Mit Neutronen zum schaltbaren Antiferromagneten

Mikroskopische Untersuchung verschiedener magnetischer Zustände in Sub-Nanometer-Auflösung mithilfe des Neutronen-Reflektometers MARIA (AF = antiferromagnetisch, FM = ferromagnetisch) Copyright: Forschungszentrum Jülich GmbH / Yixi Su und Stefan Mattauch

Ein Antiferromagnet weist im Gegensatz zu einem Ferromagneten kein von außen messbares Magnetfeld auf. Trotzdem handelt es sich nicht um ein völlig unmagnetisches Material. Die Spins der Elektronen sind jedoch nicht wie bei einem Ferromagneten parallel, sondern entgegengesetzt ausgerichtet. Die magnetischen Momente heben sich daher gegenseitig auf.

Im Fall des nun synthetisch erzeugten Antiferromagneten wird der Effekt über nur wenige Nanometer dicke ferromagnetische Manganat-Schichten erzielt, die über ultradünne, isolierende Titanoxid-Schichten miteinander gekoppelt sind. Die Kopplung der Spins erfolgt dabei allerdings nicht ferromagnetisch, sondern antiferromagnetisch: Die Polarisationsrichtung der Spins kehrt sich um, wenn sie von der einen auf die andere Schicht übertragen wird.

Der neuartige, von Wissenschaftlern der University of Science and Technology of China in Hefei hergestellte Antiferromagnet besitzt darüber hinaus aber noch weitere, besondere Eigenschaften: Zum einen lassen sich die magnetischen Materialeigenschaften durch Veränderungen des Schichtaufbaus gezielt verändern.

Zum anderen können einzelne Schichten des Materials durch ein äußeres Magnetfeld umgepolt werden, sodass sich temporär unterschiedliche magnetische Zustände herstellen lassen. Der Nachweis gelang den Forschern mithilfe des Neutronen-Reflektometers MARIA, das das Jülich Centre for Neutron Science (JCNS) am Heinz Maier-Leibnitz Zentrum (MLZ) in Garching betreibt.

Antiferromagnetische Materialien könnten sich gegenüber konventionellen ferromagnetischen Materialien in unterschiedlicher Hinsicht als vorteilhaft erweisen. Sie sind unempfindlich gegenüber störenden äußeren Magnetfeldern. Mit entsprechenden Datenträgern lassen sich Informationen daher womöglich dauerhafter und verlässlicher speichern, als es bisher mit magnetischen Materialien möglich ist.

Originalpublikation:

All-oxide-based synthetic antiferromagnets exhibiting layer-resolved magnetization reversal
Binbin Chen, Haoran Xu, Chao Ma, Stefan Mattauch, Da Lan, Feng Jin, Zhuang Guo, Siyuan Wan, Pingfan Chen, Guanyin Gao, Feng Chen, Yixi Su, Wenbin Wu
Science (published 14 July 2017); DOI: 10.1126/science.aak9717

Ansprechpartner:

Dr. Yixi Su
Jülich Centre for Neutron Science
Tel. +49 89 289-10714
E-Mail y.su@fz-juelich.de

Dr. Stefan Mattauch
Jülich Centre for Neutron Science
Tel. +49 89 289-10709
E-Mail s.mattauch@fz-juelich.de
Pressekontakt:

Tobias Schlößer
Pressereferent, Forschungszentrum Jülich
Tel. +49 2461 61-4771
E-Mail t.schloesser@fz-juelich.de

http://www.fz-juelich.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/UK/DE/fachmeldungen/2017-… – Fachmeldung des Forschungszentrums Jülich

Media Contact

Dipl.-Biologin Annette Stettien Forschungszentrum Jülich

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie

Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer