Strahlenrisiken für Astronauten bei Weltraumflügen zum Mars – Neues Forschungsprojekt an der GSI

Der Grund ist, dass sich in Europa nur an der GSI-Beschleunigeranlage Ionenstrahlen genau so erzeugen lassen, wie sie im Weltraum auftreten. Forscherinnen und Forscher aus ganz Europa sind aufgerufen, die Wirkung der Ionenstrahlen auf das menschliche Erbgut zu untersuchen und somit die Risiken von bemannten Raumflügen zu ermitteln.

Die ersten Experimente sollen schon in diesem Jahr anlaufen und werden später an der geplanten Beschleunigeranlage FAIR an der GSI fortgesetzt. Astronauten sind auf Weltraumflügen permanent kosmischer Strahlung ausgesetzt.

Diese Strahlung tritt zum größten Teil nicht auf der Erde auf, da sie vom Erdmagnetfeld und der Atmosphäre abgeschirmt wird. Es ist bekannt, dass Strahlung menschliche Zellen und deren Erbgut schädigen kann. Dadurch kann Krebs entstehen oder es sterben Zellen ab, was zum Beispiel im Gehirn oder in den Augen zu erheblichen Spätschäden führen kann.

Die genauen Gesundheitsrisiken, die sich durch Strahlung auf bemannten Weltraumflügen zum Mond oder Mars ergeben, sind bisher zu wenig bekannt.

Ziel der für die ESA an der GSI geplanten Forschungen ist es, die biologische Wirkung speziell von Ionenstrahlen auf das menschliche Erbgut und deren Langzeitwirkung quantitativ zu untersuchen. Es ist geplant, Moleküle, Zell- sowie Gewebeproben zu bestrahlen. Aufbauend auf den Forschungsergebnissen können optimale Abschirmungen zum Einsatz in der Raumfahrt entwickelt werden. Dies ist eine Grundvoraussetzung für die Durchführung sicherer Marsmissionen.

Die im Weltraum auftretenden Ionenstrahlen sind äußerst vielfältig. Es können Ionen von allen Elementen auftreten, das heißt vom Wasserstoff, dem leichtesten, bis zum Uran, dem schwersten. Die Beschleunigeranlage der GSI ist die einzige in Europa mit der alle im Weltraum auftretenden Ionenstrahlen hergestellt werden können. Sie eignet sich deshalb besonders für das geplante Forschungsvorhaben. An der zukünftigen Beschleunigeranlage FAIR werden die Möglichkeiten erheblich erweitert, weil dort Ionenstrahlen mit noch höheren Energien und Intensitäten hergestellt werden können.

Im Weltraum treten unterschiedliche Strahlungsarten auf, neben Ionenstrahlen sind dies zum Beispiel elektromagnetische Strahlung oder Neutrinostrahlung. Ionenstrahlen besitzen die mit Abstand höchste biologische Wirkung. Sie sind dementsprechend die wichtigste und entscheidende zu untersuchende Strahlungsart, um Gesundheitsrisiken für bemannte Weltraumflüge zu ermitteln.

Forscherinnen und Forscher wurden bereits aufgerufen, Vorschläge für Experimente einzureichen. Die ersten Anträge werden im Mai begutachtet. Die Begutachtung übernimmt ein Programm-Komitee („Biophysics & Radio-Biology Program Advisory Committee“), das mit internationalen Spitzenwissenschaftlern besetzt ist. Die ersten Experimente könnten schon Ende dieses Jahres durchgeführt werden.

Media Contact

Dr. Ingo Peter idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie

Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer