Intelligente Systeme erobern höhere Ebenen
INTERKAMA+-Forum in Halle 8 greift aktuelle Trends auf
In der gesamten Prozessautomation vollzieht sich zurzeit ein Paradigmenwechsel, der durch eine hochgradige Dezentralisierung gekennzeichnet ist. So sind im Gegensatz zu früher zum Teil hunderte von Rechnern sowie tausende von Sensoren und Aktoren in einer einzigen Anlage verteilt. Um sie optimal einsetzen und nutzen zu können, ist eine weitreichende Vernetzung sämtlicher Komponenten durch so genannte Feldbussysteme erforderlich. Die daraus resultierenden Vorteile erschöpfen sich aber nicht allein in der Kontrolle einer Anlage.
„Das Ziel ist es vielmehr, Prozesse auf höhere Ebenen zu befördern“, verdeutlicht Hans-Wolfgang Aicher, stellvertretender Geschäftsführer des Bereichs Messtechnik und Prozessautomatisierung im Fachverband „Automation“ des ZVEI. Derartige im Fachjargon auch als „Manufacturing Execution Systems“ (MES) bezeichneten Techniken bieten über die Möglichkeit der vertikalen Integration der Produktion in firmeninterne Informatik-Systeme ein nahtloses Zusammenführen von der Automations- bzw. Prozessebene und der Management- und Planungsebene. Des Weiteren können die Betriebsdaten für das Management aufbereitet werden, sodass die Qualität und Effizienz online überwacht und mit den generierten Reports eine kontinuierliche Verbesserung gewährleistet werden kann. „Das lässt sich bis hinauf zum SAP-System zusammenführen“, erläutert Aicher. Auf diese Weise könne die gesamte Auftragslogistik bis hin zum Vertrieb gemanagt werden.
Kaufmännische Daten werden dynamisch an die Produktion übergeben
Ein Beispiel für diese Entwicklung liefert unter anderem die Firma SCA Hygiene Products GmbH, die am Standort Mannheim eine Watteproduktion unterhält. Zur Optimierung der Produktionsabläufe und Verbesserung der Geschäftsprozesse wurde ein führendes Software-Unternehmen beauftragt, eine speziell angepasste Automatisierungslösung zu realisieren. Hierbei waren insgesamt fünf Linien zur Watteproduktion an das kaufmännische System SAP R/3 zu koppeln. Die Betriebsdaten jeder Linie werden über jeweils einen Industrie-PC erfasst und über ein TCP/IP-Netz in eine gemeinsame Oracle-Datenbank geschrieben. Diese stellt die Anbindung zur kaufmännischen Software SAP R/3 über eine spezielle Schnittstelle her. Hierdurch können Produktionsdaten wie Gewicht und Fertigstellungszeit an SAP oder kaufmännische Daten wie Artikel- und Auftragsnummer dynamisch an die Produktion übergeben werden. Der enorme Nutzen ist, dass jeder Bereich auf die aktuellen kaufmännischen wie auch auf die aktuellen Produktionsdaten zurückgreifen kann. Der Informationsfluss und damit der Ablauf des Geschäftsprozesses konnten dadurch wesentlich verbessert werden.
Verbesserung längs der gesamten Produktionskette
Die Anbindung von Prozessdaten an das SAP-System eröffnet Optimierungspotenziale längs der gesamten Produktionskette. „Die Möglichkeiten reichen vom Ersatzteilmanagement über die Diagnose bis hin zur Produktionssteuerung aus der logistischen Kette heraus“, unterstreicht Aicher.
Ein aktuelles Beispiel für die sich bietenden Möglichkeiten liefert die von der Siemens Automation and Drives (A&D) entwickelte Software „Simatic PCS 7 Asset Management“. Assets sind die Komponenten einer jeden Anlage. Pumpen, Maschinen, Behälter und Rohrleitungen gehören ebenso dazu wie Package Units sowie Geräte und Einrichtungen der Prozessleittechnik. Assets sind quasi das Herz für den Betrieb der Produktionsanlage.
Die neue Software gewährt dem Anlagenfahrer über die Bedien- und Beobachtungsfunktionen der PCS-7-Operator-Station (OS) einen Einblick in sämtliche für den Prozess relevanten Informationen, was ihm wiederum die Möglichkeit gibt, gezielt in den Prozess einzugreifen. Der Instandhalter dagegen kontrolliert per Maintenance-Station (MS) die Hardwarestruktur der Automatisierungsanlage, um Diagnose- und Wartungsanforderungen bearbeiten zu können. Zum Beispiel lässt er sich die gesamte Anlagenübersicht mit Statusanzeigen und systemweitem Alarmmanagement anzeigen, um auf einen Blick den Zustand seiner Anlage zu beurteilen.
Aufgrund der hohen Innovationspotenziale können sich die Wachstumsraten innerhalb der Prozessautomatisierung sehen lassen. Nach Angaben des Baseler Beratungsunternehmens Intech Consulting wächst der Weltmarkt jährlich um 4,4 Prozent und soll bis zum Jahr 2010 ein Volumen von 94,2 Mrd. US-Dollar erreichen. Dies geht aus dem unlängst veröffentlichten Weltreport „Process Automation Markets 2010“ hervor, der in der zweiten Hälfte der Dekade eine Beschleunigung des Wachstums prophezeit.
INTERKAMA+-Forum
Die wachsende Bedeutung der Vernetzung aller Unternehmensbereiche – vom Feldgerät bis hin zur Unternehmensplanung – spiegelt sich auch im hochkarätig besetzten INTERKAMA+-Forum auf der Hannover Messe 2005 (11. bis 15. April) wieder. Von Montag bis Freitag finden hier über 30 Expertenvorträge zu den aktuellen Themen der Prozessautomation statt. Das komplette Forumsprogramm sowie Abstracts zu den Inhalten der einzelnen Expertenrunden stehen im Internet unter www.interkama.de.
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