Neue Herzkranzgefäßstütze auf Milch-Basis eingesetzt

Patientin, Oberarzt Dr. Alexander Lind und Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Mügge (v.l.n.r)<br>D. Wagner / Bergmannsheil <br>

Gefäßstützen, sogenannte Stents, sind aus der modernen Kardiologie nicht mehr wegzudenken. Sie bestehen üblicherweise aus einem kleinen Metallgitter und werden beispielsweise in den Herzkranzgefäßen implantiert, um lebensgefährliche Gefäßverengungen zu weiten und zu korrigieren.

Erstmals in Bochum hat die Kardiologische Klinik des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil einer Patientin einen neuen Stent implantiert, der auf Basis einer Milchsäureverbindung hergestellt wurde. Der Vorteil: Das Material löst sich im Heilungsverlauf auf; erneute Eingriffe an dem geschädigten Herzkranzgefäß können daher im Bedarfsfall erheblich einfacher durchgeführt werden. Der neue Stent wird derzeit nur in ausgewählten Herzzentren in Deutschland angewendet.

„Milch-Stent“ löst sich selbstständig auf

„Die Entwicklung von Stents, die sich im Verlauf selbst auflösen und damit die Funktionalität des Herzkranzgefäßes erhalten, schien technisch lange Zeit nicht möglich“, erläutert Prof. Dr. Andreas Mügge, Direktor der Kardiologie am Bergmannsheil und St. Josef-Hospital. „Jetzt steht uns erstmals ein Stent aus Polylaktat, also einem Milch-Produkt zur Verfügung.“ Der neue Stent wird „wie Frisch-Milch“ im Kühlschrank aufbewahrt. „Nach seiner Implantation in dem geschädigten Herzkranzgefäß löst er sich in einem Zeitraum von 12 bis 18 Monaten wieder auf“, ergänzt Oberarzt Dr. Alexander Lind, Leiter des Katheterlabors im Bergmannsheil. Die erste Implantation in einer Bochumer Klinik hat das Kardiologenteam des Bergmannsheils am 27. September 2013 bei einer 57-jährigen Patienten erfolgreich durchgeführt.

Verbesserte Langfristperspektive möglich

Gegenüber dem neuen Stenttyp auf Milchsäurebasis verbleiben Metall-Stents dauerhaft im Körper. Verengt sich das betroffene Herzkranzgefäß erneut, so erschwert der konventionelle Stent einen weiteren Korrektureingriff. Auch Operationen an Herzkranzgefäßen, in denen sich ein Metall-Stent befindet, stellen für den Herzchirurgen eine Herausforderung dar. „Solche möglichen Folgeprobleme werden mit dem neuen Stenttyp vermieden“, erläutert Dr. Lind. Ein weiterer Vorteil ist, dass das betroffene Herzkranzgefäß nach der Auflösung der Gefäßstütze wieder seine normale Funktion einnehmen kann. „Gerade für jüngere Patienten könnte dieser Stenttyp daher eine neue, schonende Behandlungsoption mit verbesserter Langfristperspektive darstellen“, so der Kardiologe.

Koronare Herzkrankheit: Häufigste Todesursache

Die koronare Herzkrankheit bezeichnet Verengungen der Herzkranzgefäße, die durch Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) hervorgerufen werden. Sie kann zu einem Sauerstoffmangel in Teilen des Herzens führen und äußert sich typischerweise in einem Engegefühl in der Brust (Angina pectoris). Die chronische, fortschreitende Erkrankung kann schlimmstenfalls einen Herzinfarkt oder plötzlichen Herztod auslösen. Sie gilt als die häufigste Todesursache in den westlichen Industrieländern.

Über das Bergmannsheil

Das Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum Bergmannsheil repräsentiert den Strukturwandel im Ruhrgebiet wie kein anderes Krankenhaus: 1890 als erste Unfallklinik der Welt zur Versorgung von verunglückten Bergleuten gegründet, zählt es heute zu den modernsten und leistungsfähigsten Akutkliniken der Maximalversorgung und gehört zum Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum (UK RUB). In 23 Kliniken und Fachabteilungen mit insgesamt 622 Betten werden jährlich rund 20.000 Patienten stationär und 63.000 Patienten ambulant behandelt. Mehr als die Hälfte der Patienten kommen aus dem überregionalen Einzugsbereich. Weitere Informationen im Internet unter: www.bergmannsheil.de.

Weitere Informationen:

Dr. Alexander Lind
Oberarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie
Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
44789 Bochum
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