Adipositas: Ausgrenzung macht krank

Die Gesundheit von stark übergewichtigen Menschen hängt auch davon ab, wie sie von ihrem Umfeld behandelt werden. Fühlen sie sich dauerhaft diskriminiert, werden sie eher krank und unbeweglicher als sozial akzeptierte Menschen, berichten US-amerikanische Forscher in der Zeitschrift „Social Psychology Quarterly“. „Adipöse internalisieren oft das Stigma, dem sie ausgesetzt sind. Der dadurch empfundene Stress begünstigt andere Krankheiten“, so Studienleiter Markus Schafer von der Purdue University http://www.purdue.edu .

Stress durch Stigma

Die Forscher untersuchten dafür 1.500 Erwachsene, bei denen sie zweimal – 1995 und 2005 – den Body-Mass-Index, den Gesundheitszustand und den subjektiven Eindruck von Diskriminierung aufgrund ihres Gewichts erhoben. Wie erwartet, hatte sich die Gesundheit nach zehn Jahren im Vergleich bei Adipösen mehr verschlechtert als beim Rest. Überrascht wurden die Forscher jedoch, als sie nur die Übergewichtigen nach dem Ausmaß des empfundenen Stigmas überprüften.

Dass sie häufig Diskriminierung erlebten, gaben elf Prozent der leicht- und 33 Prozent der stark Adipösen an. Genau bei diesen beiden Gruppen war der Verfall viel deutlicher ausgeprägt als bei den Adipösen, die kaum Diskriminierung erlebten. Erkenntlich war das an der körperlichen Leistung wie etwa Stiegensteigen oder das Tragen von Einkaufstaschen, jedoch auch im Auftreten von Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Herzproblemen.

Frustessen und Sportvermeidung

„Ein plausibles Ergebnis“, urteilt Umweltsoziologe Michael Zwick von der Universität Stuttgart http://www.uni-stuttgart.de/soz/tu gegenüber pressetext. Übergewicht sei bereits für sich eine Form von sozialer Beschädigung, da es in vielen Fällen auf Konflikte oder Vernachlässigung in der Familie zurückgeht (pressetext berichtete: http://pressetext.de/news/100126020/). „Wer zusätzlich ständig Diskriminierung von außen erlebt, neigt noch eher zum Frustessen. Statt Gegenmaßnahmen zu treffen, wirft er jede Stopp-Regel über Bord.“ Die weitere Gewichtszunahme erhöhe das Krankheitsrisiko.

Außerdem verhindere Diskriminierung auch körperliche Aktivität. „Sport braucht bei stark Übergewichtigen viel soziale Unterstützung durch Familie, Freunde, Selbsthilfegruppen oder Sportclubs. Wer diese nicht hat, schafft es kaum, sich in Sport- oder Badebekleidung zusätzlich zu exponieren.“ Als Alternative greifen viele zu Diäten, die laut Zwick das Dicksein jedoch eher verstärken als zu reduzieren. „Kinder sind umso dicker, je mehr Diäten sie hinter sich haben. Denn der notwendige Ausstieg aus dem dick machenden Umfeld und dem lange eingeübten Verhalten gelingt kaum.“

Dicke Vorbilder gesucht

Die US-Studienautoren fordern mehr Anstrengungen, um die Diskriminierung aufgrund des Gewichts zu bekämpfen – ähnlich wie dies bereits bei Hautfarbe oder Geschlecht geschehe. „Stereotypisierung kann man nicht verhindern, negative Zuschreibungen jedoch schon. In werden adipöse Kinder zwar kaum ausgegrenzt, haben aber einen schlechteren Stand bei Gleichaltrigen als behinderte oder ausländische. Für ein besseres Image würde beitragen, wenn man in den Medien auch positiv bewertete Übergewichtige zeigt“, so Zwick.

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.redaktion

Weitere Informationen:

http://www.purdue.edu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer