Stroboskop der Quantenphysiker: Resonator liefert kurze Lichtblitze für Verschränkung

Physikern um Prof. Harald Weinfurter (Ludwig-Maximilians-Universität, Max-Planck-Institut für Quantenoptik) ist es nun im Rahmen des Exzellenzclusters „Munich-Centre for Advanced Photonics“ (MAP) gelungen, eine neue Methode zu entwickeln, die für die Herstellung verschränkter Photonen nötigen ultrakurzen Lichtpulse mit sehr hoher Intensität und in schneller Folge zu erzeugen. Ganz neue Anwendungsfelder rücken damit ins Blickfeld der Quantenphysiker.

Das Ziel der Forscher ist es, viele Photonen zu verschränken und zu verstehen, was dabei passiert. Dabei fasziniert die von Einstein sogenannte „spukhafte Fernwirkung“ zwischen verschränkten Photonen die Quantenphysiker noch heute. Ihnen schwebt nicht nur der Quantencomputer vor, vielmehr versuchen sie, tiefer in die Welt der Quanten einzutauchen und zu untersuchen, wie sich die Verschränkung über grössere Quantensysteme verteilt.

Um mehrere verschränkte Photonen auf einmal zu erzeugen, braucht es ultrakurze Lichtpulse von hoher Leistung. Das große Hindernis war bisher, dass die dazu nötigen hohen Pulsenergien nicht erreicht werden konnten; zumindest dann nicht, wenn die einzelnen Lichtpulse stroboskopähnlich kurz, intensiv und genügend schnell hintereinander im Ultravioletten erzeugt werden sollten.

Die Münchener Arbeitsgruppe übertrug erstmals eine Methode, die im infraroten Bereich des Lichtspektrums gut funktioniert, auf den energiereicheren ultravioletten (UV) Bereich. Sie setzen dazu einen Resonator ein, um UV Lichtpulse von nur wenigen Femtosekunden (10-15 Sekunden) Dauer mit hoher Rate (82 MHz) hin und her zu jagen. Dabei addieren sich die Pulse fortlaufend, vorausgesetzt, jeder einfallende Lichtpuls überlagert sich exakt mit den bereits im Resonator umlaufenden Pulsen. Auf diese Weise entstehen ultrakurze Lichtpulse in schneller Folge. Diese Lichtpulse sind mehr als fünfmal stärker als solche, die durch vergleichbare kommerzielle Lasersysteme erzeugt werden können.

Mit Hilfe der Lichtpulse regen die Wissenschaftler dann einen Kristall an, der verschränkte Photonen aussendet. Roland Krischek, der diese Resonanzkammer mit konstruiert und erprobt hat, sieht darin große Chancen: „Unser Lichtresonator gibt uns nun die Möglichkeit, die Verschränkung über größere Systeme genauer zu untersuchen“. Sein Kollege Witlef Wieczorek ergänzt: „Mit diesem Resonator kann man nicht nur verschränkte Photonen erzeugen, sondern auch Moleküleigenschaften oder den Ladungstransport in Halbleitern studieren.“

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe werden ausführlich in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift Nature Photonics veröffentlicht (online am 31. Januar).

DOI: 10.1038/NPHOTON.2009.286

Media Contact

Christine Kortenbruck idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie

Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer