Handys als Geigerzähler gegen den Terror

Ein Netzwerk aus Handys soll radioaktive Strahlung aufspüren und verfolgen, um so terroristischen Angriffen mit „schmutzigen Bomben“ oder Nuklearwaffen vorzubeugen. An einem entsprechenden System arbeiten Forscher der Purdue University mit Unterstützung des US-Bundesstaats Indiana. „Strahlung kann mit geeigneten Mitteln schon bei sehr geringer Intensität gemessen werden“, kommentiert Harry Friedmann, Kernphysiker an der Fakultät für Physik der Universität Wien, auf Anfrage von pressetext.

Für das System der US-Forscher sollen Mobiltelefone mit Solid-State-Detektoren ausgestattet werden. „Das sind ganz übliche Halbleiter-Detektoren, die leicht verfügbar sind“, meint Friedmann. „Es gibt komplette Geigerzähler im Füllfederhalter-Format“, bestätigt der Physiker auch Miniaturisierungs-Möglichkeiten. Die von den US-Forschern eingesetzten Detektoren machen zusätzliche Schaltkreise nötig, würden aber nach Aussage der Projektmitarbeiter die Größe oder das Gewicht der Geräte nicht signifikant erhöhen. „Die Empfindlichkeit wird nicht besonders groß sein“, lautet Friedmanns Einschätzung zu solchen Mini-Detektoren.

Ziel des Purdue-Projekts ist es, ein Netz aus Millionen von Mobiltelefonen aufzubauen, die selbst schwache Strahlungsrückstände messen können. Da Mobiltelefone bereits Lokalisierungssysteme enthalten, könne dieses Netz als Verfolgungs-System dienen, gibt Ephraim Fischbach, Physikprofessor in Purdue, an. Ein Test auf dem Universitätscampus im November habe gezeigt, dass eine schwache Strahlungsquelle auf knapp fünf Meter Entfernung detektiert werden könne.

Eine von den Forschern entwickelte Software wertet die von den Mobilgeräten übermittelten Strahlungs-Messungen und Positionsdaten aus. Da sich die gemessene Strahlung mit der Entfernung zur Quelle ändert und Daten vieler Handys zur Verfügung stehen, ist es möglich, die genaue Position einer Strahlungsquelle zu bestimmen. Das System soll auch lernen, harmlose Strahlungsquellen zu ignorieren. Dazu zählen etwa medizinische Anwendungen in Spitälern, aber auch natürliche Quellen wie etwa Bananen, die durch ihren Potassiumgehalt in geringem Maße radioaktiv sind.

Hintergrund der Entwicklung ist die Angst vor Terroranschlägen mit „schmutzigen Bomben“ oder Nuklearwaffen. „Die Gefahr einer schmutzigen Bombe ist signifikant, speziell in Ballungszentren mit hoher Bevölkerungsdichte“, gibt Barry Partrige vom am Projekt beteiligten Indiana Department of Transportation an.

Media Contact

Thomas Pichler pressetext.austria

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