Märkische Fachhochschule erhält 140.000 Mark für die Neutrinoforschung

Prof. Sohlbach ist Mitglied einer internationalen Forschergemeinschaft

Unter dem Namen OPERA startet in den kommenden Jahren ein umfassendes Experiment zur Bestimmung der Neutrinomasse im Gran-Sasso-Massiv in Italien. Neutrinos sind elektrisch neutrale Teilchen, die sich, ähnlich den Partikeln des Lichtes, den Photonen, mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen. Für die menschlichen Sinne sind die Neutrinos nicht wahrnehmbar, obwohl jeder menschliche Körper ständig Neutrinos aussendet. An dem OPERA-Projekt sind Universitäten und Forschungslabors aus Italien, Frankreich, Türkei, Belgien, Schweiz, Japan, Israel, Russland und Deutschland beteiligt. Zu den deutschen Teilnehmern zählt neben den Universitäten Münster, Hamburg und Rostock auch das Labor für Messwerterfassung und -umformung des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik der Märkischen Fachhochschule (MFH) unter der Leitung von Prof. Dr. Helmut Sohlbach.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat jetzt die Gelder zur Förderung des deutschen Beitrags im Rahmen von OPERA bewilligt. Bis Ende 2003 erhält die MFH insgesamt 140.000 Mark aus dem BMBF-Förderprogramm für die Hochenergiephysik. „Aus diesem Programm sind bisher nahezu ausschließlich rein universitäre Forschergruppen gefördert worden“, so Prof. Sohlbach, „umso mehr freue ich mich, dass nun auch ein Entwicklungsprojekt für die Grundlagenforschung an der MFH wird.“

Aufgabe der MFH wird es sein, Geräte und Verfahren zu entwickeln, die es erlauben, die Spuren der Neutrinos besser und schneller zu rekonstruieren. Im Untergrundlabor des Gran-Sasso-Massivs wird ab 2002 ein Detektor aufgebaut, der aus ca. 200000 Bleiziegeln besteht, zwischen denen sich photografische Emulsionen befinden. Trifft nun ein Neutrino auf einen der Bleiziegel, so entstehen geladene Teilchen, die Spuren in den photografischen Emulsionen hinterlassen. „Unser Beitrag ist es“, erläutert Prof. Sohlbach, “ die Verfahren und Technologien zur Analyse dieser photografischen Emulsionen weiterzuentwickeln, um damit schnellere und präzisere Aussagen über die Eigenschaften der Neutrinoreaktionen in den Emulsionen zu erhalten“. Und weiter: „Die nun bewilligten Mittel ermöglichen uns, auf Basis des bereits fertigen Konzepts, die Entwicklung des ersten Prototypen zu vollenden, der gegen Ende des ersten Halbjahres 2002 in den Scanning-Laboratorien des Instituts für Kernphysik der Universität Münster und der Universität Neapel eingesetzt wird. Auch die Hochenergiephysik-Gruppe der Universität Bern ist an unserer Entwicklung interessiert“.

Die von Prof. Sohlbach entwickelte Technologie trägt jedoch nicht nur dazu bei, noch ungelöste Fragen über das Universums zu lösen, sondern nützt auch den Menschen auf unserem Planeten. Mit der gleichen Technologie, die für die Analyse der photografischen Emulsionen des OPERA-Experiments entwickelt wird, lassen sich auch Probleme der Bildanalyse für medizinisch-biologische Anwendungen bearbeiten. Zur Zeit werden Anwendungen im Bereich der Chromosomen-Analyse für die Diagnostik von Krankheiten in extremen Frühstadien in Zusammenarbeit mit Medizinern der Universität Neapel und Biologen der Universität Manchester untersucht.

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Birgit Geile-Hänßel idw

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