Sprachgesteuerter Operationssaal / Instrumente bewegen sich wie von Geisterhand

Innovation auf der weltgrößten Medizinmesse MEDICA 2002 in Düsseldorf

Schwierige Operationen unter schwierigen Arbeitsbedingungen, das ist ein Schwierigkeitsgrad zuviel! Abhilfe soll der sprachgesteuerte Operationssaal bieten, vorgestellt auf der weltgrößten Medizinmesse MEDICA 2002 (20. bis 23. November) in Düsseldorf. Das neue OP-Konzept soll den Operateur entlasten und den OP-Ablauf effizienter gestalten.

Die Arbeitsbedingungen, unter denen Chirurgen ihre „Kunst“ vollbringen müssen, sind unter ergonomischen Gesichtspunkten betrachtet häufig katastrophal, insbesondere bei der so genannten Schlüssellochchirurgie. Von „Problemen der Augenkoordination“ einhergehend mit Nacken- und Rückenschmerzen spricht der Freiburger Universitäts-Chirurg und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Chirurgische Technologie, Dr. Ulrich Matern und verweist auf ein OP-Konzept, das nicht auf den Chirurg als den Hauptakteur abgestimmt ist. Inmitten eines technologischen Sammelsuriums arbeitend, kann von ergonomischer Arbeitsplatzgestaltung wahrlich nicht die Rede sein. Negativ-Beispiele lassen sich leicht aufzählen.

Die Monitorposition ist so eine Hürde, die es auf dem Weg zum optimalen und vor allem effizienten Arbeitsplatz des Chirurgen zu nehmen gilt. Eine andere ist die Bedienung der hochkomplexen technischen Umgebung. Neue Operationstechniken fanden Einzug in den OP, ohne dass sich dieser wesentlich weiterentwickelt hat. Bis heute ist man im OP von der viel zitierte „Mensch-Maschinen-Integration“ weit entfernt.

Dr. Thomas Horbach, Chirurg vom Universitätsklinikum Erlangen, hat ein neues OP-Konzept in der täglichen Routine erprobt, das die vielen Behinderungen während der Operation vermindern soll. Fazit: Der Operateur gewinne durch den Einsatz des Systems die volle Kontrolle über seine Operationsumgebung zurück. Gerade die „Reduktion der eigenen Belastung“, hält der Erlanger Chirurg für einen „wichtigen Vorteil“.

Im Zentrum der Innovation steht die Sprachsteuerung. So gut wie alle für die Durchführung der Schlüssellochchirurgie erforderlichen Maschinenbefehle, wie Positionsveränderungen des OP-Tisches und der OP-Leuchte oder Einsatz von Insufflator und Saugeinrichtung, gibt der Chirurg über ein Mikrophon (Headset) aus dem sterilen Bereich an das System weiter. Dieses erkennt die Stimme des Akteurs und setzt die gesprochenen standardisierten Befehle in Funktionsänderungen um. Voraussetzung: Die Subsysteme unterschiedlicher Hersteller müssen mit der Kreation kommunizieren können.

Mit etwa 20 gesprochenen Befehlen kommt man in Erlangen beim Ablauf standardisierter Eingriffe aus. Erheblich mehr gesprochen werden muss bei komplexen Operationen. Wenn dem Headset-Chirurgen gegen Ende eines anstrengenden OP-Tages die Stimme rau und heiser geworden ist, dann steigt zwar die Spracherkennungsfehlerrate leicht an und nervt den Chirurgen durch wiederholte Spracheingaben, doch die Vorteile sind unübersehbar. Aus der Position des Bittenden in die des Handelnden zurückgekehrt, empfindet es Horbach als eine späte Genugtuung, „die Steuerung wieder in die Hand oder besser in den Mund zu nehmen“.

Auf der weltgrößten Medizinmesse MEDICA präsentieren sich vom 20. bis 23. November 2002 in Düsseldorf über 3.600 Aussteller aus 65 Ländern. Die Unternehmen, Organisationen sowie Forschungsinstitute können mit ihren Angeboten recherchiert werden über das Medizinportal MEDICA.de im Internet unter www.medica.de. Aussteller auf dem Gebiet der Sprachsteuerung sind z. B. Siemens und Philips.

Pressekontakt:

Messe Düsseldorf GmbH
Pressereferat MEDICA und ComPaMED 2002
Martin-Ulf Koch/ Larissa Browa
Tel. +49(0)211-45 60-444/-549
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