Ausführliche Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung im 2. Quartal 2006

Um 0,9% war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) – preis-, saison- und kalenderbereinigt – höher als im ersten Quartal 2006; einen solchen Anstieg gab es zuletzt vor fünf Jahren. Das BIP misst den Wert der im Inland erwirtschafteten Leistung. Die kontinuierliche Aufwärtsbewegung des Wirtschaftswachstums begann den neuesten Berechnungen zufolge bereits in 2005: Einem Anstieg des BIP von 0,3% im vierten Quartal 2005 folgte ein deutliches Plus von 0,7% zu Beginn des Jahres 2006.

Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt, verkettet (saison- und kalenderbereinigte Werte nach Census X-12-ARIMA)Veränderung gegenüber dem Vorquartal:

2004 2005 2006

3. Vj 4. Vj 1. Vj 2. Vj 3. Vj 4. Vj 1. Vj 2. Vj

– 0,1% + 0,0% + 0,6% + 0,3% + 0,5% + 0,3% + 0,7% + 0,9%

Im saisonbereinigten Vorquartalsvergleich kamen die Wachstumsimpulse im zweiten Quartal 2006 hauptsächlich aus dem Inland: Vor allem die Investitionen in Bauten (+ 4,6%) und in Ausrüstungen (+ 2,5%) trugen zur wirtschaftlichen Belebung im zweiten Quartal 2006 bei. Die Konsumausgaben waren dagegen rückläufig: Sowohl die privaten Haushalte (- 0,4%) als auch der Staat (- 0,2%) konsumierten etwas weniger als zu Beginn des Jahres. Da neben dem deutlichen Anstieg der Bruttoanlageinvestitionen auch die Vorratsveränderungen einen positiven Beitrag zum BIP-Wachstum lieferten, war die inländische Verwendung insgesamt mit 0,8%- Punkten fast allein für das kräftige Wirtschaftswachstum im Berichtsquartal verantwortlich. Die Dynamik des Außenhandels schwächte sich dagegen etwas ab: Exporte (+ 0,7%) und Importe (+ 0,5%) stiegen nur geringfügig, so dass der preisbereinigte Außenbeitrag lediglich einen geringen Wachstumsbeitrag lieferte (+ 0,1%-Punkte).

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den Vorjahresvergleich:

Im Vorjahresvergleich nahm die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2006 um 1,0% zu, nach 3,1% im ersten Quartal des Jahres. Dabei ist allerdings die unterschiedliche Anzahl der Arbeitstage zu beachten. So standen im Berichtsquartal – unter anderem durch den späten Termin der Osterfeiertage im April – drei Arbeitstage weniger zur Verfügung als ein Jahr zuvor, während es im ersten Quartal 2006 drei Arbeitstage mehr waren. Nach rechnerischer Ausschaltung dieser Kalendereffekte stieg das kalenderbereinigte BIP im zweiten Quartal 2006 mit einem Plus von 2,4% gegenüber dem Vorjahresquartal stärker als im ersten Quartal 2006 (+ 1,8%).

Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt, verkettet (Ursprungswerte) Veränderung gegenüber dem Vorjahr:

2004 2005 2006

3. Vj 4. Vj 1. Vj 2. Vj 3. Vj 4. Vj 1. Vj 2. Vj

+ 0,8% + 0,9% – 0,6% + 1,7% + 1,4% + 1,1% + 3,1% + 1,0%

Die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2006 wurde von rund 38,9 Millionen Erwerbstätigen im Inland erbracht, das waren 185 000 Personen oder 0,5% mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Erwerbslosen (internationale Abgrenzung) sank im zweiten Quartal 2006 um 651 000 Personen oder 15,9% auf rund 3,4 Millionen Personen und war damit das vierte Quartal in Folge im Vorjahresvergleich rückläufig. Der Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen insgesamt reduzierte sich damit deutlich von 9,6% im zweiten Quartal 2005 auf 8,1% im Berichtsquartal.

Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität, gemessen als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen, nahm im zweiten Quartal 2006 im Vorjahresvergleich um 0,5% zu. Je Erwerbstätigenstunde gerechnet erhöhte sich die Arbeitsproduktivität dagegen um 1,9%, da die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen abnahm. Hauptgrund hierfür war die geringere Anzahl der zur Verfügung stehenden Arbeitstage.

Auf der Entstehungsseite des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts trugen im zweiten Quartal 2006 alle Wirtschaftsbereiche mit Ausnahme der Landwirtschaft (- 0,7%) und der Dienstleister (- 0,2%) positiv zur Wirtschaftsentwicklung im Vorjahresvergleich bei. Den größten Anstieg der Bruttowertschöpfung gab es mit 2,1% im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr, was auch auf die Fußball- Weltmeisterschaft zurückzuführen ist. Auch das Baugewerbe verzeichnete nach jahrelang rückläufigen Zahlen bereits das zweite Quartal in Folge ein Plus (+ 0,5%). Im Produzierenden Gewerbe (+ 1,6%) sowie im Bereich Finanzierung und Vermietung (+ 1,4%) erhöhte sich ebenfalls die Wirtschaftsleistung. Insgesamt stieg die preisbereinigte Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche um 1,1%.

Auf der Verwendungsseite des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts im Vorjahresvergleich kamen sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland positive Wachstumsimpulse. Im zweiten Quartal 2006 wurde vor allem in Ausrüstungen (+ 3,7%) und in sonstige Anlagen (+ 3,8%) mehr investiert als vor einem Jahr. Auch die Bauinvestitionen verzeichneten erneut einen Anstieg; mit 0,4% fiel dieser allerdings weniger deutlich aus als im ersten Quartal des Jahres, was nicht zuletzt auf einen besonders großen negativen Kalendereinfluss in diesem Bereich zurückzuführen ist. Lediglich die privaten Konsumausgaben gingen im Berichtsquartal leicht zurück (- 0,2%). Dieser Rückgang ist unter anderem mit der geringeren Zahl der Verkaufstage im Berichtsquartal zu begründen. Hinzu kommt, dass die Ausgaben von Ausländern im Zusammenhang mit der Fußball-WM konzeptionell keine privaten Konsumausgaben (der Inländer) darstellen, sondern als Reiseausgaben Bestandteil der Exporte von Dienstleistungen sind.

Der Außenhandel präsentierte sich weiterhin sehr dynamisch, konnte aber nicht ganz die zweistelligen Wachstumsraten des ersten Quartals 2006 erreichen: Die Exporte stiegen mit 9,3% etwas stärker als die Importe (+ 8,9%), so dass der Außenbeitrag mit 0,6%-Punkten zum BIP-Wachstum im Vorjahresvergleich beitrug.

In jeweiligen Preisen war im zweiten Quartal 2006 das Bruttoinlandsprodukt um 1,8% und das Bruttonationaleinkommen um 0,9% höher als vor einem Jahr. Das Volkseinkommen nahm um 0,6% zu. Erstmals seit 2004 nahm das Arbeitnehmerentgelt leicht zu (+ 0,5%); die Unternehmens- und Vermögenseinkommen waren im Berichtsquartal nur geringfügig höher als vor einem Jahr (+ 0,9%). Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte erhöhte sich um 1,1%. Die Sparquote der privaten Haushalte ging von 10,1% im zweiten Quartal 2005 leicht auf 9,8% im Berichtsquartal zurück.

Über die Erstberechnung des zweiten Quartals 2006 hinaus wurden zu diesem Termin auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse ab 2002 überarbeitet und – soweit erforderlich – revidiert. Solche laufenden Revisionen erfolgen routinemäßig, um neu verfügbare statistische Informationen schnellstmöglich einbeziehen zu können. Zum jetzigen Zeitpunkt waren dies insbesondere die Ergebnisse der Unternehmensstrukturerhebungen sowie der Umsatzsteuerstatistik für das Berichtsjahr 2004. Die Neuberechnungen führten unter anderem zu einer Absenkung der Veränderungsraten des BIP (Ursprungswerte) in den Quartalen von 2004 um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte. Eine komplette Gegenüberstellung der Ergebnisse für das BIP erfolgte bereits in der Schnellmeldung zur Wirtschaftsleistung im 2. Quartal 2006 vom 14. August 2006.

Diese und weitere Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen können im Internet (http://www.destatis.de) abgerufen werden. Außerdem werden in der Fachserie 18 „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen“, Reihe 1.2 „Vierteljahresergebnisse“ (Bestellnummer 2180120) sowie Reihe 1.3 „Saisonbereinigte Vierteljahresergebnisse nach Census X-12- ARIMA und BV 4.1“ (Bestellnummer 2180130) tiefer gegliederte Ergebnisse veröffentlicht. Diese Veröffentlichungen sind online im Statistik-Shop des Statistischen Bundesamtes unter http://www.destatis.de/shop kostenfrei erhältlich. Einen ausführlichen Qualitätsbericht für die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen finden Sie ebenfalls kostenfrei im Internet unter http:/www.destatis.de/download/qualitaetsberichte/qualitaetsbericht_ vgr.pdf.

Weitere Auskünfte gibt: VGR-Infoteam, Telefon: (0611) 75-2626, E-Mail: bip-info@destatis.de

Media Contact

VGR-Infoteam presseportal

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Statistiken

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer