Aus dem Schattendasein aufs Titelblatt

Erst das Abdunkeln des hellen "gamma Cephei A" in der Mitte macht "gamma Cephei B" (rechts daneben) sichtbar. Foto: Fukagawa

Bislang stand er stets „im Schatten“ seines strahlenden Begleiters: Hoch am nördlichen Nachthimmel im Sternbild Cepheus zog der Stern mit dem Namen „gamma Cephei B“ gänzlich unbeobachtet seine Bahn. Zusammen mit „gamma Cephei A“ bildet er ein so genanntes Doppelsternsystem – beide Sterne kreisen eng umeinander. Doch während der helle „gamma Cephei A“ von der Erde aus mit bloßem Auge zu erkennen ist, hat den deutlich kleineren „gamma Cephei B“ bislang niemand gesehen.

„Da beide Sterne sehr dicht nebeneinander stehen, wird ,gamma Cephei B' überstrahlt und war lange Zeit praktisch unsichtbar“, erklärt Prof. Dr. Ralph Neuhäuser von der Friedrich-Schiller-Universität Jena das Phänomen. Dem Inhaber des Lehrstuhls für Astrophysik und seinem Team ist es jetzt erstmals gelungen, „gamma Cephei B“ zu fotografieren. In der kommenden Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift „Astronomy & Astrophysics“ veröffentlichen die Astrophysiker der Universität Jena den ersten Schnappschuss von „gamma Cephei B“, den sie im vergangenen Jahr mit dem japanischen Teleskop Subaru auf Hawaii aufgenommen haben. Außerdem erscheint das Foto auch auf der Titelseite der Zeitschrift.

Entdeckt wurde „gamma Cephei B“ bereits 1988 anhand spektroskopischer Messungen. „Aus diesen Daten wissen wir, dass es sich um einen vergleichsweise kleinen und massearmen Stern handelt“, erläutert Markus Mugrauer, Doktorand am Lehrstuhl für Astrophysik der Jenaer Universität. So entspricht die Masse von „gamma Cephei B“ weniger als der Hälfte der Masse unserer Sonne. „Mit der direkten fotografischen Beobachtung eröffnen sich nun aber viel bessere Möglichkeiten, das Doppelsternsystem zu untersuchen“, so Mugrauer weiter. So lassen sich jetzt physikalische Eigenschaften der beiden Sterne – etwa ihre Massen – wesentlich exakter ermitteln.

Das Interesse der Jenaer Astrophysiker an dem Doppelsternsystem rührte ursprünglich vor allem daher, dass es neben den zwei Sternen noch ein wieteres Objekt beherbergt: einen Planeten, der 2003 von dem Jenaer Lehrstuhlinhaber für Astronomie Prof. Dr. Artie Hatzes entdeckt wurde. Die Forscher der Universität Jena untersuchen bereits seit Jahren solche so genannten Planeten-Muttersterne, um Informationen über den Planetenentstehungsprozess zu gewinnen. Bei ihren Beobachtungen gingen den Astrophysikern um Prof. Neuhäuser bereits mehrere stellare Begleiter von Planeten-Muttersternen ins Netz. Erst im vergangenen Sommer war ihnen die erste fotografische Aufnahme eines 36 Lichtjahre entfernten Braunen Zwerges im Sternbild „Fische“ gelungen.

Die beiden Sterne des gamma Cephei Systems sind jedoch auch für Prof. Neuhäuser und seine Kollegen etwas Besonderes: „Beide Sterne sind nur etwa 20 Mal soweit voneinander entfernt wie die Erde von der Sonne“, so der Jenaer Astrophysiker. „Damit ist dieses System eines der engsten heute bekannten Sternensysteme, in dem ein Planet kreist“.

Kontakt:
Prof. Dr. Ralph Neuhäuser / Markus Mugrauer
Astrophysikalisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Schillergässchen 2/3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 947500, 03641 / 947514
E-Mail: rne[at]astro.uni-jena.de, markus[at]astro.uni-jena.de

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Dr. Ute Schönfelder idw

Weitere Informationen:

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