Learntec Karlsruhe: Fraunhofer IPSI stellt Lernprogramm für Lernprogramme

Sogenannte WBTs (Web Based Trainings), also Lernangebote auf Basis des World-Wide-Web, bieten neuartige Möglichkeiten, große Wissensmengen strukturiert darzustellen und „lernbar“ zu machen. Doch sie erfordern ausgefeilte didaktische Konzepte und die richtige technische Umsetzung, wenn sie Erfolg haben sollen.

Das Fraunhofer-Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme (IPSI) in Darmstadt stellt ab sofort im Internet und vom 4. bis 7. Februar 2003 auf dem Fraunhofer-Stand auf der Learntec-Messe Karlsruhe (Stand 352, Gartenhalle) ein WBT vor, mit dem zukünftige WBT-Autoren lernen sollen, wie man es richtig macht. Das multidisziplinäre Team aus Pädagogen, Psychologen, Informationswissenschaftlern und Informatikern hat eine reduzierte Demo-Version unter http://learning.ipsi.fhg.de/wbt-demo/ veröffentlicht. Das komplette Programm wird für eine Registrierungsgebühr von 500 EURO pro Lizenz auf dem IPSI-Server freigeschaltet, auf Anfrage gibt es auch individuelle Installationen bei Unternehmen. Zielgruppe sind in erster Linie Fachleute aus der Industrie oder Behörden, die zukünftig hausintern ihr Fachwissen so aufbereiten wollen, dass es über Intranets für Mitarbeiterschulungen zur Verfügung stehen kann.

PC und WWW als Nürnberger Trichter

Die Vorstellung des Computers mit Internet- oder Intranetverbindung als Nürnberger Trichter, mit dessen Hilfe man alles Wissen in die Köpfe eingießen kann, scheint gerade im 21. Jahrhundert der Schlüssel zur Lösung mancher Probleme zu sein: die Menge an aufzunehmendem Wissen wächst immer mehr, die dafür zu Verfügung stehende Zeit wird immer weniger.

Die Organisation und die Durchführung von Weiterbildungsmaßnahmen und das Management großer Wissensbestände sind dabei für jedes Unternehmen eine zentrale Herausforderung. Kostengünstiges, prinzipiell zeit- und ortsunabhängiges Lernen on demand (Lernen nach Bedarf) sind nur einige Vorteile, die WBTs dem Nutzer bieten.
Mit ihrem Autoren-WBT „Wie erstelle ich ein WBT“ tragen die Informationswissenschaftlerin und Projektleiterin Friederike Jödick M.A., Dipl.- Psych. Anke Hoffmann, und Dipl.-Inform. Martin Wessner M.A. von der Forschungsgruppe Concert des IPSI in Darmstadt dem Verlangen Rechnung, komplexe Wissensinhalte in Form von WBTs strukturiert, verständlich und interessant darzustellen.

Bei dem Angebot handelt es sich – wie der Name schon sagt – um ein Lernprogramm über und zum Erstellen von WBTs, konzipiert für die Entwicklung webbasierter Trainingseinheiten in Weiterbildungs-/E-Learning-Abteilungen großer Unternehmen, Agenturen und von Fachleuten unterschiedlicher Branchen. Ausgestattet mit Leitfäden und Werkzeugen soll es WBT-Autoren in jeder Phase des Erstellungsprozesses, von der Konzeption bis zur Evaluation des fertigen Produkts, eine praxisorientierte Unterstützung bieten und einen Einblick in den Gesamtentwicklungprozess eines WBTs ermöglichen.

Sechs Module – von Analyse bis zu Werkzeugen

In sechs Modulen, unterteilt in diverse Lektionen, die sich als Layer ausklappen, sobald man mit dem Cursor über sie fährt, wird die Entwicklung eines WBTs erklärt und transparent gemacht. Im ersten Modul „Analyse“ werden anhand von Bedarfs- und Zielgruppenanalysen, einer Lernzielbestimmung und einer Zusammenstellung inklusive Bewertung des zur Verfügung stehenden Materials die Grundlagen für eine weitere Konzeption gelegt. Modul 2 – „Konzeption“ – hilft anschließend bei Auswahl und Strukturierung der Inhalte, Navigation, Layout und didaktischen Hinweisen zur Gestaltung, um dann im Modul 3 – „Entwicklung“ mithilfe von multimedialen und anderen Mitteln einen Projektplan zu entwickeln.

Um einer Konzeption vorzubeugen, die am Lernenden vorbeigeht, bietet Modul 4 – „Testen & Verbessern“ Möglichkeiten und Hinweise, einen ersten Teil des bereits erstellten WBTs am „Lerner“ zu testen.

Ist das WBT effizient? Erreicht es den gewünschten Lernerfolg? Um diesen Fragen nachzugehen, liefert Modul 5 – „Evaluation“ – einen Überblick über die gängigsten empirischen Testverfahren inklusive einiger Testvorlagen; im Modul 6 -„Werkzeuge“ werden abschließend die bekanntesten Autorenwerkzeuge, z.B. Flash, Dreamweaver, Instructor etc. zum Erstellen eines WBTs vorgestellt.

Neben den vorgestellten sechs praxisnah und mit interaktiven Übungen versehenen Modulen enthält das Werk zusätzlich ein Glossar mit Fachausdrücken, weiterführenden Literaturhinweisen zu jedem Themenbereich und ermöglicht durch eine eingebaute Suchmaschine (nicht in der Demo-Version) eine gezielte Schlagwortsuche.

Mehr als ein Jahr arbeitete das Entwickler-Team um Jödick, Hoffmann und Wessner an der Konzeption und Entwicklung des Autoren-WBTs. Hervorgegangen ist das nun fertige Produkt aus dem Framework „Computerunterstütztes Lernen“, in den Erfahrungen aus zahlreichen Projekten zum computerunterstützten, kooperativen Lernen und Wissensmanagement einflossen. Für Unternehmen, die das WBT einsetzen, bietet das Concert-Team zusätzlich Autorenschulungen, Workshops und Beratungen im Bereich e-Learning und kann Autoren Unterstützung in jeder Entwicklungsphase geben.

Laut Anke Hoffmann, Mitglied des Concert-Teams, basiert das WBT maßgeblich auf den lerntheoretischen Konzepten der konstruktivistisch orientierten Pädagogik. Lernen wird dabei als eine aktive Tätigkeit gesehen, die vom Lernenden selbständig durchgeführt werden müsse. Der Lernende konstruiert sich so sein Wissen aus den angebotenen Informationen und passt das WBT seinem individuellen Lernstand (i.e. selbstregulierendes Training) an, d.h., er kann frei navigieren oder aber das vorgegebene Pensum kontinuierlich durcharbeiten. Voraussetzung hierfür sei aber, so Hoffmann, dass beim Lerner die Kompetenz vorhanden sei, selbstreguliert zu lernen.

Sind Web Based Trainings die modernen Nürnberger Trichter, um große Wissensmengen binnen kurzer Zeit und ohne Anstrengung ’einzutrichtern’? Nein! Aber sie sind ein Mittel, Wissen interessant, interaktiv und multimedial erfahrbar zu machen. Doch Lernen ist auch im 21. Jahrhundert noch mit Anstrengung verbunden …

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Dipl.-Volkswirt Michael Kip Fraunhofer IPSI

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