Markenwarenumsatz steigt 2001 um 4,5 % auf 339 Mrd. Euro

Starke Kaufzurückhaltung der Verbraucher führt zu zurückhaltender Prognose für 2002

Der Vorsitzende des Markenverbandes, Johann C. Lindenberg, Vorsitzender der Geschäftsführung der Unilever Deutschland GmbH, hat auf der Jahrespressekonferenz des Markenverbandes am 19. Juni in Frankfurt mitgeteilt, daß der Umsatz an Markenwaren aus deutscher Produktion 2001 auf 339 Mrd. Euro gestiegen ist, was einer nominalen Zunahme gegenüber 2000 um 4,5 % entspricht. Im Inland stiegen die Markenwarenumsätze um 2,1 % auf 196 Mrd. Euro, der Export nahm überproportional um 7,7 % auf 143 Mrd. Euro zu.

Lindenberg stellte klar, daß damit zwar in einer gesamtwirtschaftlich schwierigen Situation positive Impulse im Markenartikelgeschäft des letzten Jahres zu verzeichnen waren, hinter diesem Überblick aber ganz unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Branchen stehen. Positiv entwickelten sich insbesondere die Automobil- und die Pharmaindustrie, während die Ernährungsindustrie ihren Umsatz mit Markenprodukten im vergangenen Jahr lediglich um 2 % steigern konnte. Rückgänge verzeichnen die Märkte für Putz- und Reinigungsmittel, aber auch für keramische Haushaltswaren und Produkte der Sanitärkeramik und der Textilbranche.

Im Zusammenhang mit den im I. Quartal 2002 teilweise schmerzhaften Absatzrückgängen stellte der Vorsitzende des Markenverbandes klar, daß diese nicht im Zusammenhang mit Preiserhöhungen von Markenartikeln im Rahmen der Umstellung von DM auf Euro stehen. Vielmehr haben insbesondere Teile der Dienstleisterbranche die Euroumstellung für sich genutzt, hinzu sind beträchtliche Erhöhungen der staatlich administrierten Preise gekommen. Die Preise für Premium-Markenartikel, so eine Umfrage im Vorstand des Markenverbandes, sind dagegen im Vergleich vom II. Halbjahr 2001 zum I. Quartal 2002 nicht nur nicht gestiegen, sondern in der Regel konstant geblieben oder sogar leicht gefallen.

Außerordentlich zurückhaltend äußerte sich Lindenberg in einer Prognose für 2002 und verwies auf den bisherigen Umsatzrückgang im Lebensmitteleinzelhandel. Er forderte eine Erhöhung des verfügbaren Einkommens der Verbraucher und im Zusammenhang damit „eine Steuerreform, die die Konsumneigung der Verbraucher zu erhöhen in der Lage ist“. Da allerdings angesichts der grundsätzlichen Konsumneigung ein erhöhtes verfügbares Einkommen lediglich in eine erhöhte Sparquote fließen könnte, forderte Lindenberg daher „eine neue Perspektive für die wirtschaftliche Entwicklung und damit einen Aufbruch und positives Denken, das bis heute fehlt“.

Zur Entwicklung der Private Labels teilte der Vorsitzende des Markenverbandes mit, daß es in Deutschland nicht in erster Linie um ein Handelsmarkenproblem, sondern um ein Discounterproblem geht: „Während im restlichen Handel der Anteil des Nicht-Markengeschäftes bei ca. 8 % liegt, sind dies bei den Discountern 40 %. Sie konnten damit ihren Marktanteil bei Fast Moving Consumer Goods auf 37 % steigern“. Die Strategie der Markenartikler kann für Lindenberg daher nur sein, auf ihre Stärken zu setzen – Innovation, Qualität, Verläßlichkeit und Sicherheit. Darüber hinaus will der Markenverband das Verhältnis zwischen Industrie und Handel verbessern, um damit die gemeinsame Wertschöpfung zu steigern und „sich nicht ausschließlich in kontraproduktive Diskussionen über Konditionen zu verlieren“. Lindenberg verwies auf die enormen Kooperationspotentiale und betonte die Bereitschaft für eine Politik des Dialoges mit dem Handel und seinen Verbänden.

Zu aktuellen Fragen der Umwelt- und Verpackungspolitik forderte der Vorsitzende des Verbandes eine umfassende Novellierung der Verpackungsverordnung und wandte sich erneut gegen das Zwangspfand, das „von zweifelhafter ökologischer Effektivität ist, während die horrenden Kosten Handel und Verbraucher unverhältnismäßig belasten“. Lindenberg appellierte an die verantwortliche Politik, das zum 01. Januar 2003 geplante Zwangspfand nicht einzuführen.

Im Zusammenhang mit der Werbe- und Medienpolitik und damit der Tätigkeit der Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) wandte sich der Vorsitzende des Markenverbandes erneut deutlich gegen Werbeverbote und -einschränkungen jeglicher Art. Er nannte hierbei besonders die zweite Vorlage eines Entwurfs einer Europäischen Tabakwerberichtlinie und forderte weiter eine flexible Gestaltung der Werbezeiten auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, etwa im Umfeld von Fußballspielen nach 20.00 Uhr. Außerordentlich kritisch äußerte sich der Vorsitzende des Markenverbandes zu den aktuellen Diskussionen um eine Verbesserung des Jugendschutzes im Zusammenhang mit dem Anschlag in Erfurt. Die jetzt vom Bundestag beschlossenen Einschränkungen der Alkoholwerbung im Kino sind zwar nicht mehr so gravierend wie die ersten Überlegungen hierzu, lassen aber eine Ausweitung auf andere Werbeträger oder gar andere Branchen befürchten. Lindenberg appellierte an den Bundesrat, „Einschränkungen der Alkoholwerbung im Kino für dem Hintergrund von Erfurt nicht zuzulassen. Ich finde es sehr bedenklich, wenn die Politik in populisitischer Weise sich dieser Themen annimmt, weil man eine Chance sieht, hier endlich einmal schon lang geplante Einschränkungen vornehmen zu können“. Ausdrücklich warnte der Markenverband vor Domino-Effekten und weiteren möglichen Werbeeinschränkungen. Zu der ebenfalls nach Erfurt geführten Diskussion um Gewalt in den Medien stellte Lindenberg klar, „daß dies kein Thema für die werbungtreibende Wirtschaft werden darf“. Er wandte sich gegen alle Versuche, „die Werbungtreibenden als Zensor zu mißbrauchen, indem wir aufgefordert werden, durch Werbeentzug die Programmpolitik der Sender zu bestimmen“.

Der zur Jahrespressekonferenz am 19. Juni 2002 vorgelegte Jahresbericht des Markenverbandes 2001/02 kann in der Geschäftsstelle des Markenverbandes unter 0611-5867-22/23 direkt abgefordert werden.

Media Contact

Wolfgang Hainer ots

Weitere Informationen:

http://www.markenverband.de

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