Neues Untergrundlabor zur Untersuchung von Neutrinos

Das Institut für Experimentalphysik feiert Richtfest des Untergrund-Messraums


Das Tübinger Institut für Experimentalphysik lädt anlässlich des Richtfestes eines neuen Untergrundlabors am 30. November um 12.30 Uhr in das Physikalische Institut, Auf der Morgenstelle 14, Gebäude D, Ebene 1 ein. Das Richtfest kann damit pünktlich zum 75. Geburtstag des Neutrinos stattfinden, eines nahezu unsichtbaren, aber für die Experimentalphysik ungeheuer wichtigen Teilchens. Das Neutrino wurde im Jahre 1930 von dem Physiker Wolfgang Pauli während einer Tagung, die in Tübingen stattfand, erfunden.

Auch heute werden neue „geisterhafte“ Teilchen als Lösung sonst unerklärbarer Beobachtungen herangezogen. Zum Verständnis vieler astrophysikalischer Messungen fehlt den Astronomen aber ein Großteil der Materie im Universum. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der größte Anteil dieser Materie unsichtbar ist. Daher wird er auch „Dunkle Materie“ genannt. Um die Messdaten zur großräumigen Struktur der Galaxien und deren Bewegungen zu erklären, ist etwa achtmal mehr Materie im Universum erforderlich, als an normaler, sichtbarer Materie vorhanden ist. Zur Erläuterung müssen die Physiker bisher unbeobachtbare, neue Elementarteilchen heranziehen – und ’unbeobachtbar’ bedeutet im Grunde auch ’unmessbar’. Doch die Forscher arbeiten daran, solche Messungen eines Tages durchführen zu können. Im Falle der Neutrinos konnten die Wissenschaftler bereits Erfolge verzeichnen: Heutzutage ist nicht nur bestätigt, dass Neutrinos existieren, man kann sie mit neu entwickelten Methoden sogar messen. Vor allem in den letzten Jahren haben diese Messungen enorm zum Verständnis der Teilchenphysik und der Astrophysik beigetragen.

Mitarbeiter und Studenten der Universität Tübingen sind an internationalen Projekten zur Messung von Neutrinos und zur Suche nach Teilchen der Dunklen Materie beteiligt. Auch die Arbeitsgruppe „Astroteilchenphysik“ des Tübinger Physikalischen Institutes arbeitet daran, bisher nicht Nachweisbares messbar zu machen. Der neu gebaute Untergrund-Messraum ist eine wichtige Einrichtung für diese Arbeiten, da es nur mittels eines Untergrundlabors möglich ist, der kosmischen Strahlung zu entgehen. Denn zusätzliche Teilchen aus der kosmischen Strahlung könnten die Forschungsergebnisse verfälschen. Im neuen Untergrund-Messraum finden die Physiker optimale räumliche und technische Arbeitsvoraussetzungen vor. Ein Vorteil ist auch die unmittelbare Nähe des Labors zum Physikalischen Institut, da für den Nachweis von Dunkler Materie zurzeit neuartige Detektoren entwickelt werden, die mit flüssigem Helium gekühlt werden müssen.
Der Messraum wird Wissenschaftlern und Studenten erlauben, wertvolle Beiträge zu internationalen Experimenten zu leisten, die in dieser Form nur in Tübingen möglich sind.

Die Vertreter der Medien sind zum Richtfest des Messraums herzlich eingeladen.

Kontakt und nähere Informationen:
Prof. Dr. Josef Jochum
Physikalisches Institut I
Auf der Morgenstelle 14
72076 Tübingen
Tel.: 07071/29-74453; Fax: 07071/29-5373
e-mail: josef.jochum@uni-tuebingen.de

EBERHARD KARLS UNIVERSITÄT TÜBINGEN
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit o Michael Seifert
Wilhelmstr. 5 o 72074 Tübingen
Tel.: 0 70 71 o 29 o 7 67 89 o Fax: 0 70 71 o 29 o 5566
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