Die digitale Filmrolle

In der Filmproduktion für das Kino und in den Lichtspielhäusern verdrängt digitale Technik die Filmrolle deutlich langsamer als in der Fotografie. Noch bis vor wenigen Jahren waren hauptsächlich 35mm-Filmkameras im Einsatz, erst 2008 wurden mehr digitale als analoge Kinokameras verkauft. Die meisten Filme werden nach wie vor analog aufgenommen und anschließend digitalisiert. Die Postproduktion wiederum erfolgt hauptsächlich am Computer und auch die digitale Projektion ist auf dem Vormarsch.

Statt Filmrollen werden also Datenpakete – Digital Cinema Packages, kurz DCPs – an die Kinobetreiber verschickt. Diese Pakete enthalten die Bild- und Tondaten des Films. Informationen, wie die verschiedenen Päckchen miteinander verbunden sind, welche Filmteile in ihnen stecken und in welcher Reihenfolge sie abgespielt werden müssen, wird in Form von Metadaten wie etwa der Abspielliste mitgeliefert.

Die Bearbeitung dieser digitalen Filmrollen erleichert die Postproduktionssoftware easyDCP. Sie wurde am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen entwickelt. Mit dem Creator lassen sich DCPs erstellen und verpacken, mit dem Player zur Endkontrolle in Echtzeit auf einem Standard-PC abspielen. Die Versionen Creator+ und Player+ sind die Erweiterungen des Programms, mit denen sich DCPs für 3D-Filme und verschlüsselte DCPs in Kinoauflösung von 2048 und 4096 Bildpunkten erstellen und anzeigen lassen.

»Bei der Entwicklung der easyDCP Werkzeuge haben wir uns darauf konzentriert, die Bedienung möglichst einfach und übersichtlich zu gestalten, so dass sie auch von weniger spezialisierten Bearbeitern benutzt werden können«, sagt Dr. Siegfried Fößel, Abteilungsleiter Bewegtbildtechnologien am IIS. Bisher seien 230 Systeme weltweit lizensiert worden. Hauptsächlich von kleineren Postproduktions- und Produktionsfirmen in Europa. Die Werkzeuge eigenen sich auch für Kinobetreiber, die etwa ihre Eigenwerbung neu gestalten und auf ihren digitalen Kinosystemen zeigen wollen.

Zur Messe in Amsterdam kann der easyDCP Creator+ nun zusätzlich zu .dpx und .tif die Bildformate .png, .jpg und .bmp lesen und verarbeiten. Um den Film vor unerlaubten Raubkopierern zu schützen, lassen sich die Dateien, die die Freischaltschlüssel für den Film enthalten, die Key Delivery Messages KDMs, auch über eine graphische Benutzeroberfläche erstellen. easyDCP Creator und Creator+ sind für Windows- und Mac-Betriebssysteme erhältlich.

Für die Ewigkeit
Die Curator Archive Suite, ebenfalls am IIS entwickelt, soll es Mitarbeiten von Filmarchiven erleichtern, digitale Film-, Bild- und Tondaten in einem DCP-ähnlichen Format zu sichern. Enthalten sind Werkzeuge zum Erstellen, Kontrollieren und Abspielen der digitalen Archivpakete.

»Momentan gibt es eine solche digitale Arbeitsumgebung für die Filmarchivierung noch nicht. Wir bieten auf Basis ISO-standardisierter Codecs ein Einsteigermodell für Archive, die digitales Material archivieren oder Material von Film oder Band digitalisieren wollen«, erklärt Fößel. Die Filme werden dazu in höchstmöglicher Auflösung eingescannt, Bild- und Tondateien komprimiert und zusammen mit den Metadaten in einem digitalen Container archiviert. Soll der Film wieder in einem Kino vorgeführt werden – auch ein Online-Vertrieb ist möglich – lässt sich aus dem Archivformat mit der gleichen Software ein DCP erstellen. In Zukunft soll dies eine Transcoding Engine automatisch erledigen, die auch weitere Distributionsformate anbietet. Die Software ist ab Herbst verfügbar.

Auf der IBC zeigen die Forscher vom 10. bis 14. September in Halle 8, Stand C81 die easyDCP- und die Curator-Archive-Suite im Einsatz.

Testdownload für die easyDCP Werkzeuge unter www.dcinema.fraunhofer.de

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Dr. Siegfried Fößel Fraunhofer-Institut

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