Atomen beim Schwingen zusehen

Neu an der Universität Jena: der Laserphysiker Prof. Dr. Klaus Sokolowski-Tinten


„Röntgenstrahlung hat eine kurze Wellenlänge und ist ideal, um atomare Strukturen zu betrachten“, weiß Prof. Dr. Klaus Sokolowski-Tinten. Der 42-Jährige, der gerade zum Professor für Experimentalphysik an der Universität Jena ernannt worden ist, geht den Dingen – v. a. Festkörpern – gerne auf den Grund.

Der gebürtige Oberhausener, der in Essen Physik studiert hat, nutzt für seine Forschung ultrakurze Laser- und Röntgenimpulse. Ultrakurz bedeutet hier mathematisch 10 hoch minus 15 Sekunden – ein Zeitraum, in dem selbst Licht kaum vorankommt. Mit solch kurzen Röntgenimpulsen kann man Atomen beim Schwingen zusehen und den Ablauf chemischer Reaktionen direkt betrachten. Da es diese Möglichkeiten noch nicht sehr lange gibt und dies ein vergleichsweise junges Forschungsgebiet ist, hat er sich in Jena u. a. zum Ziel gesetzt, „die Ultrakurzzeit-Röntgenspektroskopie und die dynamische Strukturanalyse weiter voran zu bringen“.

Dafür trifft er am Institut für Optik und Quantenelektronik der Jenaer Universität auf ein „exzellentes Umfeld“ mit besten Bedingungen für seine Forschungen. Denn die Forscherteams um seine neuen Kollegen Eckhart Förster und Roland Sauerbrey arbeiten auch auf dem Gebiet der Femtosekunden-Röntgenphysik. Auf diesem „Zukunftsfeld“ gibt es nach Sokolowski-Tintens Worten zwar weltweit ein extrem großes Interesse, welches sich u. a. an den fast milliardenschweren Investitionen in zukünftige Kurzpuls-Röntgenquellen, wie den EURO-XFEL bei DESY in Hamburg, ablesen lässt. Aber es gibt nur eine Hand voll exzellenter Gruppen, die bisher Beiträge geleistet haben: in Deutschland u. a. in Essen und Jena. Daher fiel ihm der Wechsel an die Saale nicht so schwer, obwohl seine Frau und die fünf Kinder noch im Ruhrgebiet leben.

In Essen hat er sich 1994 über laserinduzierte Phasenübergänge promoviert und später als wissenschaftlicher Mitarbeiter u. a. erforscht, wie der Materialabtrag mit Femtosekundenlasern funktioniert – ein Prozess, der z. B. neue Möglichkeiten für hochgenaue Materialbearbeitung eröffnet. Auf diesem Feld der Laserablation plant er bereits Kooperationen mit Jenaer Kollegen. Doch zunächst muss er sein eigenes Labor aufbauen, die neuen Lehrveranstaltungen vorbereiten und weitere Projekte beantragen, die ihm Forschungszeit an großen Beschleuniger-Röntgenquellen (u. a. bei SLAC in Stanford und bei DESY in Hamburg) ermöglichen, wenn das Jenaer Gerät nicht ausreicht. Viel Zeit zum Wandern oder für sein Engagement in der Oberhausener Pfarrgemeinde bleibt da kaum. Doch das war Sokolowski-Tinten bewusst: „Ich bin nicht zum Wandern nach Jena gekommen, auch wenn hier dafür gute Möglichkeiten existieren, sondern um exzellente Forschung auf einem zukunftsträchtigen Gebiet zu betreiben“.

Kontakt:
Prof. Dr. Klaus Sokolowski-Tinten
Institut für Optik und Quantenelektronik der Universität Jena
Max-Wien-Platz 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 947250
E-Mail: sokolowski@ioq.uni-jena.de

Media Contact

Axel Burchardt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de/

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