Rostocker Physiker enträtseln Saturns Energiehaushalt

Bisher war es nicht gelungen, diese interne Energiequelle zweifelsfrei zu identifizieren. In der angesehenen Fachzeitschrift Physical Review Letters berichten die Physiker Winfried Lorenzen, Bastian Holst und Ronald Redmer von der Universität Rostock, dass in einem großen Teil des Inneren von Saturn die Entmischung von Wasserstoff und Helium auftreten muss.

„Diese beiden Hauptbestandteile der Planeten Jupiter und Saturn sind unter gewöhnlichen Bedingungen gut mischbar, verlieren diese Eigenschaft aber offen-bar unter extremen Bedingungen oberhalb eines Drucks von etwa einer Million Atmosphären in Abhängigkeit von der Temperatur“, erklärt Ronald Redmer, Professor für Theoretische Physik an der Universität Rostock.

Während die Bedingungen für Entmischung von Wasserstoff und Helium in Saturn ab diesem Druck bis hin zum Kern erfüllt sind, treffen sie im größeren und damit auch wärmerem Jupiter – wenn überhaupt – nur in einer kleinen Schicht zu. Infolge der Entmischung sinken Helium-Tröpfchen langsam in tiefere Schichten ab und geben dabei Gravitati-onsenergie frei. „Dieser bisher nur vermutete Prozess löst damit das Rätsel um die verborgene Energiequelle im Saturn“, sagte Redmer.

Doktorand Winfried Lorenzen hatte sich bereits in seiner Diplomarbeit mit der Entmischung von Wasserstoff und Helium beschäftigt. Dazu hat er in der Arbeitsgruppe von Prof. Redmer aufwendige Molekulardynamik-Simulationen durchgeführt. „Nur durch den massiven Einsatz von Parallelrechnern waren diese Ergebnisse möglich“, so Lorenzen. In Zusam-menarbeit mit einem weiteren Doktoranden gelang auch die Aufklärung der physikalischen Ursache für die Entmischung von Wasserstoff und Helium. „Winfried Lorenzen und Bastian Holst konnten zeigen, dass Wasserstoff unter diesen extremen Bedingungen leitfähig wird wie ein Metall, während Helium nichtleitend bleibt“, stellte Redmer fest.

„Dieses Ergebnis wird unser Verständnis des inneren Aufbaus von Saturn und ähnlicher extrasolarer Planeten enorm beeinflussen“, sagte Na-dine Nettelmann, die derzeit mit einer Arbeit über große Planeten an der Rostocker Alma Mater promoviert. Eine zentrale Frage ist in diesem Zusammenhang, ob die großen Planeten eine Schichtstruktur haben und in welcher Tiefe die Grenzen zwischen den Schichten liegen. Die nun veröffentlichten Ergebnisse erlauben dazu erstmals genaue Angaben.

Kontakt:
Universität Rostock
Institut für Physik
Prof. Dr. Ronald Redmer
Telefon: 0381-498 6910
E-Mail: ronald.redmer@uni-rostock.de

Media Contact

Ingrid Rieck Universität Rostock

Weitere Informationen:

http://www.uni-rostock.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie

Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer