TeleHealth zeigt Zukunft der digitalen Medizin

Vom 2. bis 6. März 2010 veranstaltet die Deutsche Messe AG im Rahmen der CeBIT die TeleHealth – Leitmesse der digitalen Medizin. Die führende Dialogplattform im Gesundheitssektor richtet sich an Ärzte und Pflegepersonal, IT-Entscheider aus Kliniken, Reha-Zentren und Pflegeeinrichtungen sowie an Vertreter aus Krankenkassen, Pharmaindustrie, Politik und Verwaltung.

Bei einem Pressegespräch in Hannover gab Marius Felzmann, Vice President der CeBIT, einen ersten Ausblick auf die TeleHealth 2010: „Die TeleHealth zählt zu den wichtigsten Besuchermagneten der CeBIT. Ein zentrales Highlight ist der Gesundheitsparcours FutureCare. Dort wird der Fortschritt der digitalen Medizin am Beispiel lebensnaher Situationen aufgezeigt und erlebbar gemacht. Auf verschiedenen Themenrundgängen können sich die Besucher über die neuesten IT-Lösungen für den Gesundheitssektor informieren.“

Schirmherr der TeleHealth 2010 ist Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler. Er wird am ersten Messetag, 2. März, die Veranstaltung im Kongressforum eröffnen. Erstmals wird der TeleHealth-Fachkongress an allen fünf Messetagen ausgerichtet. Zu den Schwerpunkten des Kongresses in Halle 8 zählen die Themen Prävention, Infrastruktur, Telemonitoring und „Ambient Assisted Living“. „Für Mediziner lohnt sich der Besuch der TeleHealth gleich doppelt. Denn der Kongress wird von der Niedersächsischen Ärztekammer als zertifizierte Fortbildungsveranstaltung anerkannt. Insgesamt können Ärzte 18 CME-Punkte erwerben“, betonte Felzmann.

Neu ist die Clusterung des Kongressprogrammes in spezielle Thementage. „Am Messe-Mittwoch beispielsweise stehen auf dem Kongress die Fragestellungen niedergelassener Ärzte im Fokus. Wir freuen uns, dass die Medizinische Hochschule Hannover den Ärztetag aktiv mitgestaltet“, sagte Felzmann.

Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) stellte während des Pressegesprächs gleich drei telemedizinische Projekte vor. Die MHH-Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde von Direktor Professor Dr. Thomas Lenarz wird auf der TeleHealth mit LION vertreten sein, dem „Live International Otolaryngology Network“. HNO-Chirurgen auf der ganzen Welt haben sich in diesem Netzwerk zusammengetan, um exzellentes chirurgisches Wissen weiterzugeben. „Die Telemedizin ermöglicht uns hierbei die zeitgleiche und weltweite Weiterbildung zahlreicher Fachkollegen. Von diesem beschleunigten Wissenstransfer profitieren vor allem unsere Patienten“, betont Professor Lenarz. Beim zweiten Projekt, „Remote Care“, das die HNO-Klinik auf der TeleHealth präsentiert, sind die Vorteile für die Patienten noch direkter: Hochgradig schwerhörige oder ertaubte Patienten, die mit Cochlea-Implantaten versorgt sind, müssen zur Implantat-Anpassung nicht mehr in die Klinik kommen, sondern können das über ein Fernanpassungssystem bei ihrem speziell ausgestatteten HNO-Arzt vor Ort erledigen lassen.

Die MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie kann den Gesundheitszustand von Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz (Herzschwäche), die mit einem implantierten Defibrillator versorgt sind, über Funktelemetrie überwachen. „Auf diese Weise können wir rechtzeitig die Therapie ändern, sobald die Herzschwäche wieder zunimmt“, erläuterte Professor Dr. Gunnar Klein, Oberarzt der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie und Leiter des Bereichs Rhythmologie und Elektrophysiologie. Ein implantierter Defibrillator kann Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern oder -flattern erkennen und mit gezielten Stromstößen beenden. Darüber hinaus haben die MHH-Kardiologen die größte deutsche Defibrillatorstudie (OPTILINK HF) initiiert. Sie geht der Frage nach, ob die Fernüberwachung solcher Patienten Krankenhausaufenthalte verhindert kann.

Die Projekte im Einzelnen:

Telemedizinisches Management zum Wohl von Herzinsuffizienz-Patienten

Allein in Deutschland zeigen eineinhalb bis zwei Millionen Patienten Symptome einer Herzschwäche, Herzinsuffizienz genannt. Schätzungen gehen von 200.000 Neuerkrankungen pro Jahr und Gesamtkosten für das deutsche Gesundheitssystem von einer Milliarde Euro aus. Zwei Drittel der Kosten bei Patienten mit einer ausgeprägten Herzinsuffizienz werden durch Krankenhausaufenthalte verursacht.

Ein Defibrillator ist ein Gerät, das 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr kontinuierlich den Herzrhythmus eines Patienten überwacht und im Falle bösartiger schneller Herzrhythmusstörungen (Kammertachykardien) einen lebenswichtigen Elektroschock oder schmerzlose schnelle elektrische Impulse abgeben kann. Lebensbedrohliches Kammerflimmern kann nur mit einem hochenergetischen Schock beendet werden. Der Kardiologe stimmt die Programmierung des Defibrillators auf die Rhythmusstörungen des Patienten ab. Heute verfügen alle Defibrillatoren zusätzlich über eine Herzschrittmacherfunktion, die das Herz schmerzlos über einen langsamen Rhythmus stimuliert.

Die MHH-Kardiologen sind Pioniere in der Defibrillatortherapie, die Geräte werden in der Klinik seit über 25 Jahren eingesetzt. Mit dem Defibrillator soll eine Dekompensation, also eine drastische Verschlechterung der Pumpleistung des Herzens, vermieden werden. Die reduzierte Pumpleistung des Herzens macht sich auch durch eine Wasseransammlung in der Lunge bemerkbar. Der Defibrillator verfügt über einen zusätzlichen Sensor, eine Art „Wasserstandsmelder“, mit dessen Hilfe das Ausmaß der Wasseransammlung und damit der Herzschwäche überwacht werden kann.

Die Kardiologen setzen die Telemetrie zur Überwachung ihrer Patienten ein. Mit Hilfe eines Mobil- oder Festnetztelefons können die Ärzte über ein Fernüberwachungsgerät direkt die Daten aus dem implantierten Defibrillator auslesen. „Wir können so auf einen Blick feststellen, ob der Defibrillator seine Aufgabe erfüllt oder ob wir die Therapie ändern müssen“, erläutert Professor Klein, „erst wenn es wirklich notwendig ist, muss der Patient in die Klinik kommen.“

Die MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie hat eine deutschlandweite Studie an über 60 Zentren initiiert, mit der untersucht wird, ob die Fernüberwachung dazu beiträgt, dass Krankenhausaufenthalte reduziert werden (OPTILINK HF-Studie). Mit ersten Ergebnissen wird 2012 gerechnet.

Live-OP: Neueste Technik zur Weiterbildung von Ärzten weltweit

Ärzte bilden sich beständig weiter, sie müssen stets auf dem neuesten Stand sein. Um ein internationales Niveau zu erreichen und auch zu halten, bedeutet dies für die Mediziner eine umfangreiche Reisetätigkeit, verbunden mit hohen Reisekosten und erheblichem zeitlichen Einsatz. Zeit, die den Patienten verloren geht. Das war der Hintergrund, vor dem sich 2006 zahlreiche HNO-Ärzte weltweit zu dem Weiterbildungsnetzwerk LION zusammengeschlossen haben. LION – Live International Otolaryngology Network – nutzt modernste Technik zur Übertragung von Operationen. Ziel des Netzwerkes ist es, das vorhandene exzellente chirurgische Wissen weiterzugeben und neueste Entwicklungen möglichst zeitgleich weltweit zu propagieren. Die Konferenzschaltung funktioniert sowohl über Internetprotokoll (IP) als auch über gebündelte ISDN-Leitungen, um die hohe Bild- und Tondatenrate übertragen zu können.

Die CeBIT bietet auf der internationalen Kongressmesse im Gesundheitsmarkt den Schwerpunkt TeleHealth mit einer Fachkonferenz am 3. März 2010. Es werden dort drei Live-Operationen zu sehen sein, die in das Kongresszentrum übertragen werden. Die Operationen finden sowohl in der HNO-Klinik der MHH als auch in Frankreich, Beziérs sowie Niederlande, Utrecht statt. Über diese Art der Telemedizin können HNO-Ärzte und Interessierte weltweit in Videokonferenzzentren die neuesten OP-Techniken verfolgen und zeitgleich dem Operateur ihre Fragen stellen.

Die Operation ist eine Cochlea-Implantation (CI), die Professor Lenarz in Hannover durchführen wird. Es handelt sich um eine Implantation einer Innenohrprothese für einen gehörlosen Patienten. Die MHH ist das weltweit größte Zentrum für Cochlea-Implantate, mehr als 5.000 Menschen konnte in den vergangenen 20 Jahren mit der Innenohrprothese die verlorene Hörfähigkeit ersetzt oder taub Geborenen ein erstmaliges Hören ermöglicht werden.

2010 wird bereits zum fünften Mal die Veranstaltung LION (www.lion-web.org) am 27. Mai stattfinden. An mehreren Orten auf vier Kontinenten führen Chirurgen-Teams 20 Hals-, Nasen-, Ohren-Operationen durch und mehr als 4.000 Fachkollegen auf fünf Kontinenten können sie live über IP, ISDN oder auch im Internet beobachten und sich interaktiv beteiligen.

Versorgungskonzept Remote Care für CI-Träger

Die Versorgung hochgradig Schwerhöriger und ertaubter Patienten mit einem Cochlea-Implantat ist heute Routine und die Zahl der jährlich in Deutschland versorgten Patienten übersteigt mittlerweile die Marke von 2000. Durch die ständige Weiterentwicklung der CI-Systeme und einer damit verbundenen Ausweitung der Indikationskriterien ist ein Ende dieses Trends nicht abzusehen – im Gegenteil. Allein an der MHH werden pro Jahr mittlerweile über 450 Patienten mit einem Cochlea-Implantat versorgt.

Bei einer derartigen Zunahme von CI-Patienten scheint langfristig eine zentrale regelmäßige Routinekontrolle in den Implantationszentren allein aus räumlichen Gesichtspunkten nicht durchführbar. Auch möchten sehr viele Patienten möglichst heimatnah versorgt werden – jedoch ohne auf die Kompetenz großer Kliniken zu verzichten. Zur gleichen Zeit steigt der Kostendruck durch die Krankenkassen, und es entsteht der Zwang, Behandlungen effizienter zu gestalten. Daher entstand die Idee eines Kompetenznetzwerkes zur Fernanpassung der CI-Patienten. In diesem Netzwerk soll es Patienten ermöglicht werden, in ihrer Heimatstadt einem speziell ausgestatteten HNO-Arzt eine streng qualitätsgesicherte CI-Anpassung über ein Fernanpassungsnetz vornehmen zu lassen. Für die CI-Fernanpassung wird ein neu entwickeltes System mit hochauflösendem Videobild und garantierter Bandbreite für eine quasi Echtzeitprogrammierung verwendet.

Der PC auf der Seite des Audiologen ist mit zwei Monitoren ausgestattet, um genügend Bildschirmfläche für die Anpasssoftware- und die Video-Darstellung zur Verfügung zu stellen. Auf der Seite des Patienten besitzt der PC einen Bildschirm, auf dem für den Patienten der anpassende Audiologe im Videobild zu sehen ist. Die Kommunikation ist verbal über Mikrofon und Freifeld-Lautsprecher oder Head-Sets möglich. Bei Verständigungsschwierigkeiten steht alternativ auch eine Chat-Funktion über Tastatur zur Verfügung – eine Funktion, die von vielen hörgeschädigten Patienten in der Evaluationsphase gewünscht wurde.

Auf der Patientenseite steht technisch geschultes Personal bereit, das den Anschluss des Sprachprozessors an das Fernanpassungs-System herstellt und die Anpassung begleitet. Die Anpassung selbst erfolgt „aus der Ferne“ durch einen erfahrenen Audiologen, etwa durch Mitarbeiter des Hörzentrums Hannover. Durch die schnelle Reaktionszeit und die hohe Bild- und Tonqualität des Fernanpassungssystems wirkt die Anpassung für den Patienten nach kurzer Eingewöhnung fast so, als säße er dem Audiologen gegenüber. Auch für den Audiologen „fühlt“ sich die Bedienung der Einstellsoftware völlig normal an – die Parameter des CI-Systems können ohne merkliche Verzögerungen wie gewohnt verändert und justiert werden.

Die avisierte Patientengruppe sollte eine Hörerfahrung mit dem CI von mindestens drei Jahren aufweisen, um eine möglichst stabile Einstellung voraussetzen zu können. Ebenso soll es den Patienten freigestellt sein, ob sie am Remote-Care Programm teilnehmen. Die Einstellung des CI-Systems direkt an der implantierenden Klinik wird selbstverständlich weiterhin angeboten werden.

Weitere Informationen zu den medizinischen Themen erhalten Sie über die MHH-Pressestelle. Dort können Sie auch Fotos bestellen.

Informationen zur CeBIT richten Sie bitte an die Pressestelle der Deutschen Messe AG.

MHH Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stefan Zorn, Leiter
Telefon: 0511 532-6772, Fax: 0511 532-3852,
pressestelle@mh-hannover.de, Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover
Weitere Informationen aus der MHH erhalten Sie unter www.mh-hannover.de
Deutsche Messe AG, CeBIT
Anne-Kathrin Seibt, Pressesprecherin
Telefon: 0511 8931017, Fax: 0511 532-32631
anne-kathrin.seibt@messe.de, Messeglände, 3052 Hannover
CeBIT-Pressetexte und Fotos: www.cebit.de/presseservice

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Stefan Zorn idw

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