Gemeinsame Experimente zu Antimaterie und Sternenexplosionen

Die Goethe-Universität Frankfurt am Main und das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung haben einen Vertrag unterzeichnet, um am geplanten internationalen Forschungszentrum FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research) noch enger zu kooperieren.

Die Zusammenarbeit bezieht sich unter anderem auf die Entwicklung und den Bau von Komponenten für die Beschleuniger von FAIR. Außerdem wurde eine enge Zusammenarbeit vereinbart für Experimente mit Antimaterie und hochverdichteter Kernmaterie, wie sie im Inneren von Sternexplosionen herrscht, und Experimente im Bereich der Plasmaphysik, Material- und Biowissenschaften. Dazu gehören die Entwicklung und der Bau von Detektoren und von Hochleistungsrechnern, die zur Auswertung der zu erwartenden enormen Datenmengen benötigt werden.

„Mit der getroffenen Vereinbarung wird die Goethe-Universität ihre international beachteten kernphysikalischen Kompetenzen in das FAIR-Zentrum einbringen und somit einen wichtigen Beitrag zu dessen Realisierung liefern. Umgekehrt haben unsere Studenten die Möglichkeit an FAIR, Forschung und Entwicklung auf Weltniveau zu betreiben“ sagt Prof. Werner Müller-Esterl, der Präsident der Goethe-Universität Frankfurt.

„Ziel ist es, für FAIR, eines der größten Forschungsvorhaben in der Grundlagenforschung weltweit, die Fachkompetenz, Infrastrukturen und Personalkapazitäten der Universitäten gerade im Rhein-Main-Gebiet durch verstärkte Zusammenarbeit mit der Helmholtz-Gemeinschaft international sichtbar hervorzuheben und den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Mit dem geschlossenen Vertrag bauen wir die traditionell enge Zusammenarbeit zwischen Goethe-Universität Frankfurt und GSI in bestem Sinne aus“, sagt Prof. Horst Stöcker, der Wissenschaftliche Geschäftsführer von GSI.

Die Vereinbarung sieht vor, die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Rahmen des FAIR-Projekts abzustimmen. Die Universität Frankfurt, das Land Hessen und GSI werden für FAIR zwölf neue Professuren einrichten und gemeinsam berufen. Darüber hinaus gewähren sich beide Partner gegenseitig Zugang zu ihren technischen Anlagen und werden Programme zur Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses etablieren. In der Graduiertenschule „Helmholtz Graduate School for Hadron and Ion Research“ (HGS-Hire), an der mehrere Universitäten beteiligt sind, werden die etwa 250 Doktoranden zentral koordiniert, die sich mit der Forschung an GSI und FAIR befassen.

Der Kooperationsvertrag basiert auf einer Rahmenvereinbarung über die strategische Zusammenarbeit beim Aufbau und der wissenschaftlichen Nutzung von FAIR aus dem November 2008. Neben der Goethe-Universität und GSI sind das Frankfurt Institute for Advanced Studies und die Universitäten Darmstadt, Gießen, Heidelberg und Mainz beteiligt.

Das Beschleunigerzentrum FAIR, das an der GSI errichtet wird, ist weltweit eines der größten Forschungsvorhaben für die physikalische Grundlagenforschung, an dem bereit jetzt 3000 Wissenschaftler aus über 40 Ländern an der Planung arbeiten. FAIR ist eine Beschleunigeranlage, die Antiprotonen- und Ionenstrahlen mit bisher unerreichter Intensität und Qualität liefern wird. FAIR besteht im Endausbau aus acht Kreisbeschleunigern mit bis zu 1100 Metern Umfang, zwei Linearbeschleunigern und rund 3,5 Kilometern Strahlführungsrohren. Die bereits existierenden GSI-Beschleuniger werden als Vorbeschleuniger dienen. FAIR ermöglicht eine nie dagewesene Vielfalt an Experimenten, durch die Forscher aus aller Welt neue Einblicke in den Aufbau der Materie und die Entwicklung des Universums seit dem Urknall erwarten.

Informationen: Prof. Harald Appelshäuser, Institut für Kernphysik, Campus Riedberg, Tel: (069) 798-47034, appels@ikf.uni-frankfurt.de

In Zusammenarbeit mit GSI

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt am Main. 1914 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht derzeit für rund 600 Millionen Euro der schönste Campus Deutschlands. Mit über 50 seit 2000 eingeworbenen Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Universität den deutschen Spitzenplatz ein. In drei Forschungsrankings des CHE in Folge und in der Exzellenzinitiative zeigte sie sich als eine der forschungsstärksten Hochschulen.

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