Tropfen oder doch lieber Fäden? Saarbrücker Physiker untersuchen die Eigenschaften von Flüssigkeiten

Die Aufnahme mit dem Elektronenmikroskop zeigt den Nanofaden der beim Tropfenabriss einer Polymerlösung entsteht. Foto: Uni<br>

Dem Phänomen dieser Fäden sind Forscher um den Physik-Professor Christian Wagner von der Universität des Saarlandes auf der Spur. Denn nicht alle Flüssigkeiten bilden diese Fäden und manche Flüssigkeiten bilden besser Fäden als andere. Dass diese Fäden nicht nur für die Grundlagenforschung interessant sind, zeigt die Tatsache, dass sie etwa in der Medizintechnik und bei der Lebensmittelherstellung verwendet werden.

„Wir untersuchen, wie sich komplexere Flüssigkeiten, zum Beispiel Speichel, verhalten“, erklärt Physik-Professor Christian Wagner. Im Gegensatz zu Wasser verhalten diese sich anders: Hier reißen die Tropfen nicht schnell ab, sondern bilden Fäden, die die Flüssigkeit lange zusammenhalten. Dieses Phänomen könne man etwa bei Säuglingen beobachten, wenn der Speichel in langen Fäden aus dem Mund laufe und nicht sofort als Tropfen abreiße. „Dabei hängt die Länge der Fäden von der Zusammensetzung der Flüssigkeiten ab“, berichtet Wagner weiter. Beim Speichel sorgen sogenannte Glykoproteine dafür, dass sich lange Fäden bilden.

In ihrer Studie untersuchten die Physiker der Saar-Uni unter anderem die Eigenschaften von Speichel und Xanthan – einem Polymer, das bei der Lebensmittelherstellung als Verdickungs- und Geliermittel eingesetzt wird. Hierbei konnten die Forscher beobachten, dass sich beim Speichel besser Fäden bilden, als dies beim Xanthan der Fall ist. „In gewisser Weise wehren sich die Polymermoleküle, wie Wollknäule entknäult zu werden“, erklärt der Physiker.
Die Bildung solcher Fäden ist aber nicht nur für die Grundlagenforschung interessant, sondern sie hat auch einen konkreten Nutzen. „Bei der Blutdialyse kommen zum Beispiel Nanofäden zum Einsatz, die das Blut filtern“, sagt Wagner. Darüber hinaus ist das Verständnis der Tropfenbildung auch in der Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie wichtig

Die Ergebnisse der Studie wurden veröffentlicht: Sattler, S. Gier, J. Eggers, C. Wagner. The final stages of capillary break-up of polymer solutions. Phys. Fluids 24, 023101 (2012)
Fragen beantwortet:

Professor Christian Wagner
Experimentalphysik
Telefon: 0681 / 302-3003
E-Mail: c.wagner@mx.uni-saarland.de

Media Contact

Melanie Löw Universität des Saarlandes

Weitere Informationen:

http://www.uni-saarland.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie

Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer