ILO-Arbeitsmarktstatistik Juli 2006

Nach vorläufigen Berechnungen lag die Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland im Juli 2006 bei 38,92 Millionen Personen. Der positive Verlauf gegenüber dem Vorjahr setzte sich fort: Die Erwerbstätigenquote als Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren betrug 68,6% und lag somit um 0,9 Prozentpunkte über dem Niveau des Vorjahres.

Im Vergleich zum Vormonat Juni 2006 ist die Zahl der Erwerbstätigen jahreszeitlich bedingt leicht um 8 000 Personen gesunken. Im Zuge der allgemeinen konjunkturellen Erholung fiel dieser Rückgang schwächer aus als in den Jahren zuvor. Saisonbereinigt, das heißt nach rechnerischer Ausschaltung der üblichen jahreszeitlich bedingten Schwankungen, waren im Juli dieses Jahres 31 000 Personen mehr erwerbstätig als im Juni.

Nach Ergebnissen der monatlichen Telefonerhebung „Arbeitsmarkt in Deutschland“ des Statistischen Bundesamtes waren im Juli 2006 13,4% der Erwerbstätigen unterbeschäftigt. Der Anteil der Personen, die bei entsprechender Anpassung der Bezüge gerne mehr arbeiten würden und dazu auch kurzfristig zur Verfügung stünden, lag damit um 1,2 Prozentpunkte höher als im Vorjahresmonat Juli 2005.

Die Zahl der Erwerbslosen, das heißt der aktiv Arbeitssuchenden ohne jegliche Erwerbstätigkeit, lag im Juli 2006 nach der Telefonerhebung bei 3,42 Millionen Personen und damit um 520 000 (- 13,1%) niedriger als im Vorjahresmonat Juli 2005. Da es sich bei dieser Erhebung um eine zufällig ausgewählte Stichprobe von monatlich 30 000 Personen handelt, sind ihre Ergebnisse mit einem statistischen Zufallsfehler behaftet. Dieser Fehler beträgt für die im Juli gemessene Erwerbslosenzahl bis zu +/- 190 000. Das heißt, dass bei einem Messwert von 3,42 Millionen die tatsächliche Zahl der Erwerbslosen in Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit im Bereich zwischen 3,23 und 3,61 Millionen Personen lag.

Die Erwerbslosenquote, gemessen als Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen insgesamt, fiel im Juli dieses Jahres mit 8,1% um 1,2 Prozentpunkte geringer aus als ein Jahr zuvor. Im Vormonat Juni 2006 hatte die Erwerbslosenquote noch bei 7,8% gelegen.

Der im Vormonatsvergleich zu verzeichnende Anstieg der Erwerbslosigkeit resultiert größtenteils aus einer saisonüblichen Entwicklung. Im Sommer schließen viele Personen ihre Schul- oder Berufsausbildung ab und sind danach zumindest für eine Übergangszeit erwerbslos. Gleichzeitig suchen auch nicht wenige junge Menschen, die vorher nicht auf dem Arbeitsmarkt aktiv waren, nun in den Sommer- beziehungsweise Semesterferien eine befristete Erwerbstätigkeit.

Weitere Auskünfte geben: Zum Thema „Erwerbstätigkeit“: Stephan Lüken, Telefon: (0611) 75-2016, E-Mail: stephan.lueken@destatis.de

Zum Thema „Erwerbslosigkeit“: Thomas Riede, Telefon: (0611) 75-2433, E-Mail: thomas.riede@destatis.de

Methodische Erläuterungen zur ILO-Arbeitsmarktstatistik im Juli 2006

Die ILO-Arbeitsmarktstatistik orientiert sich an dem weltweit verwendeten Labour-Force-Konzept der International Labour Organization (ILO). Dieses ordnet jeder Person einen eindeutigen Erwerbsstatus zu. Dabei wird zunächst unterschieden zwischen Erwerbspersonen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und auf diesem aktiv sind, und so genannten Nichterwerbspersonen. Die Gruppe der Erwerbspersonen wiederum untergliedert sich in Erwerbstätige und Erwerbslose.

Erwerbstätig im Sinne der ILO-Definition ist jede Person im erwerbsfähigen Alter, die in einem einwöchigen Berichtszeitraum mindestens eine Stunde lang gegen Entgelt oder im Rahmen einer selbstständigen oder mithelfenden Tätigkeit gearbeitet hat. Auch wer sich in einem formalen Arbeitsverhältnis befindet, das er im Berichtszeitraum nur vorübergehend nicht ausgeübt hat, gilt als erwerbstätig. Als erwerbslos zählt nach dem durch die EU konkretisierten ILO-Konzept eine Person im Alter von 15 bis 74 Jahren, wenn sie im Berichtszeitraum nicht erwerbstätig war, aber in den letzten vier Wochen vor der Befragung aktiv nach einer Tätigkeit gesucht hat und bereit und in der Lage ist, eine neue Arbeit im Erfolgsfall innerhalb von zwei Wochen aufzunehmen. Ob die Arbeitssuche bei einer staatlichen Behörde wie einer Arbeitsagentur oder einem kommunalen Träger registriert wurde oder nicht, spielt für die Zuteilung des Erwerbsstatus nach dem ILO-Konzept keine Rolle.

Diese Abgrenzung der Erwerbslosigkeit unterscheidet sich von der Definition der registrierten Arbeitslosen nach dem deutschen Sozialgesetzbuch (SGB III), welche der Berichterstattung der Bundesagentur für Arbeit zu Grunde liegt. Neben der Meldung bei einer Agentur für Arbeit oder einem kommunalen Träger erfordert die Erfassung als Arbeitsloser auch, dass eine Beschäftigung von mindestens 15 Wochenstunden gesucht wird. Andererseits kann nach dem SGB trotz registrierter Arbeitslosigkeit eine Erwerbstätigkeit mit einem Umfang unter 15 Stunden ausgeübt werden. Es sind daher in der ILO-Arbeitsmarktstatistik Erwerbslose enthalten, die die Bundesagentur für Arbeit nicht als arbeitslos zählt. Umgekehrt gelten in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit auch Personen als arbeitslos, die nach Definition der ILO-Arbeitsmarktstatistik nicht erwerbslos sind.

Bei der Erwerbslosenquote handelt es sich um die Zahl der Erwerbslosen in Prozent aller Erwerbspersonen (Erwerbslose + Erwerbstätige). Die Erwerbstätigenquote errechnet sich als Anteil der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 64 Jahren an der gleichaltrigen Bevölkerung. Diese Altersabgrenzung entspricht den Festlegungen des EU-Beschäftigungspaktes.

Als zeitbezogen unterbeschäftigt gilt eine Person, die zwar erwerbstätig ist, jedoch den Wunsch äußert, bei entsprechender Anpassung des Verdienstes mehr arbeiten zu wollen und bereit und in der Lage ist, eine erweiterte Erwerbstätigkeit im Erfolgsfall innerhalb von zwei Wochen aufzunehmen. Die hier verwendete Definition zeitbezogener Unterbeschäftigung ist unabhängig von der Zahl der Arbeitsstunden, die eine unterbeschäftigte Person bisher leistet. Die Unterbeschäftigtenquote stellt den Anteil zeitbezogen Unterbeschäftigter an allen Erwerbstätigen dar.

Die ausgewiesenen Quoten und Veränderungsraten basieren auf nicht gerundeten Werten.

Die vorliegenden Daten über Erwerbslosigkeit und zeitbezogene Unterbeschäftigung entstammen einer telefonischen Befragung von 30 000 zufällig ausgewählten Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren. Da es sich dabei um eine Stichprobenerhebung handelt, ist die Hochrechnung des Ergebnisses auf die Gesamtbevölkerung mit einem so genannten Standardfehler behaftet, der bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen ist. Er gibt an, in welcher Größenordnung das „tatsächliche“ Ergebnis mit einer angebbaren Wahrscheinlichkeit vom Ergebnis der Stichprobe abweichen kann. Der Standardfehler für die Zahl der Erwerbslosen wird in der tabellarischen Darstellung der Daten ausgewiesen.

Daten aus der ILO-Telefonerhebung werden seit Januar 2005 veröffentlicht. Für den davor liegenden Zeitraum ab 1991 existiert eine geschätzte Zeitreihe auf Basis der jährlichen Arbeitskräfteerhebung (AKE), der im bisherigen Verlauf der Telefonerhebung beobachteten monatlichen Veränderungen sowie der Zahl registrierter Arbeitsloser. Auf dieser geschätzten Zeitreihe basiert auch die Saisonbereinigung der Ergebnisse.

Die Angaben zur Erwerbstätigkeit sind Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR).

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Stephan Lüken presseportal

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