Achter Satellit der TU Berlin erfolgreich ins Weltall gestartet

Der am Fachgebiet Raumfahrttechnik der TU Berlin unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Klaus Brieß entwickelte und gebaute Picosatellit BEESAT (Berlin Experimental and Educational Satellite) wurde am Mittwoch morgen erfolgreich vom indischen Weltraumbahnhof Sriharikota südlich von Chennai gestartet und in Betrieb genommen.

Eine indische Trägerrakete vom Typ PSLV (Polar Satellite Launch Vehicle) brachte BEESAT als sekundäre Nutzlast am 23. September 2009 um 8.21 Uhr MESZ in einen annähernd polaren Orbit in etwa 730 Kilometer Höhe. Studierende und Wissenschaftler der TU Berlin konnten bereits von der Bodenstation in Berlin-Charlottenburg Kontakt mit dem Picosatelliten aufnehmen. Der gesamte Satellitenbetrieb erfolgt vom Raumflugkontrollzentrum der Technischen Universität Berlin und einer eigenen Bodenstation.

Der Kleinstsatellit BEESAT entspricht der CubeSat-Spezifikation und hat die Form eines Würfels mit einer Kantenlänge von 10 Zentimetern und einer Gesamtmasse von knapp 1 Kilogramm. Das Missionsziel ist unter anderem die technische Erprobung der am TU-Fachgebiet gemeinsam mit der Industrie neu entwickelten Reaktionsräder. Sie werden genutzt, um den Satelliten, der auf eine Geschwindigkeit von 7 Kilometern pro Sekunde kommt, in der Schwerelosigkeit exakt auszurichten. Mit dem Betrieb der drei installierten Räder kann sich BEESAT um die eigene Achse drehen. „In diesem kleinen Maßstab gibt es die Reaktionsräder noch nicht. BEESAT ist der erste Drei-Achsen-stabilisierte Picosatellit unter Verwendung von Reaktionsrädern“, so der Raumfahrttechnik-Experte Klaus Brieß.

Eine weitere Besonderheit von BEESAT ist das fehlertolerante Konzept, das dem Satelliten zu Grunde liegt. Systeme wie der Bordcomputer, die Batterien, das Kommunikationssystem sowie diverse Sensoren sind doppelt ausgelegt, so dass das Gesamtsystem bei einem Teilausfall weiter betrieben werden kann. „In Bezug auf die Größe des Kleinstsatelliten war das eine besondere Herausforderung für uns“, sagt Klaus Brieß.

In dem Kleinstsatellit stecken noch weitere innovative Picosatellitentechnologien. „Wir haben innerhalb von drei Jahren BEESAT komplett neu entwickelt. So kommen auch an der TU Berlin konstruierte neuartige Sonnensensoren zum Einsatz, die uns jeweils die Ausrichtung zur Sonne übermitteln können“, erklärt Klaus Brieß weiter.

Mit der Entwicklung und dem Betrieb von BEESAT konnte das Institut für Luft- und Raumfahrt der TU Berlin die Praxisnähe seiner studentischen Ausbildung weiter ausbauen. Zahlreiche Studierende waren in den vergangenen Monaten an der Konstruktion beteiligt und werden den Satelliten vom Raumflugkontrollzentrum der TU Berlin verfolgen.

Das Projekt BEESAT begann im April 2005 im Rahmen des vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) geförderten Vorhabens „Verifikation von Microwheels für Picosatelliten (Microwheels II)“. Nach nur drei Jahren Entwicklungszeit war das Flugmodell Anfang Juni 2008 startbereit.

Der Bau von Kleinstsatelliten hat an der TU Berlin eine lange Tradition. Be-reits 1991 wurde mit TUBSAT-A der erste Satellit erfolgreich gestartet. Die TUBSAT-Satellitenfamilie hat inzwischen sieben Mitglieder. BEESAT setzt diese Erfolgsgeschichte fort. Zurzeit sind weitere Missionen geplant. Mit BEESAT-2 soll ein nahezu baugleicher Satellit mit verbesserter Kamera und Nutzlastdaten-Computer 2010 gestartet werden. BEESAT-3 ist ein Ausbildungsprojekt, das direkt in die Lehrveranstaltungen des Fachgebiets Raumfahrttechnik eingebettet ist. Der Start ist für 2011 vorgesehen.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Prof. Dr.-Ing. Klaus Brieß, Institut für Luft- und Raumfahrt, Tel: 030/314-21339, Fax: 030/314-21306, E-Mail: klaus.briess@tu-berlin.de.

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Dr. Kristina R. Zerges idw

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