Videokonferenzen in 3-D

Der eine in New York, der andere in Tokio – zwei in Berlin: Videokonferenzen können den persönlichen Kontakt bisher kaum ersetzen. Auf der CeBIT (13. bis 20. März in Hannover) stellt das Fraunhofer-Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik FIRST ein Verfahren vor, das erstmals die Kommunikation in 3-D erlaubt. Damit werden realistische Gesprächssituationen trotz großer Entfernungen möglich.

Immer mehr Unternehmen ersetzen reale Besprechungen durch Videokonferenzen. Bisher sind die Meetings für die Teilnehmer reichlich unbefriedigend. Denn sie können den persönlichen Kontakt nicht vollständig ersetzen, weiß Thomas Bendig vom Fraunhofer-Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik FIRST in Berlin. Jeder Teilnehmer sitzt vor einem kleinen Monitor. Die Kamera, die das eigene Bild überträgt, ist entweder am oberen oder unteren Bildschirmrand platziert. »Allein durch dieses Setting ergeben sich zahlreiche Probleme«, so die Erfahrung der FIRST-Wissenschaftler.

Denn: Jeder Teilnehmer sieht seine Konferenzpartner in kleinen Bildausschnitten auf seinem Monitor und jeder ordnet die »Briefmarken« seiner Ansprechpartner auf dem eigenen Bildschirm anders an. Die Kameraposition bewirkt zudem, dass man seinem Gegenüber auf den Hals oder über den Kopf statt in die Augen schaut. Das ist nicht gerade kommunikationsfördernd. »Videokonferenzen laufen in der Regel in einem merkwürdigen Klima ab: Körpersprache und intuitive Gesprächsführung funktionieren nicht. Niemand weiß, wer gerade angesprochen wird, weil der direkte Blickkontakt fehlt«, beschreibt Bendig das Problem.

Auf der CeBIT 2002 läuten die Fraunhofer-Wissenschaftler ein neues Zeitalter in der weltweiten Videokommunikation ein. Videokonferenzen in 3-D zeichnen sich durch eine eigene Konferenzatmosphäre aus, die der realen Situation in Besprechungen sehr nahe kommt. »In unseren 3-D-Videobesprechungen schaffen wir einen virtuellen Konferenzraum, in dem sich alle Teilnehmer in Lebensgröße sehen und das Gefühl haben, an einem gemeinsamen Tisch zu sitzen. Jeder hat in dieser konsistenten Umgebung seine eigene Perspektive. Damit sind hier nun Dinge möglich, die bisher undenkbar waren«, beschreibt Bendig. Die Teilnehmer haben das Gefühl, in einer aktiven Gesprächsposition zu sein und mit ihren Gegenübern direkt zu kommunizieren. Sie sehen den Partnern in die Augen. Es entsteht echter Blickkontakt.

Möglich wird die realistische Gesprächsatmosphäre durch eine neuartige Kameraanordnung, die besondere Verarbeitung der Videodaten und eine spezielle Projektionstechnik. »Unsere Stereokamera ist etwa in der Mitte des Monitors angeordnet. Das garantiert, dass man seinen Partnern direkt in die Augen blickt. So entsteht ein dreidimensionaler Eindruck des Gegenübers«, erläutert Bendig die technischen Hintergründe des neuen Systems. Die neue Technik wird auf verschiedenen 3-D-fähigen Plattformen von PCs mit 3-D-Display über holografische Systeme bis hin zu X-Rooms verfügbar sein.

X-Rooms ist ein von Fraunhofer-FIRST entwickeltes 3-D-Visualisierungssystem auf PC-Basis, mit dessen Hilfe lebensgroße 3-D-Bilder auf bis zu sechs Präsentationsflächen – Boden, Decke, vier Wände – projiziert werden können. Die neue Technik wird es ermöglichen, Videokonferenzen in einer vollständig virtuellen Umgebung abzuhalten. Darüber hinaus können auch Teilnehmer mit nicht 3-D-fähigen Geräten wie UMTS-Handys mit Hilfe der neuen Technologie an Videokonferenzen teilnehmen.

Auf der CeBIT können Sie eine Demoversion der 3-D-Videokonferenzen auf einer holografischen Scheibe in Halle 11, Stand A14/ A10 live verfolgen.

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Thomas Bendig Presseinformation

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