Studenten entwickeln einen Mikrochip zum Zählen von Zellen

Wie die Perlen auf einer Schnur wollen die Studenten Timo Noll (M.) und Marvin Kaminski (r.) lebende Zellen antreten lassen, um sie zu zählen und zu analysieren. Ihr Projekt in der Entwicklung neuer medizintechnischer Analysegeräte soll später vor allem der Zelltherapie dienen. Betreut werden sie von Prof. Dr. Michael Schlüter (l.). Foto: WH/BL, Abdruck honorarfrei<br>

Als Alexander Fleming 1928 mit dem Penizillin das erste bekannte Antibiotikum fand, war das zwar ein Zufall, aber auch eine große Leistung des Mediziners und späteren Nobelpreisträgers. Doch ohne Medizintechniker, die hinter ihm standen und das erforderliche Gerät für die Kultivierung der Zellkulturen und deren Untersuchung bereit stellten, wäre das nicht möglich gewesen.

Seither hat die Medizintechnik eine rasante Entwicklung genommen. An der Westfälischen Hochschule ist sie als „Mikrotechnik und Medizintechnik“ eine Studienrichtung, in der sich die angehenden Wissenschafts-Bachelor und –Master mit Miniatursystemen im Mikrometerbereich beschäftigen. Zwei von ihnen sind Timo Noll (23) aus Gladbeck und Marvin Kaminski (24) aus Gelsenkirchen.

Gemeinsam und aufeinander aufbauend entwickeln sie zurzeit einen Mikrochip zur Zelluntersuchung. Eingesetzt werden kann ihr Chip später sowohl in der Forschung als auch zur Zelltherapie. Wissenschaftlich heißt das „Durchflusszytometrie“. Da sie an einer praxisorientierten Fachhochschule studieren, setzt ihr Projekt dabei auf die Zusammenarbeit mit einer Firma, die die Ergebnisse später in die Wirklichkeit umsetzt und auf den Markt bringen will. In diesem Fall ist der Partner die Firma „Miltenyi Biotec“ in Bergisch Gladbach, ein Unternehmen, das mit mehr als 1.300 Mitarbeitern in 22 Ländern Produkte zur Zellsortierung und –untersuchung sowie zur Zelltherapie entwickelt und vertreibt.

In seiner Abschlussarbeit für den Bachelor-Grad sitzt Timo Noll an der Fräsmaschine. Allerdings im Mikrometerbereich. Er lässt computergestützt feinste Kanäle fräsen, die zwischen 0,1 und 0,3 Millimeter breit und tief sind, jeder Kanal wenige Zentimeter lang. Darin werden Zellen über Transportflüssigkeiten so durch die Kanäle geschickt, dass sie sich mittig im Kanal bewegen. Auf diese Weise lassen sich die Zellen einzeln untersuchen. Anschließend nimmt sich Marvin Kaminski den Zell-Strom vor:

Er sorgt dafür, dass die Zellen in den Kanälen auf einem Chip einzeln einen Laserstrahl passieren. Je nach Größe, Gestalt und Anfärbung zeigen unterschiedliche Zellen im Laserlicht ein spezifisches Verhalten und können so bestimmt werden. Einmal erkannt, werden die gewünschten Zellen dann aus dem Hauptkanal aussortiert.

Wie bei allen wissenschaftlichen Neuentwicklungen wird es von der Forschung bis zur Nutzung noch weitere Zeit benötigen. „Als Fachhochschule sind wir jedoch äußerst interessiert daran, diese ‚Time-to-market-Frist‘ möglichst kurz zu halten“, so Prof. Dr. Michael Schlüter, der die Arbeiten der beiden Studenten betreut. „Um Entwicklungszeiten zu verkürzen und die Synergie zwischen verschiedenen Fachrichtungen unserer Hochschule zu nutzen, hat die Westfälische Hochschule gerade erst das Westfälische Institut für Gesundheit gegründet. Darin sind auch die Spezialisten von Mikrotechnik und Medizintechnik vertreten.“

Media Contact

Dr. Barbara Laaser idw

Weitere Informationen:

http://www.w-hs.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer