Die Astronomie hält Einzug in die Augenheilkunde

Im Labor für Weltraumforschung und Astrophysik (LESIA) arbeitet man häufig an Visualisierungstechniken. Das Hauptproblem der Astronomen bei der Bildanalyse sind meist die von der Erdatmosphäre verursachten Turbulenzen, wenn sich das Teleskop auf der Erde befindet. Das vom Teleskop entworfene Bild ist dann von einem schnellen Zittern und Beben gekennzeichnet, das man mit adaptiven Optiken zu beseitigen versucht. Dafür werden die Bildverformungen beständig gemessen und eine Kompensation mittels rechnergesteuerter, schnell deformierbarer Spiegel erzeugt, um das Bild zu „entwackeln“.

In der Augenheilkunde steht man vor ähnlichen Problemen: die Tränendrüse und die schnellen unvermeidlichen Augenbewegungen verursachen ähnliche Turbulenzen bei der Beobachtung der Photosensoren der Retina. Dadurch kamen die Forscher auf die Idee, die adaptive Optik auch in diesem Bereich anzuwenden.

Zusammen mit Physikern und Ärzten haben Astronomen des LESIA einen hochauflösenden Tomographen entwickelt, um Elemente von bis zu 3 µm beobachten zu können, wie beispielsweise die Zapfen, die das Licht in der Retina reflektieren. Bei einigen Krankheiten, wie der Makula – Degeneration, sind diese Zapfen betroffen. Ein Gerät mit dieser Hochauflösung könnte eine Früherkennung der Krankheit und somit bessere Therapieformen ermöglichen. Jetzt wird ebenfalls untersucht, ob dieses neue Gerät nicht auch im chirurgischen Bereich eingesetzt werden könnte.

Erst kürzlich wurde eine klinische Studie mit 240 Patienten in einem Pariser Krankenhaus begonnen. Allerdings sind die zur Zeit vorliegenden Ergebnisse für Patienten, die auch kurzsichtig oder astigmatisch sind, noch nicht sehr vielversprechend. Die verwendeten deformierbaren Spiegel können diesen Mangel nicht gleichzeitig mit der adaptiven Optik korrigieren. Forscher der Pariser Hochschule für industrielle Physik und Chemie (ESPCI) arbeiten jedoch bereits daran, damit alle Patienten von dieser Innovation profitieren können und das Unternehmen, Mauna Kea Technologies, hat sich schon für die kommerzielle Entwicklung des Gerätes bereit erklärt.

Kontakt: François Lacombe
LESIA Observatoire de Paris, Section de Meudon 5, place Jules Janssen
92195 MEUDON Cedex

e-mail: francois.lacombe@obspm.fr
Tel.: +33 1 45 07 75 49
Fax: +33 1 45 07 28 06

Quelle: Pressebericht vom CNRS vom 31. März, www2.cnrs.fr/presse/communique/645.htm und die Webseite des Projektes www.lesia.obspm.fr/astro/optada/OEIL/pages/accueil.html

Redakteur: Jérôme Segal, Jerome.Segal@diplomatie.fr

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Wissenschaft-Frankreich (Nr. 74, 07.April 2004)
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