BIOTECHNICA – von der Technologie- zur Businessmesse

Die Zukunftsbranche Biotechnologie hat neuen Wind unter den Flügeln. Mit diesem positiven Ergebnis beschlossen die 947 ausstellenden Institutionen und Unternehmen (2001: 1 071) ihre internationale Leitmesse. Die neue Aufbruchstimmung dieser zukunftsgerichteten technologischen Querschnittsbranche wurde schon deutlich anlässlich der Eröffnungsveranstaltung am Messevorabend. Erstmalig wurde der EUROPEAN BIOTECHNICA AWARD verliehen. Mehr als 400 hochrangige Repräsentanten aus Wirtschaft, Verbänden und Politik drängten sich auf diesem internationalen Gipfeltreffen der Biotechnologie. Im Verlauf der drei Messetage wurde deutlich, dass die einzelnen Forschungsbereiche der Biotechnologie stärker zusammenwachsen. Die BIOTECHNICA bildet dabei das Zentrum des europäischen Branchen- Netzwerkes. Sie hat einen deutlichen Wandel von der Technologie- zur Anwendermesse vollzogen. Trotz der aktuellen Konsolidierungsphase in der Branche greift zunehmend die Umsetzung in konkrete Geschäftsabschlüsse.

Die kommerzielle Nutzung der biotechnologischen Forschungsergebnisse ist zwingende Voraussetzung zur Gewinnung neuer Finanzmittel für die unterkapitalisierte Branche. Auch die Politik sicherte dafür stabile Rahmenbedingungen zu, an der Spitze Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn und Ministerpräsident Christian Wulff. Beide führenden Politiker nutzten die BIOTECHNICA als Forum gegenüber potenziellen Kapitalgebern und der allgemeinen Öffentlichkeit mit dem Ziel, den positiven Stimmungswandel zur Biotechnolgie zu beschleunigen.

Vor dem Hintergrund der Branchenkonsolidierung war der Besuch von rund 12 000 Fachleuten (13 167) aus 30 Ländern ein klarer Erfolg. Zudem war die BIOTECHNICA im Jahr 2003 internationaler denn je. Rund 22 Prozent der Besucher (17,8 %) kamen aus dem Ausland. Besonders erfreulich war dabei, dass sich der Besuch aus Nordamerika mehr als verdoppelt hat. Das unterstreicht den hohen Stellenwert, den die BIOTECHNICA für den in der Biotechnologie weltweit führenden US- Markt eingenommen hat. Auch der Besuch aus Europa mit einem Zuwachs von 20 Prozent und aus Asien mit 40 Prozent unterstreicht die zunehmende internationale Bedeutung der BIOTECHNICA.

Die Präsentationen der 947 Aussteller (2001: 1 071), von denen 282 (2001: 332) aus dem Ausland nach Hannover kamen, erstreckten sich auf 13 636 Quadratmeter Netto-Ausstellungsfläche (2001: 15 272 m2) in den beiden Messehallen 2 und 3. Die BIOTECHNICA 2003 konnte mit ihren Resultaten, insbesondere vor der nach wie vor angespannten Branchensituation national und international, nahezu an die Ergebnisse der Vorveranstaltung im Boom-Jahr 2001 anknüpfen.

Für die Hochschulen, Institute, Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus der Biotechnologie ist die BIOTECHNICA das wichtigste Forum, sowohl für die Information und Kommunikation als auch für konkrete Geschäftsanbahnungen. Diese beziehen sich in erster Linie auf die industrielle Anwendung neuester Forschungsergebnisse. Dass auch die Politik durchgängig trotz knapper Kassen das Potenzial der Biotechnologie-Branche erkannt hat, lässt sich auch in diesem Jahr an den vielfach geförderten Gemeinschaftsständen auf der BIOTECHNICA ablesen: Alle 16 Bundesländer waren vertreten, aber auch Gemeinschaftsstände aus Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, Russland, Schweden, der Schweiz, Spanien (mit 26 Ausstellern eine besonders starke Präsenz), Japan und den USA unterstreichen das große internationale Interesse. Portugal, Brasilien und Taiwan waren erstmalig mit Gemeinschaftsständen präsent.

Die Besucherschaft der BIOTECHNICA 2003 war durch hohe Professionalität gekennzeichnet. Der Anteil der Geschäftsführer und Vorstandsmitglieder verdoppelte sich nahezu und stieg mit 1 400 Besuchern auf 11,9 Prozent (2001: 6,8 %). 2 200 Fachleute kamen aus den Geschäfts- und Unternehmensleitungen, ebenfalls eine deutliche Erhöhung von 12,8 auf 18,2 Prozent. Den Businesscharakter auf der Besucherseite unterstreicht auch die Zahl von 10 600 Besuchern, die eine Entscheidungskompetenz von „beratend bis ausschlaggebend“ angaben – eine Steigerung von 78,2 auf 88,5 Prozent.

Die Stimmung auf der Messe war über den gesamten Verlauf der BIOTECHNICA 2003 positiv. Die gute Resonanz bei den Ausstellern aus insgesamt 25 Ländern drücken die Bewertungen von „gut bis sehr gut“ bis „übererfüllte Erwartungen“ aus. Generell wurden viele interessante Geschäftskontakte, insbesondere mit den ausländischen Fachbesuchern betont.

Viele kleine und mittelständische Unternehmen „stehen in den Startlöchern“, um für den erwarteten Aufbruch vorbereitet zu sein. Deutlich formuliert wurde vielerorts im Messegeschehen, dass die Stimmung in den Firmen anzieht und die diesjährige BIOTECHNICA der Biotechnologie als zukünftige Schlüsseltechnologie zahlreiche wichtige Impulse gegeben hat.

EUROPEAN BIOTECHNICA AWARD

Erstmals wurde anlässlich der BIOTECHNICA 2003 der „EUROPEAN BIOTECHNICA AWARD – for excellence in biotech business“ verliehen, ein Preis, der sich an kleine und mittlere Biotech-Unternehmen, die sich bereits erfolgreich am Markt etabliert haben, wendet.

An der Verleihung im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung nahmen mehr als 400 hochrangige Vertreter der internationalen Biotech-Industrie teil.

Der erste Preis in Höhe von EUR 20 000 ging an die GPC Biotech AG in Martinsried. Dieses Biotechnologie-Unternehmen entdeckt und entwickelt mit Hilfe innovativer Technologien neuartige Krebsmedikamente. Zudem erhielt es als Sonderpreis eine Anzeigenkampagne in den „European Biotechnology Science & Industry News“ der BIOCOM AG in Berlin.

Den zweiten Platz belegte die Intercell AG in Wien. Dieses Unternehmen arbeitet an der Entdeckung und Entwicklung neuer immunologischer Produkte und Technologien zur Vorbeugung und Behandlung von Infektionskrankheiten und Krebs. Die Intercell AG erhielt als Sonderpreis einen kostenlosen Messestand auf der „BIOTECHNICA ASIA 2004“ (28. bis 30. Oktober) in Singapur.

Der dritte Preis (fünf Beratungstage bei der Unternehmensberatung Cap Gemini Ernst & Young) ging an die Wilex AG in München. Dieses biopharmazeutische Unternehmen entwickelt ebenfalls neue zielgerichtete Krebstherapien.

Zu den Finalisten dieses Awards gehörten auch die Unternehmen MediGene AG aus Martinsried und PAION GmbH aus Aachen.

In seiner Laudatio betonte Prof. Dr. Peter J. W. Stadler (Sprecher der Jury, Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) und Geschäftsführer der Artemis Pharmaceuticals GmbH) den hohen PR-Stellenwert dieses Awards für die Biotechnologie-Branche.

Der nächste EUROPEAN BIOTECHNICA AWARD wird im kommenden Januar ausgelobt und während des BIOTECHNICA BUSINESS FORUM (6. bis 7. Oktober 2004) in Hannover verliehen.

Messetrends der Biotechnologie

Ausführlich wurden die Erfolge der „Enabling Technologies“ vorgestellt. Mit ihnen können die Möglichkeiten, die die moderne Molekularbiologie und Genetik aufgezeigt haben (rekombinante DNA- Technologie, Aufklärung des Humangenoms usw.) in vermarktungsfähige Produkte umgesetzt werden. Der Weg vom Gen zum Produkt kann so auch für kleine Unternehmen beschritten werden, ein sonst noch immer existierendes „bottleneck“ für viele Start-up-Unternehmen (z. B. die Produktion von ausreichenden Mengen Wirkproteine für klinische Phasen). Auch Forschungslabors der Bioregionen stellten hier ihre Leistungen aus. Die prägenden Trends der diesjährigen BIOTECHNICA waren:

Robotersysteme/Automatisierung:

ganzheitliche Systeme der Probennahme, -lagerung, -aufarbeitung und -verarbeitung sowie der Auswertung der analytischen Daten.

Mikrosystemtechnik:

Integration verschiedenster Arbeitsschritte auf kleinstem Raum mit breiten maßgeschneiderten Anwendungsmöglichkeiten und hoher Kosteneffizienz (Anschaffung und minimaler Reagenzienverbrauch).

DNA-Technologien:

einfache und dennoch vielfältige Einsatzmöglichkeiten (Routineeinsatz ohne Experten möglich).

Auch die „grüne“ Biotechnik (nach Änderung der EU-Richtlinie) und das Tissue Engineering (Kultivierungsverfahren von Zellen zur Bildung von Geweben und Organen) waren sowohl thematisch im Vortragsprogramm wie auch konkret im Ausstellungsgeschehen verstärkt vertreten.

Sonderschau „Mikro- und Biosystemtechnik“

Interessante Kontakte, gute Gespräche, optimistische Grundstimmung – so fassen die Aussteller der Sonderschau „Mikro- und Biosystemtechnik“ des Fachverbandes für Mikrotechnik IVAM NRW e.V. den Messeverlauf zusammen. Das Thema Mikrotechnik werde von der Biotechnologie angenommen. Die Sonderschau war insgesamt ein Erfolg. „Wir hatten mehr Kontakte als vor zwei Jahren“, sagte Dr. Lutz Weber von der thinXXS aus Mainz. „Vorsichtig optimistisch“ ist z. B. auch Dr. Frank Bartels von der Bartels Mikrotechnik aus Dortmund: „Die Kundenfrequenz war deutlich größer als auf der BIOTECHNICA vor zwei Jahren.“

Rahmenprogramm

Das Informationsangebot der ausstellenden Unternehmen wurde durch zahlreiche Foren, Workshops, Symposien und Vortragsveranstaltungen vertieft und abgerundet. Insgesamt nahmen rund 1 700 Fachbesucher die Gelegenheiten zur Information und zum intensiven Dialog wahr.

Im Rahmen des „Innovations-Forum“ präsentierten über 90 Aussteller innovative Firmen und Produkte. Insgesamt nahmen rund 1 800 Besucher an 91 fachspezifischen Vorträgen teil (2001: 1 018). Auch die Sonderpräsentationen „Bio-Partner“ und „Bio-Job“ verzeichneten während der drei Messetage großes Interesse. Während bei „Bio- Partner“ die Kontaktanbahnungen zwischen Biotechnologie-Unternehmen im Vordergrund standen, konnte „Bio-Job“ zwischen Job-Suchenden und Job-Anbietenden vermitteln. Die interessierten Besucher hatten dabei Gelegenheit, direkt auf den Messeständen der anbietenden Firmen in den Dialog zu treten.

Nach Angaben der Veranstalter sind sowohl der Arbeitsmarkt als auch die Wünsche der Unternehmen nach neuen Geschäftskontakten stark durch konkrete Vermarktungsstrategien biotechnologischer Produkte und Entwicklungen geprägt.

Aktuelle Themen der Biotechnologie, aber auch rechtliche und wirtschaftliche Aspekte der Branche wurden auf gutbesuchten Konferenzen diskutiert. Dabei ging es um Themen wie „Essential Elements of Corporate Intellectual Property Strategy“, „Stammzell- Klonen“, „Functional Food – Produktentwicklung in der Praxis am Beispiel der Probiotika“, „Erfolgskonzepte für Health Sciences Industrie“, „Nanotechnologie“ und EU-Förderprogramme in den Bereichen Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie.

Umfassende Informationen zum Studium und den Berufschancen in den Biowissenschaften gaben die Veranstaltungen „Biotec-Studium“ und „Job-Tag“. Insgesamt mehr als 500 Interessierte beteiligten sich daran und konnten bei den Ausstellern Einblick in die konkrete Berufswelt erhalten.

Pilotprojekt Besucher-Registrierung

Erstmals zur diesjährigen BIOTECHNICA wurde online im Vorfeld der Messe und in den Eingangsbereichen eine Vollregistrierung der Besucher durchgeführt. Hintergrund für dieses Pilotprojekt waren die Wünsche zahlreicher Aussteller und Besucher, sich effizienter auf die Messe vorzubereiten und noch zielgerichteter die Kontaktanbahnung und -intensivierung umzusetzen. Die Deutsche Messe AG realisierte mit diesem Pilotprojekt ein Verfahren, das bei vergleichbaren Fachmessen im Ausland bereits praktiziert wird. Die Registrierung verlief an allen drei Messetagen reibungslos und traf durchgängig auf spontane Akzeptanz bei allen Besuchern. Die konkreten Erfahrungen zu dieser Messe liefern zudem wertvolle Hinweise auf die Übertragbarkeit zu anderen Veranstaltungen.

Im Herbst 2004 wird am 6. und 7. Oktober das „BIOTECHNICA BUSINESS FORUM – 2nd International Conference for Biotechnology“ auf dem hannoverschen Messegelände durchgeführt.

Nach Angaben der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB), Frankfurt/Main, wird die DIB-Jahrestagung zukünftig jeweils im zeitlichen Rahmen dieser BIOTECHNICA-Veranstaltungen durchgeführt – ein deutliches Bekenntnis der deutschen Biotechnologie-Organisation zu dieser Leitmesse.

Media Contact

Detlev Rossa Deutsche Messe AG Hannover

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