Der französische Weg zur Sonne führt über Integration

Photovoltaikmarkt in Frankreich konstituiert sich nach Anhebung der Einspeisetarife im Juli. Strategische Fokussierung auf gebäudeintegrierte Systeme.

Die französische Solarstromförderung setzt entsprechend ihrer strategischen Ausrichtung auf gebäudeintegrierte Systeme. Daher stand auf der Messe und Konferenz „Ecobuilding Performance“, die zum dritten Mal am 8. und 9. November in Paris stattfand, die Thematik ‚Solarenergie und Gebäude' im Mittelpunkt.

Über 100 Solarunternehmen, Architektenbüros und Energieversorger präsentierten den 4.200 Besuchern ihre Produkte rund um Haus und Sonne. Auf der parallel stattfindenden Konferenz, die vom einzigen Solarverband in Frankreich, „Enerplan“, organisiert wurde, diskutierten Experten über die neuen Förderbedingungen, deren Auswirkungen auf die Marktentwicklung sowie über erfolgreich umgesetzte Solarprojekte in Frankreich.

Neue Förderung macht Frankreich für Photovoltaik interessant

Grund für das rege Interesse an der Sonnenenergie in Frankreich ist das neue Einspeisedekret, das das Industrieministerium am 26. Juli nach langem Warten veröffentlichte. Es verdoppelt den Grundtarif für Photovoltaikanlagen in Zentralfrankreich von zuletzt 13,8 auf 30 ct/kWh und erhöht die Vergütung in den Überseegebieten und Korsika von 28 auf 40 ct/kWh. Die Besonderheit des Fördermodells liegt jedoch in der Zahlung einer Prämie für gebäudeintegrierte Anlagen: In Zentralfrankreich liegt diese bei 25 ct/kWh, in Übersee bei 15 ct/kWh. So sind maximal 55 ct/kWh Förderung möglich, die im europäischen Vergleich mithalten können. Dabei muss jedoch bedacht, dass die Anlagenkosten bedingt durch die Integration höher sind als bei vergleichbaren Aufdachanlagen.

Zugrunde liegt dieser Konzeption der besonderen Förderung gebäudeintegrierter Anlagen zum einen die Annahme, dass die französischen Endkunden ästhetisch ansprechende Lösungen bevorzugen. Zum anderen soll der heimischen Industrie die Möglichkeit gegeben werden, sich in diesem Nischenmarkt langsam und nachhaltig zu entwickeln.

Integration beschränkt Neuinstallationen auf sechs Megawatt in 2006

Doch diese Regelung hat bisher einen Haken: Das Dekret definiert zwar in Einzelfällen, was als gebäudeintegrierte Anlage gewertet wird, eine allgemein gültige Definition fehlt jedoch. Die Veröffentlichung eines Rundschreibens durch das zuständige Industrieministerium, in dem konkret definiert wird was als integrierte Anlage gilt und was nicht, lässt auf sich warten. Solange eine Definition nicht vorliegt, entwickelt sich die Nachfrage verhalten.

Auch die von Experten für den Netzanschluss durch den Netzbetreiber „Electricité de France“ (EdF) genannten Wartezeiten von drei bis sechs Monaten werden als Ursache dafür gesehen, warum laut dem Erneuerbare-Energien-Verband „Syndicat des Energies Renouvelables“ (SER) in diesem Jahr die Höhe der Neuinstallationen voraussichtlich in etwa auf dem Niveau des Vorjahres liegen wird. Von den insgesamt zugebauten sechs Megawatt entfällt zudem die Hälfte auf Anlagen in den Überseegebieten. Ein weiterer Grund für eine verzögerte Marktentwicklung ist der Umstand, dass den Photovoltaikfirmen bisher größtenteils die Produkte fehlen, um den speziellen Anforderungen des französischen Marktes nachzukommen.

500 Megawatt als Ausbauziel bis 2015

Doch eine verzögerte Marktentwicklung ist Teil des Plans: Anstatt auf ein mengenmäßig dynamisches Wachstum zu setzen, soll ein langfristiger Nischenmarkt aufgebaut werden. Gleichzeitig soll der französischen Industrie Zeit gegeben werden, eine stabile, nachhaltige Struktur zu entwickeln, die perfekt auf diesen Nischenmarkt ausgerichtet ist.

Die Strategie der stetigen, aber langsamen Marktentwicklung wird durch die im Investitionsplan „PPI“ festgelegten Ausbauziele für Solarstrom reflektiert. So werden bis 2012 lediglich 160 Megawatt, bis 2015 500 Megawatt kumulierte Leistung angestrebt. Dies bestätigt Richard Loyen, Vertreter des Solarverbandes „Enerplan“. Hintergrund für das jährliche Wachstumsziel von maximal 30 Megawatt sei, so Loyen, dass man ausländischen Firmen nicht allzu schnell den Weg auf den französischen Markt ebnen wolle.

Marktteilnehmer optimistisch über die Zukunft

Kritiker sehen in dem Konzept des langfristigen Aufbaus des Marktes eine Behinderung für die schnelle Entwicklung der Photovoltaik. Dem widerspricht Fabrice Juquois von der Umwelt- und Energieagentur „Adème“. Diese beschäftigt sich unter anderem mit der Förderung erneuerbarer Energien in Frankreich. Seiner Meinung nach soll die Photovoltaik auf lange Sicht zu einem natürlichen Bestandteil jedes Gebäudes werden. Der politischen Unterstützung kann sich die Photovoltaik dabei sicher sein. Denn schließlich, so „Enerplan“-Vertreter Loyen, „streiten sich alle Politiker in Frankreich derzeit darüber, wer am meisten für die Photovoltaik tut“.

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