Warten auf Stardust

Wenn am Sonntag (15. Januar 2006) die Weltraumsonde „Stardust“ nach einer fast siebenjährigen Reise auf die Erde zurück kehrt und in der Wüste von Utah in den USA landen wird, hat sie wertvolles Gepäck an Bord, das auch im fernen Münster sehnlich erwartet wird: Winzig kleine Staubteilchen vom Kometen „Wild 2“, die in den nächsten Monaten von Dr. Thomas Stephan im Institut für Planetologie der Westfälischen Wilhelms-Universität mit modernsten Methoden wissenschaftlich untersucht werden.

„Stardust“ ist die erste Weltraummission seit 33 Jahren, die Proben von einem Himmelskörper auf die Erde bringen wird. Zum ersten Mal überhaupt handelt es sich dabei nicht um Material vom Mond. Verständlich, dass Stephan deshalb der Landung der Weltraumsonde am Sonntagmittag mit einiger Spannung entgegen sieht. Der Wissenschaftler, der sich vor fünf Jahren in Münster für das Fach Planetologie habilitiert hat und seitdem hier als Hochschuldozent tätig ist, hofft auf eine möglichst weiche Landung der Sonde auf dem amerikanischen Wüstenboden, damit die wertvolle Fracht von vermutlich über 2.000 Staubteilchen vom Kometen „Wild 2“ nicht beschädigt oder schlimmstenfalls im Wüstensand verteilt wird. Die Sonde hatte die Staubpartikel beim Vorbeiflug am Kometen „Wild 2“ mit einer Art Käscher aufgefangen.

Stephan gehört vier von insgesamt sechs Wissenschaftlerteams an, die im ersten halben Jahr von der NASA exklusiv Zugang zu den Kometenproben erhalten, um verschiedene Aspekte der Staubteilchen, wie ihre chemische Zusammensetzung oder den mineralogischen Aufbau, zu untersuchen. Jedes Team besteht aus einer Reihe renommierter Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern, die über geeignete Untersuchungsmethoden verfügen und Erfahrung mit der Analyse winziger kosmischer Staubpartikel haben.

Für die anstehenden Arbeiten im Institut für Planetologie der Universität Münster, das in den kommenden Monaten das deutsche Zentrum für die Untersuchung der wertvollen Kometenproben sein wird, hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) erst vor wenigen Wochen Personal- und Sachmittel in Höhe von 120.000 Euro für das laufende Jahr 2006 bewilligt. Als Technik verwenden Dr. Thomas Stephan und seine Kollegen die so genannte „Flugzeit-Sekundärionen-Massenspektrometrie“, die in Münster am Physikalischen Institut der Universität entwickelt wurde und inzwischen durch die münstersche Firma ION-TOF weltweit vermarktet wird.

Von der aufwändigen Analyse des Kometenstaubs erhoffen sich die Wissenschaftler weitere Rückschlüsse auf die Entstehung unseres Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren. Kometen haben nämlich den Urzustand dieser Entstehung von allen Körpern des Sonnensystems am besten konserviert. Dr. Thomas Stephan: „Hier kann man direkt die Bausteine untersuchen, aus denen unser Sonnensystem einschließlich der Erde und letztlich auch wir selbst entstanden sind“.

Media Contact

Norbert Frie idw

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