Drama im Universum

Künstlerische Darstellung von dem Stern und seinem Planeten „WASP-12b“.<br>(c) Grafik: Ann Feild, STScI/Nasa<br>

Beobachtungen an verschiedenen Großteleskopen zeigen, dass sich der Planet sehr nahe an seinem Mutterstern befindet. Die Forscher schließen daraus, dass durch die Gravitation der Stern seinem Begleiter langsam Materie absaugt. Die Forscher berichten im „Astrophysical Journal“ in der Aprilausgabe.

Der Planet mit dem Namen „WASP-12b“, der immerhin fast anderthalb mal die Größe von Jupiter hat, bewegt sich innerhalb von etwas mehr als einem Tag um seinen Stern. „Das gesamte System befindet sich in einer Entfernung von 1.400 Lichtjahren von unserer Sonne“, sagt Dr. Luca Fossati vom Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn.

Schon vor drei Jahren hat sein Team eine ungewöhnliche Gaskonzentration in der Nähe des Sterns entdeckt, deren Ursprung aber unbekannt war. Neue Beobachtungen an verschiedenen Großteleskopen – wie z.B. dem Hubble Weltraum Teleskop und dem Radioteleskop in Effelsberg – sowie eine detaillierte Analyse haben jetzt gezeigt, dass es sich um eine Gaswolke um den Planeten handelt.

Wegen des geringen Abstands zur Sonne beginnt der Planet zu kochen

Mit „nur“ 4,5 Millionen Kilometer Entfernung bewegt sich dieser Planet auf einer sehr engen Bahn um sein Zentralgestirn. Zum Vergleich: Der Abstand von unserer Erde zu unserer Sonne beträgt dagegen fast 150 Millionen Kilometer. Der extrem kleine Abstand zu seinem Stern hat für den Planeten dramatische Folgen: „Er wird stark aufgeheizt, und sein Gas beginnt zu kochen“, sagt Dr. Fossati. Aus diesem Grunde bildet sich eine dreimal so große Gashülle, die dann von dem Stern nach und nach aufgesaugt wird.

Solche Planetendramen kommen offenbar häufiger vor

Die Analyse der Wissenschaftler hat außerdem gezeigt, dass solche Planetendramen nicht selten sind. „Es kommt durchaus häufiger vor, dass sich ein Mutterstern seine eigenen Planeten einverleibt“, sagt Dr. Fossati. Theoretische Überlegungen der Wissenschaftler deuten daraufhin, dass es im Weltall noch etliche solcher Systeme geben muss, deren Entdeckung aber nur mit den größten Teleskopen möglich erscheint. Zu diesem Thema warten noch spannende Aufgaben für das neue James-Webb-Weltraumteleskop der Amerikaner und das europäische Riesentelekop E-ELT.

Publikation: Absorbing gas around the WASP-12 planetary system, Astrophysical Journal Letters, 2013, 766, L20, 2013 April 1, DOI: 10.1088/2041-8205/766/2/L20

Kontakt:

Dr. Luca Fossati
Argelander-Institut für Astronomie
der Universität Bonn
Tel.: 0228/73 3783
E-Mail: lfossati@astro.uni-bonn.de

Media Contact

Johannes Seiler idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie

Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer