn der Ehemann bei der Familienfeier einen zuviel getrunken hatte. War das Geld für das erste eigene Auto zusammengespart, stand die Frage „Was kann ich mir leisten?“ im Vordergrund. Und der Besitzerstolz war entsprechend groß. Jüngere Fahrerinnen erhalten heute ihr erstes Auto oft zum Abitur. Es ist fast eine Selbstverständlichkeit geworden. Im Gegensatz dazu erinnern sich auch Ältere noch ziemlich genau an Ausstattungsdetails ihres ersten Autos wie etwa selbst genähte Leopardensitzbezüge.

Heute muss das Auto vor allem funktionale Kriterien erfüllen, den Rollator für die pflegebedürftigen Eltern zugleich aufnehmen können wie den Kinderwagen, sagt Prof. Dr. Engelbert Kerkhoff, Sprecher des Forschungsschwerpunkts Kompetenz im Alter der Hochschule Niederrhein. „Es gibt gar nicht so wenige Omas, die zu ihrem ersten Halbmarathon mit dem Auto fahren“. Für fast 90 Prozent der Befragten ist das Auto zur Erledigung der Einkäufe unverzichtbar, dahinter kommen Freizeitgestaltung und Transport der Kinder. Eine 25-Jährige, die in der Bildergalerie der Studie stolz vor ihrem schwarzen hochtourigen Sportcoupé posiert, demonstriert damit zugleich ihren beruflichen Erfolg. Singlefrauen ohne Kinder mit hohem Einkommen sind eine wachsende Zielgruppe für die Industrie. Besonders auch bei der Frage nach ihrem Traumauto zeigen Frauen Emotionen: Es sind für ein Drittel Form und Design, die ein Modell für sie zum Traumauto machen. Sehr häufig wird die Version „Cabrio“ genannt. Aber etliche würden auch gern einen „New Beatle“ fahren – weil er sie an ihr erstes Auto erinnert: den Käfer.

Kontakt: Prof. Dr. Doris Kortus-Schultes, Tel.02161-186-6327 oder 0212-331800

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Rudolf Haupt idw

Weitere Informationen:

http://www.hs-niederrhein.de/

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