Klimadaten – regional und praxisbezogen

Starke, regionale Regenfälle und damit verbundene Überschwemmungen wie hier im schleswig-holsteinischen Störtal sind mit bisherigen Klimamodellen nur schwer berechenbar. Im europäischen Netzwerk VALUE arbeiten Klimaforscher aus 21 europäischen Nationen daran, globale Klimamodelle auf einzelne Regionen herunterzubrechen. Foto: A. Villwock, GEOMAR<br>

Computermodelle können bereits sehr präzise globale Entwicklungen des Klimas nachvollziehen. Die Simulation von regionalem Klimageschehen ist dagegen noch eine Herausforderung für die Wissenschaft. Das europäische Forschungsnetzwerk VALUE stellt sich dieser Herausforderung. Gleichzeitig will es seine Ergebnisse so aufbereiten, dass sie für Politik, Umweltbehörden und andere Nutzer einfach anwendbar sind.

Bei allen Diskussionen über Details ist sich die Wissenschaft einig: Das Klima ändert sich. Dank hoch komplexer Computermodelle lässt sich diese Änderung für das globale Klima sogar in die Zukunft projizieren. So können Forscher Aussagen treffen, wie hoch mit großer Wahrscheinlichkeit die globale Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100 steigt, wenn der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre in einer bestimmten Weise zunimmt.

Leider sagen diese globalen Modelle wenig darüber aus, wie stark die Wahrscheinlichkeit für Extremniederschläge in den östlichen Voralpen steigt oder die Häufigkeit von Orkanen an der Nordseeküste zunimmt. Ziel sogenannter Regionalisierungsverfahren ist es deshalb, die Aussagen globaler Klimasimulationen auf einzelne Regionen herunterzubrechen. Die Unsicherheiten solcher regionaler Klimaszenarien sind zurzeit noch sehr groß und zudem noch nicht systematisch untersucht, die Methoden speziell für Extremwetter noch in der Entwicklung.

Deshalb haben sich Experten aus 21 europäischen Ländern in dem Europäischen Forschungsnetzwerk VALUE (Validating and Integrating Downscaling Methods for Climate Change Research) zusammengeschlossen, um Regionalisierungsverfahren systematisch zu testen, zu vergleichen und weiterzuentwickeln. Dabei wollen sie ein Verständnis dafür entwickeln, wie genau regionale Klimaszenarien prinzipiell sein können.

Das Netzwerk startete mit einem Workshop vom 7. bis 9. März am GEOMAR | Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. In dessen Focus stand zu-nächst eine generelle Vorüberlegung. „Bevor wir uns an die Arbeit machen, wollten wir wissen, welche Daten die Wissenschaftsgemeinde, aber auch andere Nutzer wie die Politik oder der Katastrophenschutz überhaupt von uns erwarten“, sagt Prof. Dr. Douglas Maraun, Klimaforscher am GEOMAR und Sprecher des VALUE-Netzwerkes. Deshalb befasst sich der Auftaktworkshop zunächst mit den Bedürfnissen der Endnutzer von regionalen Klimawandel-Szenarien.

70 Teilnehmer aus 20 europäischen Ländern waren dazu ans GEOMAR gereist, darunter Vertreter von Universitäten, von Forschungsinstituten, von staatlichen meteorologischen Diensten, von Umweltagenturen, der Weltbank sowie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). „Klimamodellierung ist eine sehr abstrakte Wissenschaft, die häufig nur schwer vermittelbar ist“, sagt Professor Maraun. „Mit diesem Workshop haben wir ganz bewusst den viel zitierten Elfenbeinturm verlassen und sind auf diejenigen zugegangen, die Erkenntnisse der Grundlagenforschung in praktisches Handeln umsetzen müssen. Der Austausch war für beide Seiten hoch interessant“.

Das Projekt VALUE wird im Rahmen der Europäischen Kooperation in Wissenschaft und Technologie (COST) für vier Jahre gefördert. Die Förderung im ersten Jahr beträgt 129.000 Euro.

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Andreas Villwock idw

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