R Coronae Australis malt ein kosmisches Gemälde

Die Himmelsregion um R Coronae Australis aufgenommen mit dem Wide Field Imager auf La Silla. Bild: ESO <br>

R Coronae Australis befindet sich im Herzen eines nahegelegenen Sternentstehungsgebietes und ist eingehüllt in einem filigranen bläulichen Reflektionsnebel, der wiederum in eine große dunkle Staubwolke eingebettet ist. Die Aufnahme zeigt überraschende neue Einzelheiten in einer hochinteressanten Himmelsregion.

Der Stern R Coronae Australis befindet sich in einem der eindrucksvollsten Sternentstehungsgebiete in unserer kosmischen Nachbarschaft. Dieses Portrait des Nebels – zusammengesetzt aus zwölf Einzelbildern, die mit roten, grünen und blauen Farbfiltern aufgenommen wurden – stammt vom Wide Field Imager (WFI), einer astronomischen Kamera mit besonders großem Blickfeld am MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop auf La Silla.

Das Bild deckt am Himmel einen Bereich im Sternbild Corona Australis (südliche Krone) ab, der in etwa der scheinbaren Größe des Vollmonds am Nachthimmel entspricht. Bei der Entfernung des Nebelgebiets von etwa 420 Lichtjahren entspricht das einem wahren Durchmesser von ungefähr vier Lichtjahren. Der Nebel ist nach dem Stern R Coronae Australis benannt, der sich in der Bildmitte befindet: einem von vielen jungen Sternen in dieser Himmelsregion, deren Helligkeit sich nach ihrer Entstehung immer noch unregelmäßig ändert, und die noch von Überresten der Gas- und Staubwolken umgeben sind, in denen sie geboren wurden.

Die Wechselwirkung der starken Strahlung der heißen, jungen Sterne mit Gas und Staub in ihrer Umgebung erzeugt die prächtigen Farben der Nebelgebiete. Das Licht wird dabei, abhängig von der Physik des interstellaren Mediums und den Sterneigenschaften, entweder direkt reflektiert oder absorbiert und bei einer anderen Wellenlänge wieder abgestrahlt. Reflexion des Sternenlichts an kleinen Staubteilchen ist die Hauptursache des bläulichen Leuchtens des Nebels in dem nun veröffentlichten Bild. Die jungen Sterne in der Umgebung von R Coronae Australis sind in etwa so massereich wie die Sonne und senden nicht genug ultraviolettes Licht aus, um einen bedeutenden Teil des Wasserstoffs in ihrer Umgebung zu ionisieren. Daher leuchtet die Wolke nicht in den typischen rötlichen Farbtönen, die man von vielen anderen Sternentstehungsgebieten kennt.

In der riesigen Staubwolke, in die der Reflexionsnebel eingebettet ist, werden auf den neuen Aufnahmen in eindrucksvoller Weise feinste Details sichtbar. Die zarten Farbschattierungen und die verschiedenartigen Strukturen der Staubwolken erinnern an ein impressionistisches Gemälde. Ein auffälliger dunkler Streifen durchzieht das Bild von der Mitte nach unten links: Dort wird das sichtbare Licht, das die im Wolkeninneren frisch neu entstandenen Sterne aussenden, komplett vom dichten Staub absorbiert. Die Sterne selbst lassen sich nur mithilfe einer Kamera nachweisen, die bei längeren Wellenlängen arbeitet und Infrarotstrahlung messen kann.

Der Stern R Coronae Australis selbst ist nicht mit bloßem Auge sichtbar. Sein Heimatsternbild, das die Form eines Diadems hat, läßt sich aber von südlichen Breiten aus an dunklen Standorten leicht finden. Es liegt unterhalb der dichten Sternansammlungen im Sternbild Schütze, in Richtung des Zentrums der Milchstraße, unserer Heimatgalaxie.

Weitere informationen

Das MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop wurde 1984 in Betrieb genommen und ist eine Leihgabe der Max-Planck-Gesellschaft an ESO. Sein Wide Field Imager, eine astronomische Kamera mit besonders großem Blickfeld und einem Detektor mit 67 Millionen Pixeln, liefert Bilder, die nicht nur von wissenschaftlichem, sondern auch von ästhetischem Wert sind.

Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch ihre 14 Mitgliedsländer: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts, sowie VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt. Die ESO ist der europäische Partner für den Aufbau des Antennenfelds ALMA, das größte astronomische Projekt überhaupt. Derzeit entwickelt die ESO das European Extremely Large Telescope (E-ELT) für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren und Infrarotlichts, mit 42 Metern Spiegeldurchmesser ein Großteleskop der Extraklasse.

Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsstaaten (und einigen weiteren Ländern) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg.

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