Umweltbeanspruchung rückläufig – Positive Signale jetzt auch bei der Flächennutzung

Die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland hat im Laufe des Jahres 2002 um durchschnittlich 105 ha pro Tag zugenommen. Damit verlangsamte sich der Zuwachs der Siedlungs- und Verkehrsfläche, der im Jahr 2001 noch bei 117 ha/Tag gelegen hatte, zum zweiten Mal in Folge. Zwischen 1993 und 2000 war die Zunahme noch von 120 ha/Tag auf 131 ha/Tag gestiegen.

Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung ist es, die tägliche Inanspruchnahme neuer Siedlungs- und Verkehrsflächen bis zum Jahr 2020 auf 30 ha pro Tag zu reduzieren. In den letzten beiden Jahren weist die Entwicklung dieser Größe also erstmals in die angestrebte Richtung. Diese positive Entwicklung sollte aber nicht als grundsätzliche Trendwende in Richtung auf das Nachhaltigkeitsziel interpretiert werden. Der aktuelle Verlauf der Flächeninanspruchnahme ist überwiegend durch die konjunkturelle Entwicklung und den Einbruch bei den Bauinvestitionen geprägt.

Zu Beginn des Jahres 2001 wurden nach den Ergebnissen der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen 56,4% der Siedlungs- und Verkehrsfläche von den privaten Haushalten für Konsumaktivitäten genutzt, 40,0% entfielen auf die Produktion von Waren oder die Erbringung von Dienstleistungen, 3,6% waren zu dem genannten Zeitpunkt ungenutzt.

Auch bei der Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche zwischen Anfang 1993 und Anfang 2001 waren mit knapp der Hälfte (60 ha pro Tag) die privaten Haushalte führend. Davon wiederum entfielen knapp 33 ha pro Tag auf Flächen für Wohnzwecke. Der Anstieg der Flächeninanspruchnahme für Wohnzwecke auf Grund der Bevölkerungszunahme, des Trends zu kleineren Haushalten sowie der zunehmenden Wohnfläche pro Haushalt wurde nur geringfügig durch den entlastenden Effekt einer flächensparenderen Bauweise gebremst. Für die Produktion von Waren und Dienstleistungen wurden im gleichen Zeitraum durchschnittlich 52 ha pro Tag mehr Fläche benötigt. Auch hier konnte im Durchschnitt aller Branchen kein sparsamerer Umgang mit der Fläche festgestellt werden. Entlastend wirkte dagegen eine Änderung der Wirtschaftsstruktur hin zu weniger flächenintensiven Branchen.

Die weiteren im Rahmen der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen dargestellten umweltbezogenen Indikatoren Rohstoff- und Energieproduktivität, Treibhausgasemissionen insgesamt, Kohlendioxid sowie die Emissionen von Luftschadstoffen zeigen generell eine Entwicklung in Richtung auf die Nachhaltigkeitsziele. Die Chancen, die jeweiligen Zielvorgaben der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie zu erreichen, stellen sich derzeit allerdings sehr unterschiedlich dar. Bei den Luftemissionen könnte der Zielwert zur Minderung auch bei sich deutlich abschwächendem Reduktionstempo erreicht werden. Bei den Treibhausgasemissionen müsste der Ausstoß in den kommenden Jahren bis zum Zieljahr 2010 noch um durchschnittlich 4,1 Mill. Tonnen jährlich zurückgehen, und damit deutlich weniger als im letzten Jahrzehnt. Bei dem wichtigsten Treibhausgas Kohlendioxid sind die Emissionen zwischen 1990 und 2002 um rund 15% zurückgegangen. Um das Reduktionsziel von 25% bis zum Jahr 2005 zu erreichen, müssten die Emissionen in den verbleibenden drei Jahren um weitere rund 10 Prozentpunkte vermindert werden. Die bisherigen Verbesserungen beim Anstieg der Indikatoren Energieproduktivität und Rohstoffproduktivität reichen derzeit nicht aus, um die jeweiligen Zielwerte der Nachhaltigkeitsstrategie im Jahr 2020 zu erreichen.

Weitere Umweltindikatoren, die nicht in der Nachhaltigkeitsstrategie enthalten sind, entwickelten sich wie folgt.

Für das Jahr 2001 wurde in Deutschland eine Entnahme von Wasser aus der Natur von rund 43,9 Mrd. m³ nachgewiesen. Damit ging die Wasserentnahme aus der Natur zwischen 1991 und 2001 um 14,3% (- 7,3 Mrd. m³) zurück. Vom gesamten Wassereinsatz in Höhe von 43,9 Mrd. m³ entfielen 92,7% im Jahr 2001 auf die Produktion und 7,3% auf die privaten Haushalte. Der Wassereinsatz hat sich in allen wichtigen Produktionsbereichen seit 1991 vermindert. Der stärkste absolute Rückgang wurde im Bereich „Elektrizität“ mit 4,7 Mrd. m³ (- 15,2%) erzielt.

Das Abfallaufkommen in Deutschland ist zwischen 1996 und 2000 angestiegen. Betrug im Jahr 1996 das Abfallaufkommen noch 385,3 Mill. Tonnen, waren es im Jahr 2000 schon 406,6 Mill. Tonnen. Erst im Jahr 2001 gab es nach den vorläufigen Ergebnissen der Abfallstatistik eine Verringerung des Abfallaufkommens auf 394,5 Mill. Tonnen.

Das Abfallaufkommen umfasst die insgesamt in Behandlungs- und Entsorgungsanlagen eingesetzten Abfallmengen. Die Bau- und Abbruchabfälle nahmen mit 243,5 Mill. Tonnen mehr als 60% des gesamten Abfallaufkommens im Jahr 2001 ein. Die verbleibenden 151 Mill. Tonnen umfassen die Abfallmengen des Bergematerials aus dem Bergbau mit 49,1 Mill. Tonnen, die Siedlungsabfälle mit 48,8 Mill. Tonnen, die Abfälle aus Produktion und Gewerbe mit 37,4 Mill. Tonnen und die besonders überwachungsbedürftigen Abfälle mit 15,5 Mill. Tonnen.

Detailliertere Ergebnisse enthält der Bericht „Umweltproduktivität, Bodennutzung, Wasser, Abfall – Ausgewählte Ergebnisse der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen und der Umweltstatistik 2003“, der von der Internetseite des Statistischen Bundesamtes unter www.destatis.de, Pfad „Presse – Presseveranstaltungen“, kostenfrei heruntergeladen werden kann.

Weitere Angaben zur Erhebung der Siedlungs- und Verkehrsfläche für 2002 gibt es ebenfalls kostenfrei im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes unter www.destatis.de, Pfad „Umwelt – Online-Publikationen – Eckzahlen und Erläuterungen zur Erhebung der Siedlungs- und Verkehrsfläche“.

Weitere Auskünfte erteilen:
Dr. Karl Schoer, Tel. 0611-75-2223, E-Mail: karl.schoer@destatis.de
Dr. Bernd Becker, Zweigstelle Bonn, Tel. 01888-644-8200, E-Mail: bernd.becker@destatis.de

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Dr. Karl Schoer Statistisches Bundesamt

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