Wissen für künftige Generationen sichern

Wertvolle Wissensspeicher wie die Editionen und Wörterbuchprojekte der Akademien der Wissenschaften sollen möglichst vielen Menschen digital zugänglich gemacht werden. Gleichzeitig muss die elektronische Speicherung hard- und softwareneutral geschehen, so dass die erarbeiteten Daten und Recherchemöglichkeiten auch künftigen Generationen noch etwas nützen.

Rund 100 Experten aus Akademieprojekten, Bibliotheken, Universitäten und anderen wissenschaftlichen Institutionen treffen sich daher vom 15. bis zum 17. Oktober 2007 zu einem Workshop „Digitale Editionen“. Organisiert wurde der Workshop von der AG „Elektronisches Publizieren“ der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Bei dem Workshop werden ausgewählte Service-Projekte für die Arbeit an der Erstellung von Editionen präsentiert und Beispiele von retrospektiv digitalisierten Editionen gegeben, ebenso von modernen Editionen, die in allen Phasen der editorischen Arbeit die Möglichkeiten der neuen Technologien nutzen. Auch „Hybrideditionen“, die sowohl in Buchform als auch im Internet publiziert werden, sollen in einem Themenblock zur Diskussion gestellt werden. Die Direktorin der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main, Ute Schwens, wird in einem ersten Forum die Rollen von Bibliotheken erläutern, die auch digitale Editionen künftig dauerhaft zugänglich machen werden, nachdem unter anderem der Sammelauftrag der Nationalbibliothek auf elektronische Publikationen erweitert ist. Nun müssen Punkte wie die Pflichtablieferung und die Langzeitarchivierung von digitalen Publikationen geklärt werden.

Heiko Hartmann vom Verlag de Gruyter wird in einem zweiten Forum mit den anwesenden Experten über die Positionen der Verlage zu Chancen und Risiken von Open Access debattieren. „Auf diese Kontroverse sind wir sehr gespannt“, sagt Prof. Kurt Gärtner, der Vorsitzende der AG „Elektronisches Publizieren“. „Der freie Zugang zu Editionen und Wörterbüchern im Internet wird oft als Konkurrenz zu den in Buchform publizierten Editionen der Verlage gesehen. Dabei kann man mittlerweile mit Studien belegen, dass die Netzpublikation eher eine Werbewirkung für das Buch hat.“

Besonders zu diesem Forum am Mittwoch, den 17.10. (Beginn 11.15 Uhr) sind Journalisten herzlich eingeladen.

Ort des Workshops: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin

Zeit: von Montag, den 15. Oktober 2007, 14 Uhr, bis Mittwoch, den 17. Oktober 2007, 13 Uhr

Hauptziel des Workshops ist es, die für Akademie-Editionen bzw. andere große Editionen geschaffenen Daten in einheitlichen Standards abzulegen, die langfristig archivierbar sind und jederzeit sowohl eine Ausgabe in Buchform als auch eine Internetpublikation ermöglichen. Die Projekte sollen dabei die Werkzeuge benutzen, die derzeit auf der Grundlage international anerkannter Datenstandards den höchsten Komfort bieten. „Die in den Akademieprojekten erarbeiteten Editionen stellen hochwertige digitale Ressourcen dar, die in Zukunft immer wieder verwendet werden können“, sagt Prof. Dr. Kurt Gärtner. Die AG empfehle daher den auf XML (eXtensible Markup Language) basierenden Auszeichnungsstandard der TEI (Text Encoding Initiative). XML ist eine Auszeichnungssprache für den Austausch von Daten, die vor etwa zehn Jahren entwickelt wurde und international große Bedeutung hat.

In den Akademien wird zunehmend mit elektronischen Textarchiven gearbeitet, vor allem in den technisch avancierten Wörterbuchvorhaben, die ihre Belege mit elektronischen Texten vernetzen. Die kritischen Editionen großer Denker, Dichter und Komponisten sowie die im Rahmen der Editionsarbeit erstellten digitalen Materia-lien bieten durch eine Vernetzung mit ihren Überlieferungszeugen – seien es nun digitale Faksimiles oder Volltext – eine neue Qualität. Recherche- und Zugriffsmöglichkeiten werden vervielfacht und vereinfacht.

Ihre Ansprechpartner

Prof. Dr. Kurt Gärtner, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, Kontakt:

gaertnek@staff.uni-marburg.de; Tel. 06421 / 35 356

Ralf Wolz, Wissenschaftsadministration / Referat Akademienvorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Kontakt: wolz@bbaw.de; Tel. 030 / 20 370 -611

Die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften ist die Dachorganisation von acht Wissenschaftsakademien, die sich zur Umsetzung gemeinsamer Interessen zusammengeschlossen haben. Unter dem Dach der Union sind mehr als 1600 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verschiedenster Fachrichtungen vereint, die zu den national und international herausragenden Vertretern ihrer Disziplinen gehören. Die Union koordiniert das „Akademienprogramm“, das eines der größten und bedeutendsten geisteswissenschaftlichen Forschungsprogramme der Bundesrepublik Deutschland darstellt. Sie fördert die Kommunikation zwischen den Akademien, betreibt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und organisiert Veranstaltungen über aktuelle Probleme der Wissenschaft. Die Akademienunion kommuniziert mit Wissenschaftsorganisationen des In- und Auslandes und entsendet Vertreter in nationale und internationale Wissenschaftsorganisationen. Eine organisierte Zusammenarbeit der deutschsprachigen Akademien der Wissenschaften gibt es bereits seit über 100 Jahren. Sie geht zurück auf das sogenannte „Kartell“, das 1893 in Leipzig für die Betreuung von über 30 gemeinsamen Akademie-Forschungsvorhaben gegründet wurde.

Media Contact

Myriam Hönig idw

Weitere Informationen:

http://www.akademienunion.de

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