Hamburger und Kieler Forschende beobachten spontanes Auftreten von Skyrmionen in atomar dünnen Kobaltfilmen
Die Existenz magnetischer Skyrmionen als teilchenartige Objekte ist bereits vor 30 Jahren von theoretischen Physikern vorhergesagt worden, konnte aber erst 2013 experimentell nachgewiesen werden. Skyrmionen mit einem Durchmesser von Mikrometern (10-6 Meter) bis zu wenigen Nanometern (10-9 Meter) wurden in unterschiedlichen magnetischen Materialsystemen entdeckt.
Obwohl sie auf einer Fläche von wenigen Atomen erzeugt und mit elektrischen Strömen manipuliert werden können, zeigen sie eine hohe Stabilität gegenüber äußeren Einflüssen. Das macht sie zu vielversprechenden Kandidaten für zukünftige Datenspeicher oder Logik-Bauelemente. Um für technologische Anwendungen konkurrenzfähig zu sein, müssen Skyrmionen allerdings nicht nur sehr klein, sondern auch ohne ein angelegtes Magnetfeld stabil sein.
Einen wichtigen Schritt in diese Richtung haben nun Forschende der Universitäten Hamburg und Kiel gemacht. Ausgehend von quantenmechanischen numerischen Rechnungen, die auf den Supercomputern des Norddeutschen Verbundes für Hoch- und Höchstleistungsrechnen (HLRN) durchgeführt worden sind, konnten die Kieler Physiker vorhersagen, dass in einem atomar dünnen, ferromagnetischen Kobaltfilm einzelne Skyrmionen mit einem Durchmesser von nur wenigen Nanometern auftauchen sollten (s. Abb. 1).
„Die Stabilität der magnetischen Knoten in diesen Filmen beruht auf einer ungewöhnlichen Konkurrenz magnetischer Wechselwirkungen“, so Sebastian Meyer, Doktorand in der Arbeitsgruppe von Prof. Stefan Heinze an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Diese Vorhersage wurde von Hamburger Forschenden um Dr. Kirsten von Bergmann mittels hochauflösender Rastertunnelmikroskopie anschließend bestätigt. Die Tieftemperatur-Messungen von Marco Perini, Doktorand in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Roland Wiesendanger, zeigen in den präparierten Kobaltfilmen magnetische Skyrmionen, ohne dass ein externes Magnetfeld angelegt werden musste (s. Abb. 2).
„Bislang wurden einzelne Skyrmionen fast immer durch Magnetfelder erzeugt. In unseren Metallfilmen treten die Skyrmionen dagegen spontan auf“, erläutert Kirsten von Bergmann. „Für zukünftige Anwendungen in der Spinelektronik müssen die Skyrmionen aber nicht nur bei extrem tiefen Temperaturen stabil sein, wie in den untersuchten Metallfilmen, sondern auch bei Umgebungstemperatur. Um diesen nächsten Schritt in Richtung Anwendung zu realisieren, kann die hier gefundene Konkurrenz der magnetischen Wechselwirkung einen großen Beitrag leisten.“
Dr. Kirsten von Bergmann
Fachbereich Physik
Universität Hamburg
Telefon: 040 / 42838-6295
E-Mail: kbergman@physnet.uni-hamburg.de
Web: https://hp.physnet.uni-hamburg.de/kbergman/
Professor Dr. Stefan Heinze
Institut für Theoretische Physik und Astrophysik
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Telefon: 0431 / 880-4127
E-Mail: heinze@theo-physik.uni-kiel.de
Web: www.itap.uni-kiel.de/theo-physik/heinze
Isolated zero field sub-10 nm skyrmions in ultrathin Co films,
Sebastian Meyer, Marco Perini, Stephan von Malottki, André Kubetzka, Roland Wiesendanger, Kirsten von Bergmann und Stefan Heinze,
Nature Communications, Online-Veröffentlichung vom 23.08.2019,
https://doi.org/10.1038/s41467-019-11831-4
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie
Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.
Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.
Neueste Beiträge
KI-basierte Software in der Mammographie
Eine neue Software unterstützt Medizinerinnen und Mediziner, Brustkrebs im frühen Stadium zu entdecken. // Die KI-basierte Mammographie steht allen Patientinnen zur Verfügung und erhöht ihre Überlebenschance. Am Universitätsklinikum Carl Gustav…
Mit integriertem Licht zu den Computern der Zukunft
Während Computerchips Jahr für Jahr kleiner und schneller werden, bleibt bisher eine Herausforderung ungelöst: Das Zusammenbringen von Elektronik und Photonik auf einem einzigen Chip. Zwar gibt es Bauteile wie MikroLEDs…
Antibiotika: Gleicher Angriffspunkt – unterschiedliche Wirkung
Neue antimikrobielle Strategien sind dringend erforderlich, um Krankheitserreger einzudämmen. Das gilt insbesondere für Gram-negative Bakterien, die durch eine dicke zweite Membran vor dem Angriff von Antibiotika geschützt sind. Mikrobiologinnen und…