Der schnellste Zug in Russland kommt von Siemens – Velaro RUS

Russlands erster Hochgeschwindigkeitszug, Velaro RUS, ist auf der Messe InnoTrans in Berlin vorgestellt worden. Bei einem Reisetempo von 250 km/h tritt Russland damit in das Zeitalter der Hochgeschwindigkeit ein. Zusammen mit Heinrich Hiesinger, CEO des Siemens-Sektors Industry, enthüllte der Präsident der russischen Bahngesellschaft RZD, Vladimir Yakunin, drei Wagen des ersten Zuges. RZD taufte die schnellste Zugserie des Landes „Sapsan“, russisch für „Wanderfalke“.

Industry-Sektor-Chef Hiesinger zeigte sich stolz: „Mit dem Velaro RUS schlägt die RZD ein neues Kapitel in der Geschichte der russischen Bahn auf. Russland gehört nun zum Club der Hochgeschwindigkeitsländer“. Bisher betreiben erst acht Länder weltweit ein Netz für Hochgeschwindigkeitszüge, darunter Deutschland, Frankreich und Japan. Hiesinger misst dem Auftrag der russischen Bahngesellschaft auch große Bedeutung für Siemens bei: „Der Rollout des ersten russischen Hochgeschwindigkeitszuges ist ein wichtiger Meilenstein in der langjährigen und erfolgreichen Partnerschaft zwischen Russland und Siemens. Diese wollen wir künftig weiter ausbauen – vor allem auf dem Verkehrssektor.“ Im Sinne dieser Pläne unterzeichneten Yakunin und Hiesinger noch während der Zeremonie ein Memorandum of Understanding. Vereinbart wurde die Modernisierung der Rangierbahnhöfe in Luzhskaja nahe St. Petersburg und Chernyakhovsk bei Kaliningrad durch Siemens. Die Bahnhöfe werden mit Siemens-Automatisierungstechnik für Rangieranlagen ausgerüstet.

250 Stundenkilometer bei minus 50 Grad Celsius Die in Berlin ausgestellten Wagen sind nur ein Teil des ersten Zuges, der aus insgesamt zehn Wagen besteht. Bis 2010 wird Siemens acht Züge des Typs Velaro RUS an die RZD liefern. Gefertigt werden sie im Siemens-Werk in Krefeld-Uerdingen, Deutschland. Ab Ende 2009 sollen die 250 km/h schnellen Züge Moskau und St. Petersburg miteinander verbinden. Die Fahrtzeit verkürzt sich dann um etwa eine Stunde. Später sollen die Hochgeschwindigkeitszüge auch auf der Strecke Moskau-Nishni Novgorod eingesetzt werden.

Der Velaro RUS ist weltweit der modernste Hochgeschwindigkeitszug. Er basiert auf der Siemens-Plattform für Hochgeschwindigkeitszüge, Velaro. Diese verfügt über die moderne Triebzugtechnologie: Hier sind Antrieb und alle Technikmodule im Unterflurbereich des Zuges untergebracht und nicht wie bei herkömmlichen Zügen allein in zwei Lokomotiven jeweils nur vorne und am Ende des Zuges. Dies ermöglicht bei gleicher Zuglänge eine rund 20 Prozent höhere Sitzplatzkapazität.

Die zehnteiligen Triebzüge haben eine Gesamtlänge von 250 Metern und bieten Platz für 604 Fahrgäste. Die Länge der Bahnsteige in Russland macht es möglich, dass die Züge über zwei Wagen mehr verfügen und 50 Meter länger sind als beispielsweise der Velaro E der spanischen Bahn, Renfe. Die Fahrzeuge sind außerdem für die russische Breitspur ausgelegt und rund 33 cm breiter als die in Deutschland eingesetzten ICE 3 der Deutschen Bahn. Alle Elemente des Zuges, wie Technik, Isolation und Schmierstoffe sind für die extremen klimatischen Bedingungen in Russland ausgelegt. So ist er bis zu einer Außentemperatur von -50° Celsius betriebsfähig.

An beiden Köpfen des in den Farben der russischen Flagge gehaltenen Zuges befindet sich direkt hinter dem Raum des Triebfahrzeugführers eine Lounge mit Sitzplätzen der ersten Klasse. Eine durchsichtige Glasscheibe zwischen Lounge und Fahrerkabine ermöglicht den Fahrgästen freie Sicht auf die Strecke. Ein Video- und Audio-Entertainmentsystem sorgt in der ersten und zweiten Klasse für Unterhaltung an Bord. In beiden Klassen wird den Passagieren ein Cateringservice angeboten. In einem Bistrowagen im Mittelteil des Fahrzeugs können sie kleinere Speisen und Getränken zu sich nehmen.

Mit einer installierten Antriebsleistung von 8000 Kilowatt, vergleichbar mit rund 11.000 Pferdestärken, ist der Velaro RUS für eine betriebliche Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h vorgesehen, kann aber auf 300 km/h aufgerüstet werden. Da 50 Prozent der Achsen direkt angetrieben werden, kann der Zug besser beschleunigen als Lokomotivgezogene Züge. Darüber hinaus ermöglicht dieses Antriebskonzept das Befahren von steileren Streckenabschnitten. Die elektrische Bremse erlaubt eine Rückspeisung der Bremsenergie in das Netz, was Energie und Kosten spart. Ein Teil der Velaro-RUS-Flotte wird als Zweisystemzug geliefert und ist sowohl auf Gleich- als auch auf Wechselstrom-Strecken einsetzbar.

Expansiver Bahnmarkt Russland
Den Auftrag für die Züge und deren Wartung über 30 Jahre hatte Siemens im Mai 2006 erhalten. Der Auftragswert inklusive des Servicevertrags beträgt 600 Millionen Euro. Russland gilt als einer der expansivsten Bahnmärkte der nächsten Jahrzehnte. Ein Entwicklungsprogramm der russischen Regierung ermöglicht der RZD, bis in das Jahr 2030 bis zu 400 Milliarden Euro in den Ausbau des Schienennetzes und neue Züge zu investieren. In den kommenden Jahren sollen etwa 20.000 km Bahnstrecke entstehen, davon 1500 km Hochgeschwindigkeitsstrecken.

Der Siemens-Sektor Industry (Erlangen) ist der weltweit führende Anbieter von Produktions-, Transport- und Gebäudetechnik. Mit durchgängigen Hardware- und Software-Technologien und umfassenden Branchenlösungen steigert Siemens die Produktivität und Effizienz seiner Kunden aus Industrie und Infrastruktur. Der Sektor besteht aus den sechs Divisionen Building Technologies, Industry Automation, Industry Solutions, Mobility, Drive Technologies und OSRAM. Mit weltweit rund 209 000 Mitarbeitern erzielte Siemens Industry im Geschäftjahr 2007 einen Umsatz von etwa 40 Milliarden Euro (pro forma, unkonsolidiert).

Die Mobility Division (Erlangen) ist der international führende Transport- und Logistik-Lösungsanbieter. Mit dem Ansatz „Complete mobility“ verfolgt die Division das Ziel, unterschiedliche Verkehrssysteme miteinander zu vernetzen, um Menschen und Güter effizient zu transportieren. „Complete mobility“ vereint dabei Kompetenzen bei Betriebsführungssystemen für Bahn- und Straßenverkehrstechnik mit Lösungen bei Flughafenlogistik, Postautomatisierung und Bahnelektrifizierung sowie Schienenfahrzeugen im Nah-, Regional- und Fernverkehr und zukunftsorientierte Servicekonzepte.

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