Ursache und Wirkung in die richtige Beziehung setzen

Wenn in der Medizin ein Medikament eingesetzt wird und es dem Patienten nach der Einnahme besser geht vermutet jeder, dass die positive Wirkung vom Medikament ausgeht. Experimente mit Schein-Medikamenten, so genannten Placebos, haben aber gezeigt, dass gerade im medizinischen Bereich manche Wirkung mehr auf der Psyche des Patienten als auf der Wirkung des Medikaments beruht.

Ursache und Wirkung einander eindeutig zuzuordnen, ist also gar nicht so einfach. Dies gilt neben der Medizin ebenso für psychotherapeutische Maßnahmen oder Eingriffe, wissenschaftlich auch Interventionen genannt, im Bereich Bildung und Politik. Überall im täglichen Leben wie in der Wissenschaft werden Interventionen entwickelt und eingesetzt. Dabei stellen sich in jedem Fall die gleichen Fragen: Führen die entwickelten Maßnahmen zu den gewünschten Veränderungen? Sind diese ursächlich auf die Intervention zurückzuführen? Oder gibt es andere Einflüsse, welche alternativ die Veränderungen erklären können?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich am 27./28. August der Workshop „Analyse kausaler Effekte“ („Introduction to the Analysis of Causal Effects with EffectLite, LISREL and Mplus“) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ausgerichtet vom Lehrstuhl für Methodenlehre und Evaluationsforschung von Prof. Dr. Rolf Steyer stellt diese, in englischer Sprache gehaltene, Tagung die wichtigsten kausaltheoretischen Konzepte der modernen Methodenlehre vor. Der Workshop findet im Multimediazentrum der Friedrich-Schiller-Universität Jena statt und wird live ins Internet übertragen. Noch sind Plätze frei. Eine Anmeldung kann bis zum 24. August via Internet unter http://www.metheval.uni-jena.de erfolgen. Auf dieser Website stehen außerdem weitere Informationen und Materialien zum Workshop zur Verfügung.

In vielen wissenschaftlichen Disziplinen nimmt das Experiment eine herausragende Stellung bei Untersuchungen ein. Doch manchmal sind, etwa aus ethischen oder pragmatischen Gründen, keine Experimente realisierbar. Was dann gemacht werden kann, will der Jenaer Workshop aufzeigen. Es werden Möglichkeiten vorgestellt, wie in Quasi-Experimenten mit theoretisch fundierten Methoden trotz allem kausale Effekte geschätzt werden können. „Neben den theoretischen Ausführungen wird die Umsetzung kausaler Fragestellungen in statistische Hypothesen und deren Prüfung in statistischen Modellen demonstriert“, erläutert Mit-Organisator Norman Rose.

Wegen ihrer außerordentlichen Flexibilität sind Strukturgleichungsmodelle besonders geeignet, um kausale Effekte zu schätzen und ihre statistische Bedeutsamkeit zu prüfen. „Mplus“ und „LISREL“ sind weit verbreitete Programme zur Strukturgleichungsmodellierung. Beim Workshop werden sie, aber v. a. „EffectLite“ eingesetzt. Es ist ein kostenfreies Programm, welches speziell für die Analyse kausaler Effekte von Prof. Steyer und seinen Kollegen an der Universität Jena entwickelt worden ist.

Die Teilnehmer sollten mit grundsätzlichen Konzepten und Begriffen der Methodenlehre und Statistik vertraut sein, denn als Einführung in die Strukturgleichungsmodellierung ist der Workshop nicht geeignet.

Kontakt:
Prof. Dr. Rolf Steyer / Dipl.-Psych. Norman Rose
Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Steiger 3 / Haus 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945231 oder 945236
E-Mail: rolf.steyer[at]uni-jena.de / norman.rose[at]uni-jena.de

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Axel Burchardt idw

Weitere Informationen:

http://www.metheval.uni-jena.de

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