Ein Jahr Euro – ein Jahr Teuro?

Obwohl die Jahresveränderungsrate des Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte in Deutschland im November 2002 bei nur 1,1% lag, reißt die Diskussion um „Euro/Teuro“ nicht ab. Auch knapp ein Jahr nach der Euro-Bargeldeinführung empfinden viele Verbraucherinnen und Verbraucher eine höhere Teuerung („gefühlte Inflation“).

Das Statistische Bundesamt hat daher seine Analysen möglicher Euro-Effekte fortgesetzt. Gemeinsam mit der Deutschen Bundesbank werden seit nunmehr anderthalb Jahren 18 000 Preisreihen ausgewählter Güter des täglichen Bedarfs aus 35 Produktgruppen untersucht. Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen und ergänzen die Resultate vom Juli diesen Jahres.

– Unser Geld hat durch die Einführung des Euro nicht an Wert verloren. Die Jahresteuerungsraten der letzten Monate (Oktober 2002: 1,3%; November 2002: 1,1%) zeigen, dass die Euro Einführung auf die Lebenshaltungskosten insgesamt keinen wesentlichen Einfluss gehabt hat.

– Mittlerweile überwiegen bei allen Produktgruppen attraktive Euro-Preise gegenüber (umgerechnet) attraktiven DM-Preisen. Noch im Mai war dies erst bei 25 der 35 untersuchten Produktgruppen der Fall. Als attraktiv gelten Preise, die auf 0 oder 5 enden, sowie Schwellenpreise, die auf 8 oder 9 enden.

– Nach wie vor gibt es aber Sonderentwicklungen, die zu dem subjektiven Empfinden der Verbraucher beigetragen haben dürften. – Bei keiner der untersuchten Dienstleistungen (z.B. Friseurleistungen, Chemische Reinigung) ist der Preisschub vom Januar 2002 rückgängig gemacht worden. Inzwischen weisen die meisten Dienstleistungen (im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) eine unterdurchschnittliche Preisentwicklung auf, die jedoch den Preissprung vom Januar nicht kompensiert. – Bei Nahrungsmitteln folgte auf den erheblichen Preisauftrieb zu Jahresbeginn eine Phase deutlicher Entspannung. Die Verteuerungen, die mit der Euro-Bargeldeinführung zwar zeitlich zusammenfielen und insbesondere Obst und Gemüse betrafen, waren im Wesentlichen witterungsbedingt. Im November 2002 lag das Preisniveau für Nahrungsmittel um 0,8% niedriger als vor Jahresfrist, Obst und Gemüse sind 2,6% bzw. 5,1% günstiger. – An der rückläufigen Preisentwicklung bei langlebigen Gebrauchsgütern hat sich auch in den letzten Monaten nichts geändert. Die in der ersten Jahreshälfte noch vielfach übliche centgenaue Umrechnung von DM-Preisen ist nunmehr kaum noch anzutreffen.

– Während zum Zeitpunkt der Bargeldeinführung die Zahl der Preisänderungen sprunghaft anstieg, hat sie nun wieder ihren langfristig üblichen Umfang erreicht. Im Zeitraum von Juni bis Oktober 2002 war noch mehr als jede fünfte Preisänderung euro-induziert. Damit ist der Anteil der euro-induzierten Preisänderungen an allen echten Preisänderungen (21,3%) weiter zurückgegangen. Von den Preisänderungen zum Zeitpunkt der Bargeldeinführung (Dezember 2001 auf Januar 2002) war noch mehr als jede zweite (53,2 %) euro-induziert. Euro-induziert sind Preisänderungen, die bei der Umstellung von einem attraktiven DM-Preis auf einen attraktiven Euro-Preis beobachtet werden.

– Der geschätzte Einfluss aller von Oktober 2001 bis Oktober 2002 festgestellten euro-induzierten Preisänderungen auf die Jahresteuerungsraten der untersuchten Produktgruppen – nicht für den Verbraucherpreisindex insgesamt – liegt zwischen – 1,6 und + 2,7 Prozentpunkten.

– Der Einfluss der Euro-Bargeldeinführung auf das Preisniveau ist wissenschaftlich exakt nicht bestimmbar. Preisbeobachtungen reichen für eine Ursachenanalyse nicht aus. Sie können allenfalls zeigen, wie sich Preisgestaltung und Preisverteilung in den letzten Monaten verändert haben.

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