Erste Ergebnisse der VGR-Revision 2005 für den Zeitraum 1991 bis 2004

Das Statistische Bundesamt hat die große Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) 2005 im wesentlichen abgeschlossen und veröffentlicht heute die revidierten Ergebnisse für die Jahre und Quartale des Zeitraums 1991 bis 2004.

Bei der großen VGR-Revision 2005 hat die deutsche VGR insbesondere drei Veränderungen vorgenommen:

  • Einführung eines neuen Verfahrens zur Preisbereinigung: Statt Festpreisbasis Vorjahrespreisbasis mit Verkettung, – Aufteilung der so genannten unterstellten Bankgebühren (FISIM) auf die Verwender und
  • Einbeziehung neu zur Verfügung stehender statistischer Daten.

Der Übergang von der bisherigen Festpreisbasis auf die jährlich wechselnde Vorjahrespreisbasis ist eine der wesentlichen methodischen Änderungen dieser Revision. Die Deflationierung der VGR- Daten erfolgt nicht mehr wie bisher in Preisen eines festen Basisjahres (zuletzt in Preisen von 1995), sondern stets in Preisen des jeweiligen Vorjahres (also z.B. Ergebnisse für das Jahr 2005 in Preisen von 2004). Damit entspricht die deutsche VGR fristgerecht den verbindlichen europäischen Rechtsvorschriften und trägt zur internationalen Harmonisierung der Preis- und Volumenmessung bei.

Die geänderte Berechnung und Aufteilung der „unterstellten Bankgebühr“, die neu als „Finanzserviceleistung, indirekte Messung (FISIM)“ bezeichnet wird, ist ebenfalls Folge einer rechtsverbindlichen Neuregelung der EU-Kommission. Danach wird „FISIM“ auf die unterschiedlichen Nachfrager (Kreditnehmer und Einleger) aufgeteilt. Die Finanzserviceleistungen beeinflussen damit – sofern sie nicht als Vorleistungen direkt im Produktionsprozess verbraucht werden – die Größe des Bruttoinlandsprodukts und dessen Verwendungskategorien Konsum und Exporte (abzüglich Importe).

Neben diesen beiden konzeptionellen Änderungen wurden auch neue, bisher nicht verwendete Ausgangsdaten in die Berechnungen integriert. Hierzu gehören z.B. die mit dem Berichtsjahr 2000 beginnende neue Dienstleistungsstatistik, die Ergebnisse der vierjährlichen Kostenstrukturstatistiken, die für die laufende Überarbeitung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen zu spät vorliegen, sowie die Verwendung hedonischer Preisindizes.

Im Ergebnis ist das Niveau des Bruttoinlandsprodukts (BIP) als zentrale Größe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen nach der Revision 2005 in jeweiligen Preisen in den Jahren 1991 bis 2004 zwischen rund 30 und 47 Mrd. Euro bzw. zwischen 1,4 und 2,6% höher als bisher.

Die Abweichungen der revidierten Ergebnisse von den bisher veröffentlichten Ergebnissen gehen sowohl auf konzept- als auch auf datenbedingte Änderungen zurück, wobei letztere per Saldo vergleichsweise geringe Auswirkungen auf die Höhe des BIP haben (siehe Schaubild 1 im Internetangebot). Allein die Neubehandlung von „FISIM“ führt im Revisionszeitraum zu einem um 1,2 bis 2,2% höheren Niveau des nominalen BIP. Im Zeitablauf weichen die Veränderungsraten des nominalen BIP in einzelnen Jahren bis zu einem halben Prozentpunkt in beide Richtungen von den bisherigen Veränderungsraten ab. Im Jahresdurchschnitt 1991 bis 2004 bleibt die Veränderung des nominalen BIP mit + 2,8% jedoch nahezu unverändert (bisher: + 2,9%)

Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt zeigt sich dagegen nach der Revision 2005 im Zeitablauf überwiegend erhöht (siehe Schaubild 2 im Internetangebot): Die jährlichen Veränderungsraten liegen in den meisten Jahren zum Teil deutlich über den bisherigen Angaben (bis zu + 0,4%-Punkte), oder sie sind unverändert. Betrachtet man allerdings die gesamte Zeitspanne von 1991 bis 2004, so ergibt sich im Jahresdurchschnitt nur ein leicht stärkerer Anstieg des preisbereinigten BIP (+ 1,5% gegenüber + 1,3% bisher). Entsprechend den Jahresdaten wurde auch der vierteljährliche Verlauf des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts größtenteils leicht nach oben revidiert. Das gilt sowohl für die Angaben im Vorjahresvergleich als auch für die saison- und kalenderbereinigten Angaben im Vorquartalsvergleich. In einzelnen Quartalen weichen die Wachstumsraten saisonbereinigt um bis zu 0,5%-Punkte, im Vorjahresvergleich noch etwas stärker, nach unten und nach oben von den bisherigen Werten ab; in den meisten Quartalen liegen die revidierten Veränderungsraten des preisbereinigten BIP aber leicht über den bisherigen Werten. Das bisherige Konjunkturbild bleibt weitgehend erhalten; das gilt auch für das aktuell nachgewiesene Jahr 2004.

Bei den Verwendungsaggregaten in jeweiligen Preisen hat die Überarbeitung der Ergebnisse zu zum Teil deutlichen Verschiebungen geführt. So sind die jährlichen privaten Konsumausgaben im gesamten Revisionszeitraum deutlich höher als bisher (+ 17 bis + 45 Mrd. Euro), während die staatlichen Konsumausgaben nur ein leichtes Plus gegenüber bisher aufweisen (+ 3 bis + 9 Mrd. Euro) und die Bruttoanlageinvestitionen nahezu unverändert sind (0 bis + 2 Mrd. Euro).

Die Zahl der Erwerbstätigen, die zur Erwirtschaftung des Bruttoinlandsprodukts beitragen, wurde bereits Ende Februar im Zusammenhang mit der Einführung einer neuen international vergleichbaren Arbeitsmarktstatistik des Statistischen Bundesamtes revidiert.

Ausführliche Ergebnisse der Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen finden Sie in zwei Sonderbänden der Fachserie 18 „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen“: Reihe S.25 „Revidierte Vierteljahresergebnisse, 1991 bis 2004“ sowie Reihe S.26 „Revidierte Jahresergebnisse, 1991 bis 2004“. Beide Bände sind im Statistik-Shop des Statistischen Bundesamtes als kostenlose Downloads erhältlich. Der Band S.26 wird im Mai zusätzlich als gedruckte Ausgabe über unseren Vertriebspartner (SFG Servicecenter Fachverlage, Part of the Elsevier Group, Postfach 43 43, 72774 Reutlingen, Telefon: +49 (0) 7071/935350, Telefax: +49 (0) 7071/935335, E-Mail:destatis@s-f-g.com) verfügbar sein.

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