Läuft die Zeit schon rückwärts?

Unerbittlich scheint die Zeit vorwärts zu fließen. Das kann sich jedoch ändern: Physiker nehmen an, dass sich die Zeit sogar umkehren könnte. Und vielleicht lauern zeitverkehrte Inseln bereits in unserer Nähe. Über diese verblüffenden Schlussfolgerungen berichtet das Stuttgarter Wissensmagazin „bild der wissenschaft“ in seiner neuesten Ausgabe.

„Unsere Zeitrichtung ist nichts Besonderes“, glaubt Lawrence Schulman von der Clarkson-Universität im US-Bundesstaat New York. Mit Computer-Modellen hat er simuliert, wie sich zwei Systeme mit entgegengerichtetem Zeitpfeil durchdringen können, ohne dass sie dabei notwendig ihre Eigenzeit verlieren. „Das Ergebnis entstand wie durch Schwarze Magie. Aber es ist keine, sondern eine Folge der Gleichungen“, sagt der Physik-Professor.

Schulmans Forschungen werden relevant, wenn sich die seit dem Urknall anhaltende Ausdehnung des Weltraums umkehrt. In den letzten Jahren meinten Astronomen, dass die Expansion des Universums ewig andauern würde. Doch vor wenigen Wochen machte Andrei Linde, Physik-Professor an der kalifornischen Stanford University, die überraschende Entdeckung, dass das Universum schon seine „Halbzeit“ erreicht haben und in 20 Milliarden Jahren zu einem Endknall zusammenstürzen könnte.

„Die Expansion oder Kontraktion des Weltraums ist für den Zeitpfeil verantwortlich. Kaffee kühlt ab, weil ferne Galaxien sich immer weiter entfernen“, sagt Schulman in bild der wissenschaft und meint damit dieselbe Ursache beider Prozesse.

Schon heute könnte es Regionen im All geben, deren Zeitrichtung entgegengesetzt zu ihrer Umgebung ist. Schulman schließt aus seinen Berechnungen, dass sie intakt bleiben, wenn sie ausreichend isoliert sind. Tatsächlich könnten sich solche zeitverkehrten Inseln nur wenige Lichtjahre entfernt befinden. Theoretisch wäre sogar beobachtbar, wie sich dort aus Scherben Tassen bilden und wie Säuglinge zurück in den Mutterbauch verschwinden. Aber vermutlich bestehen sie nur aus ausgebrannten Sternen – den Leichen vom Ende des Universums.

Anke Biester
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