Die digitale Zukunft der Wörterbücher

War in der Vergangenheit das Begriffspaar Wörterbuch und Zettelkasten unzertrennlich, so sind heute die technisch avancierten Wörterbuchprojekte ohne die digitale Unterstützung von modernen Redaktionssystemen kaum mehr denkbar.

Sie ermöglichen die Zusammenarbeit von Arbeitsstellen an unterschiedlichen Orten, die Vernetzung der Belege mit elektronischen Quellen und nicht zuletzt die Datenausgabe in Buchform und als Internetpublikation. Recherche- und Zugriffsmöglichkeiten werden so vervielfacht und vereinfacht.

Ein Workshop der Arbeitsgruppe „Elektronisches Publizieren“ der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften bringt daher in Zusammenarbeit mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und dem Institut für Deutsche Sprache in Mannheim etwa 60 Experten aus Akademieprojekten und den Universitäten zusammen, um Erfahrungen mit digitalen Techniken, besonders aber mit modernen Redaktionssystemen auszutauschen. Vom 8. bis zum 10. Oktober 2008 werden Redakteure und Informatiker über technische Standards von Textdaten und deren Sicherung, aber auch über netzbasierte Formen wissenschaftlichen Arbeitens diskutieren. Programmhöhepunkte werden unter anderem die Gastvorträge von Dr. Michael Sperberg-McQueen vom World Wide Web Consortium über die Zukunft von Sprachdaten, von Annabella Weisl über die Google Buchsuche und von Matthias Schindler über das Redaktionssystem hinter der freien Enzyklopädie Wikipedia sein.

„Die in den Akademieprojekten erarbeiteten Wörterbücher bilden die Grundlage für hochwertige digitale Ressourcen, die auch künftige Generationen immer wieder verwenden werden“, sagt Prof. Dr. Kurt Gärtner, der Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Elektronisches Publizieren“ der Akademienunion. Es sei daher essentiell, die geschaffenen Daten in einheitlichen Standards abzulegen, die archivierbar und langfristig verwertbar sind. Die Projekte sollten dabei die Werkzeuge benutzen, die derzeit den höchsten Komfort bieten. „Wer mit öffentlichen Geldern forscht, muss auf Effizienz achten – und daher auch technisch auf dem neuesten Stand sein“, meint Prof. Dr. Kurt Gärtner. Darüber hinaus sei die digitale Publikation der Wörterbücher im Internet der entscheidende Schritt, um die Arbeitsergebnisse möglichst vielen Menschen frei zugänglich zu machen.

Programmhöhepunkte:

o Öffentlicher Vortrag von Dr. Michael Sperberg-McQueen vom World Wide Web Consortium: Standards in der geisteswissenschaftlichen Textdatenverarbeitung – über die Zukunft unserer Sprachdaten

Zeit: Montag, 6. Oktober 2008, 19 Uhr

Dr. Michael Sperberg-McQueen arbeitet beim World Wide Web Consortium, einem Gremium zur Standardisierung der das Internet betreffenden Techniken. Er ist einer der maßgebenden Entwickler der Auszeichnungssprache (Markup Language) XML und des Dokumentenformats TEI – beide Standards werden weltweit benutzt.

o Den Auftakt zum zweiten Workshoptag wird Annabella Weisl von Google Deutschland mit einem Referat über die „Möglichkeiten der Google Buchsuche“ bilden.

Zeit: Dienstag, 7. Oktober 2008, 9 Uhr

„Google Buchsuche“ verfolgt das Ziel, das in Büchern gespeicherte Wissen der Welt durch Digitalisierung für die Volltextsuche verfügbar zu machen – zum einen durch eine Kooperation mit den Verlagen, zum anderen durch die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Bibliotheken. Dieses Projekt gewinnt für Wörterbuchvorhaben, insbesondere im Hinblick auf die Vernetzung von digitalen Wörterbüchern mit Online-Ressourcen, zunehmend an Bedeutung.

o Ein Vortrag von Matthias Schindler von der Geschäftstelle Wikimedia Deutschland wird den zweiten Workshoptag ausklingen lassen. Er spricht über das Redaktionssystem hinter der freien Enzyklopädie Wikipedia und dessen Kontrollmechanismen.

Zeit: Dienstag, 7. Oktober 2008, 16.15 Uhr (im Programmteil „Redaktionssysteme im Einsatz“)

Der Vortrag von Dr. Michael Sperberg-McQueen steht allen Interessenten offen. Zum Workshop und insbesondere zu den beiden Vorträgen am Dienstag, den 7.10.2008, sind Journalisten herzlich eingeladen.

Datum: 6. Oktober 2008, 14 Uhr, bis 8. Oktober 2008, 13 Uhr
Ort: Institut für Deutsche Sprache, R 5, 6-13, 68161 Mannheim
Zur Workshop-Teilnahme anmelden können Sie sich bei
Nicole Hartmann, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, Kontakt: nicole.hartmann@akademienunion.de, Tel. 06131 / 218 528 13

Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften, wiedergegründet im Jahre 1909, ist die Landesakademie Baden-Württembergs und eine der acht deutschen Akademien der Wissenschaften. Als außeruniversitäre Forschungseinrichtung verantwortet sie derzeit 21 Forschungsvorhaben, in denen etwa 240 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die rund 180 gewählten Mitglieder der Heidelberger Akademie treffen sich als herausragende Vertreter ihrer Disziplin regelmäßig zum fächerübergreifenden Gespräch, die Akademie veranstaltet wissenschaftliche Tagungen sowie öffentliche Vortragsreihen. Mit der 2002 erfolgten Einrichtung eines Nachwuchskollegs (WIN-Kolleg), der Ausrichtung der „Akademiekonferenzen für junge Wissenschaftler“ sowie durch die Vergabe von Forschungspreisen fördert sie herausragende jüngere Exponenten der Wissenschaft.

Rückfragen bitte an:

Prof. Dr. Kurt Gärtner
Vorsitzender der Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
Tel. 06421 / 35 356
E-mail: gaertnek@staff.uni-marburg.de
sowie
Myriam Hönig
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Akademienunion
Leiterin Büro Berlin
Tel.: 030 / 3 25 98 73 70
Fax: 030 / 3 25 98 73 73
E.Mail: hoenig@akademienunion-berlin.de
Internet: www.akademienunion.de
sowie
Dr. Johannes Schnurr
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Telefon: 06221 / 54 34 00
Fax: 06221 / 54 33 55
E-Mail: johannes.schnurr@adw.uni-heidelberg.de
Internet: www.haw.baden-wuerttemberg.de
sowie
Dr. Annette Trabold
Institut für Deutsche Sprache
Tel. 0621 / 1 58 11 19
E-Mail: trabold@ids-mannheim.de
www.ids-mannheim.de

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Dr. Johannes Schnurr idw

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