Wie Männer und Frauen riechen: Kasseler Psychologe erforscht den Trost im Geruch

Bei Männern sieht das anders aus. Harald Euler, Psychologieprofessor an der Universität Kassel, hat das bisher weitgehend unbeachtete Phänomen „Geruchstrost“ in einer Studie genauer untersucht.

208 Kasseler Studentinnen und 71 Studenten in heterosexuellen Partnerschaften wurden über ihr Verhalten in Zeiten der Trennung vom Partner befragt. Euler fand heraus, dass knapp 80 Prozent der Studentinnen schon einmal an der getragenen Kleidung des Partners in dessen Abwesenheit gerochen haben. 66 Prozent haben sogar in oder mit der Schlafbekleidung des Partners geschlafen. Für etwa die Hälfte aller Männer ist das Riechen an Kleidung ihrer Partnerin ein völlig unbekanntes Phänomen und weniger als 40 Prozent gingen schon einmal mit dem Frauen-Pyjama ins Bett. Auch bei den Motiven herrscht Diskrepanz bei Mann und Frau: Frauen schnüffeln, um sich den Partner in Erinnerung zu rufen und ihm nah zu sein. Männer schnüffeln, weil das gut riecht.

„Dieser starke Geschlechterunterschied ist faszinierend“, sagt Prof. Euler. Vergleichbare Erhebungen in den USA an der University of Pittsburgh haben gezeigt, dass die Geschlechterverteilung dort ähnlich ist. Über die Gründe dieses möglicherweise weltweiten Phänomens kann bisher nur gemutmaßt werden:

Fakt ist, dass Frauen evolutionsbedingt besser riechen können als Männer. Es ist auch bewiesen, so Euler, dass bei Männern häufiger als bei Frauen der Geruchssinn lückenhaft ist. Euler vermu-tet, dass der ausgeprägte 'weibliche' Geruchssinn mit der Ernährung und dem Umsorgen von Kleinkindern zu tun hat. Frauen müssen anhand des Geruches feststellen können, ob Nahrung für das Kind genießbar ist.

Außerdem treffen bindungstheoretisch bei Mann und Frau zwei verschiedene Liebes- bzw. Bindungsstile aufeinander, ebenfalls evolutionsbedingt. „Bei Frauen ist Nähe, also Streicheln und Zärtlichkeit, sehr viel mehr direkt an Liebe und Sex gebunden als bei Männern“, sagt Euler. Dieses starke Bedürfnis nach Nähe könnte daran liegen, dass die Frau bei der Erziehung der Kinder immer schon auf soziale Unterstützung und die Nähe anderer angewiesen, also nähebedürftig war. Männer hingegen seien der Fortpflanzung wegen eher am Sex und weniger an Partnerbindung und Nähe interessiert. „Dass Männer im Geruch der Frau Trost und Nähe finden, kommt sehr selten vor. Meistens passiert es dann, wenn sie einem manischen Liebesstil verfallen sind, also wenn sie sich unsicher sind, ob sie die Frau halten können“, sagt Euler.

Trotz aller Unterschiede sind sich die Geschlechter in einem einig: Der Geruch des sexuellen Partners wird als angenehm empfunden. Er setzt Glücksgefühle frei, erzeugt Zufriedenheit und Nähe.

Info
Universität Kassel
Prof. Harald A. Euler
Fachbereicht Wirtschaftswissenschaften
Institut für Psychologie
tel (0561) 804 3577
e-mail euler@uni-kassel.de

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Prof. Harald A. Euler Universität Kassel

Weitere Informationen:

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